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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
Autoren: C.J. Lyons
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Spiegelung zu erkennen. Die Aufnahmen stammen also zweifelsfrei von ihm.«
    »Wer war dann mit ihm dort am Schauplatz des Verbrechens? Denken Sie etwa, es gab einen Komplizen? Darauf hat nichts an den anderen Tatorten hingewiesen.« Sie fuhr sich durch das halblange Haar und rieb gedankenverloren über die vernarbte Stelle hinter dem rechten Ohr. Damals in Hopewell war ihr Haar noch nicht wieder nachgewachsen gewesen. Die Operationsnarbe hatte noch unter dem kurzen Haar hervorgeschimmert.
    Clemens atmete geräuschvoll aus. »Hier wird die Angelegenheit ein wenig seltsam.«
    Caitlyn richtete sich auf. Wenn einer der Spezialisten aus dem Labor Beweismittel als seltsam bezeichnete, verhieß das nichts Gutes. »Inwiefern seltsam?«
    »Seltsam im Sinne von Verschwörungstheorien, Vertuschungsaktionen, Area 51, politischem und beruflichem Selbstmord.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe alles ein Dutzend Mal geprüft. Die Daten stimmen. Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen jedoch nicht.«
    »Sie meinen meine Schlussfolgerungen, meine Untersuchungsergebnisse?«
    Er blickte auf seine abgewetzten Adidas-Turnschuhe und nickte. »Ja.« Dann schaute er wieder auf und strich sich das Haar aus der Stirn. »Nun, Ihre und die von Assistant Special Agent in Charge Logan. Er war ja damals für den Fall zuständig. Sein Name steht in den Unterlagen. Aber da er inzwischen pensioniert ist, dachte ich, ich komme besser zu Ihnen.« Er schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. »Vielleicht können Sie mir sagen, was ich damit anfangen soll.«
    Caitlyn starrte an ihm vorbei aus dem kleinen Fenster, von dem aus sie über ein kleines Wäldchen hinweg bis zur Yellow Brick Road schauen konnte, dem berühmten Hindernisparcours der Akademie. Die einfallenden Sonnenstrahlen erweckten die Kopfschmerzen erneut zum Leben. Sie hatte immer den Verdacht gehabt, Logan hätte ihr etwas verheimlicht. Unter dem Vorwand, Caitlyn werde bei den Aufräumarbeiten nach Katrina gebraucht, hatte er sie, so schnell es ging, von dem Fall abgezogen. Wochenlang hatte sie damals mit dem Zentrum für vermisste oder ausgebeutete Kinder zusammengearbeitet und insgesamt beinahe fünftausend Kinder aufgespürt, die wieder zu ihren Familien zurückgeführt werden konnten. Ein Einsatzgebiet, das nach Logans Auffassung eher den Fähigkeiten einer Frau entsprach. Da sie Wright wegen der anderen Morde bereits am Wickel gehabt hatten, hatte Caitlyn es dabei bewenden lassen.
    Sie wandte sich Clemens zu. »Erzählen Sie mir alles!«

3
    6. September 2005
    Lieber Sam,
    die Nachrichten sprechen nur noch von Tod und Zerstörung. Während aller Augen auf das Chaos im Süden und die Zerstörung durch Katrina gerichtet sind, hat die Suche nach Dir weitestgehend aufgehört. Natürlich nicht für mich.
    Gott, ich klinge wie so ein CNN -Berichterstatter. Ich habe einfach keine Ahnung, wie ich das hier anstellen soll. Ich weiß nur, dass ich Dich brauche – mit Dir reden muss. Anders kann ich dem allen keinen Sinn geben.
    Die Frau des Colonels kommt jeden Tag vorbei. Sie meint, über Dich zu sprechen, dieses Tagebuch zu führen, sei die beste Therapie für mich und es würde mir helfen, zu begreifen, dass sich Gottes großer Plan uns Sterblichen nicht erschließt; dass ich Dich und Josh loslassen und akzeptieren muss, dass ihr an einem besseren Ort seid. Dass ich mein Leben weiterleben muss. Du weißt ja, wie sie ist.
    Heute habe ich zum ersten Mal etwas erwidert. Ihr ganz ehrlich verraten, wie ich mich fühle. Ich habe ihr gesagt, dass sie und ihr lieber Gott zur Hölle fahren können.
    Der Colonel hat sie blitzschnell hinausbefördert, während sie sich immer noch weiter ereiferte, ich hätte sie, wenn schon nicht als Frau christlichen Glaubens, dann doch zumindest als Stiefmutter zu respektieren.
    Manchmal könnte ich schwören, dass der Colonel sie nach Mamas Tod nur geheiratet hat, weil sie so gut backen kann und die Betten immer so perfekt macht. Was zum Teufel hat er sich bloß dabei gedacht? Sag nichts – ich höre Dich förmlich dieses Schmählied summen, das Du Dir für sie ausgedacht hast: »Requiem für die moralisch Überlegenen, aber menschlich Zurückgebliebenen«. Na jedenfalls bin ich sie los, also umso besser.
    Dr. Hedeger sagt mir so ziemlich dasselbe wie die Frau des Colonels, nur versorgt er mich neben abgedroschenen Sprüchen auch noch mit Xanax. Lässt sich endlos darüber aus, der beste Weg, mein »Trauma zu entschärfen«, wäre, allen Schmerz und all meine Wut
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