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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen
Autoren: Vampira VA
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Schwung, um sie über sich hinweg zu schleudern. Rasch kam er selbst auf die Füße, schlüpfte aus dem Tipi. Einen kurzen Blick warf er noch auf die Asche, die sich dort gesammelt hatte, wo eben noch Makootema-ne gesessen hatte .
    Der Anblick weckte Kräfte in Wyando, die ihn an den Rand der Raserei trieben. Für Sekunden nur. Denn was er draußen sah, lähmte ihn von neuem.
    Seine Brüder und Schwester, die eben von ihresgleichen getötet worden waren, regten sich - - und erstanden von den Toten!
    Alle bis auf vier, die reglos liegenblieben.
    Doch um sich darüber Gedanken zu machen, reichte die Zeit nicht. Chelana, Metseeh und Pacahee kamen auf Wyando zu. Lilith stand abwartend da, den Splitter in der Hand, doch er spürte, daß sie sich gleich auf ihn stürzen würde. Und die Auferstandenen nahmen ebenfalls Kurs auf Wyando.
    Wyando straffte sich, war bereit, den Kampf aufzunehmen. Er würde ihn nicht gewinnen können. Aber wenn es sein Schicksal war, heute Nacht mit seinem Stamm unterzugehen, dann würde er es hinnehmen.
    Ein Adler schrie.
    Und Wyando erstarrte.
    Denn es war nur in den Ohren der anderen der Schrei eines Adlers. Wyando erkannte die Stimme seines Totemtiers, das sich im Schutze der Nacht verbarg - und er erkannte den Schrei.
    Creeaa!
    Wyandos Seelenname, den nur der Adler wußte. Nicht einmal Ma-kootemane hatte die geheimen Seelennamen seiner Kinder gekannt. Sie waren es, was die Arapaho untrennbar mit den Seelen der Tiere verband.
    Wyando reagierte ohne Zögern.
    Sein Körper wurde der eines Adlers, und er stieg so schnell in die Nacht empor, daß niemand ihm zu folgen vermochte.
    Wyando wurde erwartet von einem mächtigen Schatten, der über dem Dorf kreiste und, kaum daß sein »Herr« in seiner Nähe war, davonjagte.
    Wyando folgte seinem Tier, darauf vertrauend, daß es wohl wußte, wohin es ihn leiten mußte.
    *
    Der Weg war nicht weit. Sie hatten eben erst begonnen, das nachtschwarze Meer der Wälder zu überfliegen, da ging das vorausfliegende Tier schon wieder tiefer, und Wyando folgte ihm.
    Vor einem Felsspalt setzte der Adler auf. Der Arapaho verwandelte sich noch im Landen, kam sicher zu stehen. Das Tier sah zuerst ihn an, wandte dann ruckartig den Kopf und starrte in die Schwärze der Felsenkluft, um schließlich wieder zu seinem »Herrn« aufzuschauen - unübersehbar auffordernd, wie Wyando registrierte.
    »Du meinst, ich soll da hinein?« fragte er trotzdem.
    Der Adler schrie.
    Creeaa!
    Wyando tat den ersten Schritt in die Finsternis, in der selbst seine Augen Mühe hatten zu sehen. Doch von irgendwoher sickerte schwaches Licht herein, das er nutzen konnte. Und so schritt er durch eine Welt aus blutroten Schatten, während seine Gedanken zurückeilten zu den Vorgängen im Dorf.
    Er verstand nichts davon. Was war nur geschehen? Welche Macht hatte ihre Finger nach seinem Stamm ausgestreckt, um ihn in den Untergang zu treiben - und weshalb?
    Wyando dachte an den Purpurdrachen, den Makootemane besiegt zu haben glaubte. Das alte Sippenoberhaupt hatte sich geirrt, doch die Gefahr übertraf alles, womit Makootemane je gerechnet hatte.
    Und nun war der Vater des Stammes selbst ein Opfer jenes Drachen geworden. Wer sollte ihm jetzt noch gegenübertreten - und vor allem im Kampf bestehen?
    Wyando kannte die Antwort; es gab nur diese eine. Doch die bloße Vorstellung einer solchen Auseinandersetzung drohte ihn zu Boden stürzen zu lassen .
    Der Gang, durch den Wyando lief, weitete sich zu einer Höhle, deren Wände in Schwärze versanken, die sein Blick nicht zu durchdringen vermochte. Doch das war auch nicht nötig. Denn er sah, was er sehen mußte.
    Und er erkannte es, obwohl es seine Form, sein Wesen verändert hatte.
    Wyando ahnte, unter welchem Einfluß der Totempfahl seines Stammes zu jenem grauenhaften Gebilde mutiert war, das vor ihm aufragte. Der Purpurdrache hatte sich des Heiligtums der Arapaho bemächtigt, nachdem er sie auf andere Weise nicht hatte bezwingen können.
    Wyando trat näher. Seine Hand streckte sich wie von selbst nach dem schwärenden Holz aus, wollte das bernsteinfarbene Blut, das daraus hervorquoll, berühren, als flüsterte ihm eine Stimme ein, es doch zu tun.
    Creeaa!
    Er zuckte zurück.
    NEIN! schrien seine Gedanken, aufgeschreckt aus der Lethargie, in die etwas Fremdes sie gewoben hatte. Er wandte sich kurz um, sah die Silhouette des Adlers in der Röte hinter sich. Das Tier war ihm gefolgt, hatte gespürt, daß Gefahr drohte, die sein »Herr« nicht selbst
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