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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
Autoren: C.J. Lyons
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vorbei.
    Sarah richtete sich auf, öffnete die Augen und blinzelte in die grelle texanische Sonne. Sie streckte die Beine aus, glättete ihr dunkelblaues Kleid. Solange Josh und Sam nicht gefunden wurden, weigerte sie sich, in Schwarz zu gehen. Der dunkle Highway fesselte ihren Blick und lenkte ihn in die Zukunft.
    »Geht es wieder?« Alan wandte den Blick von der Straße ab und starrte sie eine Zeit lang unverwandt an.
    Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ja. Es geht mir gut.«
    Es ist vorbei, es ist vorbei, es ist vorbei … unablässig erdröhnten die Worte in ihrem Innern, traktierten sie wie ein bockiges Kleinkind, das wieder und wieder mit dem Kopf auf den Boden schlägt, weil es nicht bekommt, was es will. Josh hatte das früher auch manchmal gemacht. Bis er gelernt hatte, dass er so niemals das bekam, was er wollte.
    Es ist vorbei, es ist vorbei, es ist vorbei!
    Sarah schüttelte den Kopf – mehr brauchte es jetzt nicht, damit Josh verstand. Ein leichtes Kopfschütteln, ein Lächeln, und er würde aufhören, zu quengeln, stattdessen nach ihrer Hand greifen und sich an sie schmiegen. Tut mir leid, Mama, hatte ich vergessen.
    Aber ich nicht.
    Es ist vorbei, es ist vorbei, es ist vorbei … Nein. Das ist es nicht.
    Es hat erst begonnen.

2
    Mittwoch, 20. Juni
    Zwei Wochen später
    Supervisory Special Agent Caitlyn Tierney blickte gar nicht erst auf, als sie das zögerliche Klopfen an ihrer geöffneten Bürotür hörte. Stattdessen hob sie die Hand, um dem Besucher anzuzeigen, er solle sich gedulden, und las weiter in dem Bericht auf ihrem Monitor. Für die FBI -Anwärter, die sie ausbildete, war es die letzte Woche hier in Quantico. Da die Bekanntgabe der zukünftigen Einsatzgebiete bevorstand, waren alle nervös, und Caitlyn war an diesem Morgen schon einige Male behelligt worden.
    Sie sah die Ergebnisse der letzten praktischen Prüfung ihrer Schützlinge zu Ende durch und nickte zufrieden. Die Absolventen hatten sich so gut geschlagen, wie sie gehofft hatte. Selbst Santos, dem zurückhaltenden, ernsthaften Sechsundzwanzigjährigen mit seiner Ausbildung in Teilchenphysik, war es gelungen, sich ins Team einzufügen. Eigentlich rechnete sie damit, ihn vor sich zu sehen, als sie ihren Laptop zuklappte und aufschaute.
    Stattdessen stand einer der verhuschten Labortypen vor ihr. Ach, verflucht, sein Name fiel ihr nicht ein … er war für DNA -Analysen zuständig. Nicht Rogers, nein, aber so ähnlich. Während sie angestrengt versuchte, dem Gesicht einen Namen zuzuordnen, lächelte sie den Mann unverbindlich freundlich an.
    Dann endlich machte es klick. Allerdings hatte es doppelt so lange gedauert, als es noch vor zwei Jahren, vor ihrer Verletzung, der Fall gewesen wäre. Das würde sie jedoch niemals irgendjemandem gegenüber zugeben.
    »Hallo, Clemens«, begrüßte sie den Labortechniker herzlich und deutete auf einen der beiden Holzstühle neben ihrem bis zum Bersten vollgestopften Bücherregal. »Was führt Sie hierher zu uns nach Jefferson? Halten Sie einen Kurs ab?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dachte mir, selbst herzukommen wäre einfacher, als Sie rüber ins Laborgebäude zu bitten.« Da hatte er recht. Denn das gerichtsmedizinische Zentrum war stärker gesichert als Fort Knox. Selbst FBI -Mitarbeiter wie Caitlyn benötigten eine offizielle Einladung sowie eine schriftliche Sondergenehmigung, um hineinzugelangen. Clemens warf einen Blick zur halb geöffneten Tür und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
    Mochte Caitlyn auch nicht mehr ein so gutes Namensgedächtnis wie früher haben, was nonverbale Kommunikation anging, war sie immer noch ein Profi. Also stand sie auf, nahm die Lesebrille ab und schloss beiläufig die Tür, während sie durchs Zimmer ging, um sich auf den freien Stuhl neben ihn zu setzen.
    »Was gibt’s?«, fragte sie, beugte sich ein wenig vor und schaute ihm direkt in die Augen.
    Er kramte einen Ordner aus seiner Aktentasche hervor. Da die Dokumente weder als streng geheim ausgewiesen noch mit einem anderen Vermerk versehen waren, fragte sie sich zunächst, weshalb er sich derartig geheimniskrämerisch gab. Bis sie sah, um wessen Akte es sich da handelte. Damian Wright.
    Ihr erster Auftrag, als sie vor zwei Jahren wieder in den Beruf zurückgekehrt war. Caitlyn hatte einfach alles an diesem Fall gehasst: die Art des Verbrechens, die Reisen, die unerträglichen Migräneanfälle, die ihr Denken vernebelt hatten, bis sie vor Schwindel und Schmerz wie gelähmt war. Und am
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