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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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wieder auf das, was sie in den nächsten Wochen erwarten würde. Der große Tisch, der das Format einer Rittertafel oder eines Refektoriumstisches besaß, musste freigeräumt werden.
    Flannery griff nach einem kleinen Schreibblock und einem Kugelschreiber und begann sich Notizen zu machen. Zugriff auf den Computer, das würde ihr die Arbeit erleichtern. Natürlich hatte sie ihr Notebook bei sich, aber es wäre angenehm, an diesem System arbeiten zu können. Außerdem war anzunehmen, dass es eine Bibliotheksverwaltung gab, in der schon ein Teil der Bücher erfasst war. Sie meinte, sich zu erinnern, dass Kendal so etwas als Vermutung geäußert hatte.
    Flannery griff nach der Maus und bewegte sie über den Tisch. Der Bildschirmschoner erlosch. Flannery beugte sich vor, suchte auf den Symbolen des Desktops nach etwas, hinter dem sich eine Datenbank verbergen konnte.
    Ihr Nacken begann zu kribbeln. Sie richtete sich auf, sah sich um. Jemand beobachtete sie. Der Lichtkreis der Lampe endete ein paar Schritt weit von ihrem Tisch entfernt, dahinter herrschte ägyptische Finsternis. »Hallo?«, rief sie.
    Waren da Schritte, ein Rascheln, ein hastiger Rückzug? Sie stand auf, hielt sich an der Stuhllehne fest. »Wer ist da?«
    Eine Tür schlug zu. Das Geräusch kam nicht aus der Richtung, in der die große Haupttür der Bibliothek lag, aber wahrscheinlich besaß der Raum noch einige Nebeneingänge.
    Flannery stand eine Weile unentschlossen da und schluckte den Ärger darüber hinunter, dass irgendjemand ihr nachgeschnüffelt hatte. Andererseits tat sie hier nichts Verbotenes, also sollte es sie nicht bekümmern.
    Sie setzte sich wieder hin und öffnete ein Programm, das ihr bekannt vorkam. Wirklich öffnete sich eine leere Datenbankseite, aber damit war sie auch schon am Ende, denn es wurde ein Passwort verlangt.
    Flannery schloss das Programm und notierte »Passwort Bibliotheksverwaltung« auf ihrem Zettel. Noch ein Grund mehr, mit dem Grafen zu sprechen.
    Auf dem Bildschirm öffnete sich ein kleines Fenster. Flannery beobachtete fasziniert, wie sich Worte bildeten. Good evening.
    Sie lächelte unwillkürlich. Wer auch immer sie eben belauert hatte, nahm jetzt anscheinend höflich Kontakt auf. In ihrer Muttersprache, nicht auf Italienisch.
    Good evening , tippte sie in das Chatfenster. Mit wem habe ich das Vergnügen?
    Einen Moment lang blinkte der Cursor still vor sich hin, dann tauchten erneut Buchstaben auf, formten sich zu Worten. Mein Name ist Hugo , schrieb der Unbekannte. Darf ich erfahren, was Sie nachts in der Bibliothek zu tun haben?
    Das gleiche könnte ich Sie fragen, Hugo, erwiderte Flannery amüsiert. Ich bin Flannery Gardner und arbeite seit heute hier.
    Wieder blinkte der Cursor eine Weile, dann schrieb der Fremde: Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Ms Gardner. In welcher Funktion werden Sie hier tätig sein?
    Flannery grinste in sich hinein. Ein höflicher, wohlerzogener, nicht mehr ganz junger Mann, das war der Eindruck, den der Schreiber erweckte. Ein willkommenes Antidot gegen den unhöflichen Conte della Arroganza. Sie tippte also eine Antwort, die ihre Funktion im Hause des Grafen beschrieb und fragte dann nach der Stellung ihres Gesprächspartners.
    Sie könnten mich als eine Art Faktotum bezeichnen, kam die zögernde Antwort. Ich befasse mich zur Zeit mit der jüngeren Familiengeschichte der della Gherardescas. Aber ich bin nicht interessant, Ms Gardner. Nicht im mindesten interessant. Betrachten Sie mich als einen langweiligen, altmodischen Mann, der unter Schlaflosigkeit leidet. Wie Sie anscheinend auch, wenn ich das bemerken darf.
    Flannery lachte auf. Dann tippte sie: Damit haben Sie recht. Außerdem bin ich eine Nachteule, ich arbeite gerne, wenn alle anderen schlafen. Und nennen Sie mich ruhig bei meinem Vornamen, Mr Hugo. Signor Hugo? Monsieur Hugo?
    Ihr Gegenüber, der ›langweilige, altmodische Mann‹ tippte ein ;-), gefolgt von dem Zusatz: Hugo. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Flannery.
    Gerne, Hugo. Sie überlegte einen Moment und fügte hinzu: Wenn Sie sich mit der Familiengeschichte beschäftigen, darf ich Sie vielleicht hin und wieder etwas fragen? Ich gebe zu, ich bin schrecklich neugierig und ganz und gar indiskret. Aber ich verspreche Ihnen, ich tratsche nichts weiter.
    Der Cursor blinkte. Dann erschienen die Worte: Was hier geschrieben wird, bliebe unter uns? Bringen Sie mich nicht in Versuchung. Ich muss gestehen, dass ich mich hin und wieder nach ein wenig Austausch
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