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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Georges Flipo
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die Tasche nahm sie mit. Monot folgte ihr auf dem Fuße wie ein großer Hund.
    Draußen angekommen sagte er: » Die Sache mit dem Pancake, wie kann ich das wiedergutmachen?«
    Dieser Pancake war natürlich völlig bedeutungslos. Aber Viviane wollte ihm einen Denkzettel verpassen, nur eine kleine pädagogische Gemeinheit, damit Monot nie wieder auf die Idee käme, auch nur das geringste Beweismittel eines Falles zu vernichten.
    » Ich wüsste da was. Morgen werden Sie herausfinden, wo Mesneux seinen Pancake gekauft hat. Was er an diesem Tag gemacht hat? Verstehen Sie, was ich meine? Los, such, Struppi, such.«
    Sie ließ ihn im eisigen Januarregen stehen und stieg in ihren Clio, ohne ihm anzubieten mitzufahren. Sie musste sich beeilen, auf dem Pont d’Austerlitz würde noch Stau sein. So lange wie sie dann zu ihrer Zweizimmerwohnung in der Rue Simenon brauchte, lief sie Gefahr, dass ihr Lebensmittelladen schon zu war.
    Sie fuhr noch knapp über Gelb, weswegen ein junger Verkehrspolizist sie zur Seite pfiff. Was sollte sie ihm erklären? Dass man selbst als Kommissarin bei der Kripo Einkäufe zu erledigen hatte?

Kapitel 2
    Zwei Minuten und einige beschwichtigende Äußerungen später startete die Kommissarin wieder, scheinbar reuevoll. Die echte Reue hob sie sich für Lieutenant Monot auf. Es war stärker als sie, warum musste sie mit Männern, die Schwäche zeigten, so sein, so hart und verletzend? Sobald eine Mauer einen Riss hatte, musste sie mit dem Rammbock hineinstoßen.
    Viviane hielt in zweiter Reihe vor dem Lebensmittelladen in der Rue Simenon, gegenüber von ihrer Wohnung. Der Tunesier war gerade dabei, die eisernen Rollgitter hinunterzulassen, als sie ihm ein Lächeln zuwarf, das erste an diesem Tag. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Der Lebensmittelhändler kurbelte den Rollladen wieder hinauf. Dann warf er ihr ein etwas aufdringliches Lächeln zu. Na wunderbar, jetzt würde er wieder versuchen, ihr ein oder zwei Strafzettel aufs Auge zu drücken.
    Sie lief an den kleinen Auslagen entlang, schnappte sich ein paar probiotische Joghurts, eine Packung mageren Schinken und tiefgekühlte grüne Bohnen, dann kam sie zur Kasse.
    » Falls es Sie interessiert, Commissaire, bei mir gibt es jetzt auch frisches Gemüse und Obst. Ich habe die Kisten schon weggeräumt, aber ich kann alles holen, was Sie brauchen.«
    Was Sie brauchen, hatte er gesagt, nicht was Sie möchten. Er war furchtbar indiskret, dieser Typ, hatte schon begriffen, dass sie eine neue Diät ausprobierte. Viviane ließ sich von ihm noch einen Salat, Tomaten und einen Apfel holen. Während sie auf ihn wartete, ging sie zu einem Ständer mit Süßigkeiten und wählte vier große Mars-Riegel aus, die sie an die Kasse legte– eigentlich nur, um daran zu erinnern, dass sie eine freie Frau war.
    Er kam mit dem Gemüse, dem Apfel und drei ganz frischen Strafzetteln zurück. » Ich schenke Ihnen die Einkäufe«, sagte der Lebensmittelhändler. » Wenn Sie mir einen kleinen Gefallen tun würden…«
    » Die Zeit für Geschenke zum Jahresende ist seit drei Wochen um, danke. Wie viel macht es?«
    Sie bezahlte, ließ ihm seine Knöllchen da und ging ohne ein Lächeln. Es war nicht das erste Mal, aber der Lebensmittelhändler war so hartnäckig, es wurde schon beleidigend.
    Zu Hause legte sie eine CD von Johann Sebastian Bach in ihren CD -Spieler, die sie wahllos aus der Box griff. Sie war sich nicht sicher, ob sie Bach wirklich mochte, aber Ludovic, dieser Idiot, hatte ihr einmal das Gesamtwerk geschenkt. Während sie die Toccata hörte, fiel ihr auf, dass sie weder Öl noch Essig hatte, um den Salat anzumachen. Sie fand nur noch eine fette Pommes - Sauce spezial von Bénédicta, die sie wütend über Tomaten und Salat kippte.
    Sie brütete über dieser Sache vom Pont-Neuf. Das war eine Geschichte wie bei irgendwelchen kleinkriminellen Taugenichtsen. Was sie mochte, war Drogenhandel, räuberische Erpressung, Fälle, bei denen es zur Sache ging. Aussichtslose Fälle waren nichts für sie. Noch schlimmer war, dass sie den Fall mit dem jungen Monot zusammen übernommen hatte.
    Sie hatte an Monot gedacht, hatte geseufzt. Nur hatte sie diesmal einen guten Grund: Sie arbeitete lieber mit Lieutenant Rambert, einem Pfeiler ihrer Truppe. Aber der Pfeiler war zusammengebrochen: Rambert war neuerdings, nach einer Verfolgungsjagd über die Dächer mit schlechtem Ausgang, Invalide auf Lebenszeit. Um ihn zu ersetzen, hatte Viviane um einen erfahrenen Lieutenant gebeten,
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