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Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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kein Wort. Liam sah, wie sein kochendes Blut hinter den Schläfen durch die Adern pulsierte. Kräftig hob und senkte sich der gewaltige Brustkorb.
          >> Ich sagte, es reicht, Balkor! << Die Stimme Wanholds war schneidend und erreichte einen absolut gefährlichen Punkt. Die Menge hatte aufgehört zu lachen oder dazwischenzureden und lauschte gebannt den Worten ihres Anführers. Balkor rührte sich noch immer nicht und sah Wanhold entschlossen an. Liam wurde nervös und trat unruhig einen Schritt zurück. Als Balkor wieder nicht reagierte, nahm Wanhold schließlich die Hand vom Schwert und zog es aus der Scheide. Erschrockene Ausrufe gingen durch die Menge und auch Liam zuckte kurz zusammen.
          >> Deine letzte Gelegenheit, Balkor. Und hier geht es nicht nur um Liam und die Verfolger. Diese Menschen bleiben hier und du hältst endlich dein Maul! War das jetzt deutlich genug? <<
          Balkor schluckte, doch er war klug genug, nicht nach seiner Waffe zu greifen.
          >> Wenn ich noch ein Widerwort von dir höre, dann wird sich dieser Stahl tief in deine Eingeweide bohren. Überleg jetzt gut, was du tust! Du hast nur diese eine Chance. <<
          Liam war entsetzt. Aus den sonst nur nervigen Streitereien war urplötzlich tödlicher Ernst geworden. Er zweifelte nicht daran, dass Wanhold seine Drohung wahr machen würde, und gerade das ließ ihn zutiefst erschauern. Der Verlust des Dorfes und die vielen Toten waren nur der Anfang gewesen. Jetzt fingen sogar schon die Überlebenden an, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, und wenn sie nicht aufpassten, würde ihre Flucht in einer unglaublichen Tragödie enden. Die Flüchtlinge unter Wanholds Führung drohten sich in zwei Lager zu spalten, und nur die Androhung von Gewalt konnte sie anscheinend wieder zur Vernunft bringen. Liam schluckte, und ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. War es wirklich schon soweit gekommen? Und wenn ja, was kam als Nächstes?
          Plötzlich fluchte Balkor lautstark, schnaubte und drehte sich um. Rücksichtslos bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Zutiefst erschrockene Gesichter sahen ihm nach.
          Wanholds Miene aber änderte sich kein bisschen. Sein entschlossener Blick ging jetzt in die Reihen der Umstehenden. >> Ist hier noch jemand der gleichen Meinung wie Balkor? <<
          Keiner sagte ein Wort.
          >> Wenn ja, dann soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen! Zumindest solange ich euch führe. <<
          Noch immer rührte sich niemand.
          >> Was ist denn plötzlich mit euch los? Hat es euch die Sprache verschlagen? Eben habt ihr doch noch alle kräftig in das Horn dieses Dickschädels gestoßen! << Wanholds Zorn war offenbar noch lange nicht verraucht. Er sprach laut, brüllte fast.
          >> Braucht es wirklich nur zwei Wochen Flucht, Kälte und Entbehrung, um aus euch wilde Tiere zu machen? Habt ihr vergessen, wer ihr seid? << Jetzt brüllte er tatsächlich und das ganze Lager blickte ihn wie gebannt an. >> Ich weiß wirklich nicht, vor wem sie mehr Angst haben sollten. << Er deutete auf die Fremden mit dem Wagen. >> Vor den bleichen Bastarden im Westen oder uns? Sagt es mir! <<
          Außer sich vor Wut nahm er das Schwert runter und steckte es zurück in die Scheide. Die meisten sahen inzwischen betreten zu Boden und nur wenige hielten seinem durchdringenden Blick stand. Noch einmal wollte er aufbrausen, winkte dann aber entnervt ab. >> Macht, dass ihr mir aus den Augen kommt! Kümmert euch um das Lager und gebt ihnen zu essen! <<
          Liam war erleichtert. Der Herrin sei Dank hatte Wanhold die Situation wieder unter Kontrolle gebracht und dieser abscheulichen Vorstellung ein Ende bereitet. Leise Worte der Entschuldigung murmelnd, zogen die Leute ab. Ein Junge, er mochte vielleicht sechs oder sieben Winter alt sein, trat vor und reichte dem kleinen Mädchen seine schmutzige Hand. Nach anfänglichem Zögern griff sie zu und einen Augenblick später gingen beide stumm zu einer der großen Feuerstellen. Die Mutter, von dieser unglaublichen Geste ermutigt, gab den beiden Alten ein Zeichen und gemeinsam folgten sie schließlich dem unvoreingenommenen Beispiel der Kinder.
          >> Du bringst nicht gerade gute Neuigkeiten zu uns, Liam. << Wanhold war an ihn herangetreten. Er wirkte müde und erschlagen. Der Zorn von eben schien jedoch endlich verflogen zu sein.
          Liam wusste nicht, was er darauf sagen sollte und
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