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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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sehne. Dies ist eine einsame Arbeit, Flannery. --- Sie müssten es aber im Gegenzug erdulden, dass ich Sie nach Ihrem Leben befrage. Biographen sind nicht minder neugierige Menschen als ... wie nennt sich Ihre Profession? Antiquarin?
    Doktorandin, erwiderte Flannery und setzte ein Zwinkern dahinter ;-) Ich promoviere über Dante Alighieri.
    Con licenza del gran padre Dante, se stasera vì siete divertiti ..., zitierte Hugo.
    ... concedetemi voi l'attenuante! , erwiderte Flannery nicht ohne Genugtuung. Der Operneinakter, aus dem das Zitat stammte, war ihr vertraut. Ihre kulturbegeisterte Mutter hatte sie oft genug ins Opernhaus von Edinburgh geschleift, ins Royal Opera House in London, einmal sogar in die Opéra Bastille in Paris. Die Werke Puccinis, Verdis, Mozarts, sogar Wagners waren ihr einigermaßen geläufig, auch wenn sie persönlich sinfonische Musik der Oper vorzog. Die von Hugo zitierte Oper ›Gianni Schicchi‹ spielte in Florenz und bezog sich auf eine Textstelle aus Dantes Inferno, deshalb war der Text ihr geläufig.
    Ich sehe, wir werden uns gut verstehen, schrieb Hugo. Sollten Sie eine Frage bezüglich der Bibliothek - oder der Familie - haben, wenden Sie sich an mich.
    Flannery bedankte sich artig. Wo kann ich Sie finden, Hugo?
    Ohne große Überraschung las sie die Antwort: Hier. Ich bin so gut wie immer nachts im Netzwerk online.
    Flannery tippte lächelnd: Und tagsüber hängen Sie kopfüber schlafend in einem der vielen Schränke?
    Der Cursor flog über die Seite: Nein, ich liege selbstverständlich wie es sich gehört in einem Sarg im Keller. Sie sind frech, Flannery.
    Nach einer Pause: :- )
    Flannery beschattete die Augen und starrte in die Dunkelheit. Regte sich dort etwas in dem abgeschlossenen Raum unter der Galerie? Wo sonst sollte der menschenscheue Biograph sich aufhalten? Er hatte sie beobachtet, hatte herausfinden wollen, wer seine nächtliche Ruhe in der Bibliothek störte, und war dann in sein Gehäuse zurückgehuscht wie ein verschreckter Einsiedlerkrebs, um sie über das Netzwerk anzusprechen. Sie saß hier im Lichtschein wie auf einer Theaterbühne. Dort hinten war kein Licht zu sehen, aber das bedeutete nicht viel. Es gab ein Fenster zu dieser Seite des Raumes, aber sie meinte sich zu erinnern, dass ein Vorhang den Blick in das Studierzimmer verhindert hatte.
    Zögernd, ein wenig unsicher, hob sie die Hand und winkte in die Dunkelheit. Dann senkte sie den Kopf und schrieb: Ich gehe zu Bett, morgen früh beginnt mein erster Arbeitstag unter diesem Dach und ich möchte nicht aussehen, als hätte ich die Nacht durchgefeiert. Conte della Gherardesca kann mich ohnehin jetzt schon nicht leiden.
    Die Antwort erfolgte prompt: Gehen Sie ihm aus dem Weg, Flannery. Das rate ich Ihnen. Gehen Sie Alessandro aus dem Weg. Er ist verrückt.
    Flannery schnappte nach Luft. Alles hatte sie erwartet, aber nicht diese Antwort. Sie wartete auf den Blinzler, aber der kam nicht.
    Sie meinen das nicht ernst, Hugo , schrieb sie.
    Schlafen Sie gut, meine Liebe, wich der Schreiber ihr aus. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in diesem unglücklichen Haus.
    Flannery fragte, was er damit gemeint hatte - wieso war das Haus unglücklich, warum bezeichnete er den Grafen als verrückt und riet ihr, ihm aus dem Weg zu gehen? - aber der Cursor blinkte still und gab ihr keine Antwort mehr. Hugo war nicht mehr online oder er wollte ihre Fragen nicht beantworten.
    Seltsam unbefriedigt und aufgewühlt räumte Flannery den Schreibtisch auf, riss das Blatt mit ihren Notizen von dem Block und ging zur Tür. Mit einem letzten Blick in den dunklen Raum löschte sie die einsame Lampe und zog die Tür hinter sich zu. Mit einem Mal war sie so müde, dass sie glaubte, den Rückweg in ihr Zimmer nicht mehr zu schaffen, und als sie auf ihr Bett fiel, schlief sie in dem Moment, als ihr Kopf das Kissen berührte.

3
    »Haben Sie mit Bardsley gesprochen?« Der Graf frottierte sein vom morgendlichen Schwimmen nasses Haar und warf das Handtuch achtlos über einen kostbaren Polsterstuhl. Er blätterte die Briefe durch, die sein Sekretär ihm geöffnet auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    Dawkins, seinen Notizblock in der Hand, nickte. »Ich habe ihn erreicht, ja. Er hat sein größtes Bedauern ausgedrückt, dass Ms Gardner nicht Ihren Ansprüchen genügt, und hat versichert, dass er nach einer Lösung für das Problem suchen wird. Aber leider habe er momentan keinen Mitarbeiter zur Hand, der Ms Gardner vollwertig ersetzen
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