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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food
Autoren: Karin Baron
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Einigermaßen jedenfalls“, sagte ich mit Blick auf Mias Gipsfuß. Mia ließ ihre Schokoschnecke auf das weiße Betttuch fallen und stopfte sie dann schnell in den Mund. Verlegen spielte sie mit der silbernen Drahtspirale aus ihrem Block.
    â€žSchon“, sagte sie vage. „Igel hat mir erzählt, was im Bunker passiert ist, als ich nicht da war. Da hab ich ja wohl noch mal Glück gehabt, dass ich den beiden Typen nicht in die Arme gelaufen bin.“
    â€žSieht ganz so aus. Was wollten die eigentlich von dir? Habt ihr das inzwischen rausgekriegt?“
    â€žMich zum Schweigen bringen. Ein für alle Mal“, erwiderte Mia düster, um dann zufrieden fortzufahren. „Hat ja bekanntlich nicht geklappt.“
    â€žWar aber verdammt knapp“, sagte Jan, der, ohne zu klopfen, zur Tür hereinkam. Umständlich zog er ein rundes Edelstahlgefäß mit Deckel unter seinem über die Jeans hängenden Hemd hervor und hielt es ihr hin. „Das hab ich aus dem Schwesternzimmer geklaut“, erklärte er. „Meinst du, das geht?“
    â€žâ€™ne Petrischale.“ Mia fing an zu kichern. „Wie passend. So ähnlich fing das Ganze auch an.“
    Verständnislos sah Jan mich an. „Hast du eine Ahnung, wovon sie redet?“
    Ich zuckte die Schultern. „Ich passe.“
    Mia schien nicht die Absicht zu haben, uns aufzuklären. Stattdessen reichte sie mir die glänzende Schale. „Kannst du die Schnipsel bitte da reintun?“ Danach halfen wir ihr aus dem Bett und zum Balkon, wo ich die Schale auf einem kleinen Tisch abstellte. Mia fummelte ein Feuerzeug aus dem hellbraunen Lederbeutel, den sie um den Hals trug, hob den Deckel ab und warf die Drahtspirale zum Papier. Dann zündete sie das Ganze an. Zögerlich fingen die Schnipsel Feuer und krümmten sich zusammen, als würden sie den Bauch einziehen, um der Hitze zu entgehen. Sie loderten kurz und heftig auf und sanken schließlich zu einem schwarzgrauen Aschehäufchen zusammen, von dem der stramme Nordwestwind von Zeit zu Zeit eine Prise mitnahm. Zuletzt war nur noch die rußgeschwärzte Spirale übrig. Ich fühlte mich wie auf einer Beerdigung.
    â€žSo“, sagte Mia. „Das war das.“ Dabei wischte sie sich etwas Feuchtes aus den Augen und verschmierte es über dieWangen, die inzwischen einen etwas lebendigeren Farbton angenommen hatten. „Igel hat mir erzählt, dass du das warst, die vor zehn Tagen in das Loch in den Dünen gefallen ist und so den Hinterausgang von meinem Bunker entdeckt hat“, sagte sie, als sie wieder in ihrem Bett saß.
    â€žStimmt. Danach haben sie mir die gleichen Krücken verpasst wie dir. Nur in Blau.“ Mia wandte den Kopf. Ein Paar Krücken mit gelben Griffen lehnte am Kopfende ihres Betts.
    â€žIch kann Gelb nicht ausstehen“, sagte sie.
    â€žIch auch nicht.“ Ich sog meine Lippen nach innen. Das war die Gelegenheit, Mia endlich die Frage zu stellen, die mich so lange beschäftigt hatte. „Was waren das eigentlich für Schüsse, die ich damals gehört habe? Waren die Kerle da auch schon hinter dir her?“
    â€žNee.“ Mia grinste. „Das war ich selbst. Mit dem Luftgewehr von meinem kleinen Bruder. Da war ’ne fremde Ratte im Bunker, die Muffin gebissen hatte und sich an unserem Proviant vergreifen wollte.“
    â€žUnd ich dachte schon, da liegt ’ne Leiche.“
    â€žDas hätten die gern gehabt.“
    â€žWarum denn? Warum wollten sie dich loswerden?“
    Mia seufzte und ließ sich in ihr Kissen auf dem schräg gestellten Kopfende sinken.
    â€žIch hatte etwas gehört, was ich nicht hören sollte. Nach meinem letzten Anfall. Ich lag in der Notaufnahme von dem Krankenhaus, in dem meine Mutter arbeitet. Meine Mutter war bei mir – und einer von den Typen. Der ist ein Kollege von ihr. War ...“, fügte sie hinzu, griff sich ihren Hasen und begann, seine langen Ohren zu kneten. „Keiner hatte gemerkt, dass ich wieder bei Bewusstsein war. Die zwei habengestritten. ‚Wenn du nicht mitspielst, Susanne, dann erfährt die Kleine hier, wer ihr wahrer Vater ist‘, hat der Glatzkopf gesagt.“ Mias Stimme war ganz heiser geworden. Und Tick hatte einen knallharten Knoten im Ohr. „Sie haben sie erpresst. Zu irgendwelchen krummen Medikamenten-Deals. Mama half, sie zu klauen, und die Kerle haben sie meistbietend
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