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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1
Autoren: cook
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nahm ihn beim Ellbogen und schwatzte von Dingen wie einem dritten Schratsegel, einem neuen Kombüsenofen und vielleicht einer frischen Schicht Farbe. Schwarz, wenn sich so etwas finden ließ.
    »Das ist der Mann, der euch über die Bucht gebracht hat?«, fragte Jeck, der sich zu mir hinabbeugte, und ich nickte. »Ich bin froh, dass ich das hier beobachten konnte«, raunte er. »Deine neue Königin ist ungeschliffen, aber klug. König Edmund wird eine Überraschung erleben, falls er glaubt, er könnte sie hereinlegen.«
    Ich lächelte. »Was hast du denn erwartet? Sie ist die Tochter meiner Eltern.«
    Die übrigen Wachen rückten näher, und Thadd legte Contessa schützend eine Hand auf die Schulter, als Prinz Garrett hereingeführt wurde. Ich richtete mich auf und wartete nervös darauf, was er wohl sagen würde.
    Seine Hände waren mit einem weichen Tuch gefesselt. Unter den metallenen Fußschellen trug er warme Strümpfe. Er war noch in dieselbe zerknautschte Uniform gekleidet wie am Abend zuvor. Ein Hauch blonder Bartstoppeln, der völlig fehl am Platz wirkte, zeigte sich auf seinem Gesicht. Seine Haltung wirkte kalt und steif, als er das informelle Audienzzimmer betrat. Er ließ seine Ketten rasseln wie eine Auszeichnung und blieb hochmütig vor dem Tisch stehen. Ein rotes Mal prangte in seinem Gesicht, wo meine Peitsche ihn getroffen hatte. »Prinzessin«, sagte er und vollführte eine elegante Verbeugung. Als er den Kopf wieder hob, spuckte er mir vor die Füße.
    Der Gardist hinter ihm packte ihn am Kragen und riss ihn beinahe von den Füßen.
    »Nein!«, rief Contessa, und der Gardist zögerte. Der Prinz hing in seinem eisernen Griff, und obwohl er gewiss Schmerzen litt, umspielte ein höhnisches Lächeln seine Lippen. »Lass ihn los«, sagte sie, und der Gardist gehorchte widerstrebend. Mein Herzschlag verlangsamte sich, und ich setzte mich wieder hin. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich aufgesprungen war.
    Die Prinzessin wirkte betroffen von dem Ausdruck, in den er sich gehüllt hatte wie in einen Umhang – ganz die verletzte Unschuld, der man übel mitgespielt hatte. »Ich habe euch doch befohlen, ihm etwas zu essen zu bringen«, sagte sie »Er sieht hungrig aus.«
    »Er will nicht essen, Prinzessin.«
    Sie runzelte die Stirn. »Dann müssen wir ihn so schnell wie möglich nach Hause bringen.«
    »Ihr seid eine Närrin«, sagte Garrett, und seine angenehme, klare Stimme ließ mich zusammenzucken. »Ich habe Euch bereits gestern Abend geraten, sie zu töten.«
    Contessa rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Es tut mir leid, Tess. Ich wollte eigentlich nicht, dass du das mit anhören musst.«
    »Sie werden uns alle töten«, sagte Garrett laut. »Die Bauern und die Huren. Sie werden uns töten, wann es ihnen passt. Sie beherrschen die Welt, aus ihren Ackerfurchen und unzüchtigen Lagern hervor.«
    Seine Stimme hatte einen unheimlichen Unterton. Der seidige Klang strich mir wie ein kalter Finger über den Nacken und ließ mich schaudern. Ich fragte mich, ob Kavenlow und Jeck ihn tatsächlich wahnsinnig gemacht hatten.
    »Ich verlange, dass Ihr mich auf der Stelle zu meinem Vater zurückkehren lasst. Er muss gewarnt werden«, fuhr Garrett fort. »Er muss alle Bauern und unverheirateten Frauen im Land niedermetzeln lassen. Sie dürfen nicht am Leben bleiben.« Seine grünen Augen nahmen einen entrückten Ausdruck an. »Nein«, hauchte er. »Das stimmt so nicht. Nur die Huren von Costenopolis. Und die Bauern in Misdev.« Garretts Stirn legte sich in Falten. Er gab seine stolze Haltung auf und sank in sich zusammen. »Aber auch nicht alle Bauern«, murmelte er. »Nur die mit Schwertern. Und die Huren mit rotem Haar. Die übrigen sind nur Huren. Ja«, sagte er, und seine Stimme klang verschlagen. »Huren mit rotem Haar. Genau das werde ich tun. Alle Huren mit rotem Haar werde ich töten.«
    Unsichere Erleichterung durchströmte mich. Offensichtlich war sein Gedächtnis nur unvollkommen verschleiert, aber die ständigen Änderungen seiner Geschichte und sein wirres Gestammel würden ihn nur umso verrückter erscheinen lassen. Dennoch steckte genug Wahrheit in seinen Worten, dass sie mir wohl gelegentlich schlaflose Nächte bereiten würden.
    Die Prinzessin wirkte sehr bedrückt. »Es tut mir leid, Hauptmann Jeck. Bitte passt auf der Heimreise gut auf ihn auf. Ich befürchte, er könnte jemandem etwas antun.«
    Die Aufrichtigkeit hinter ihren schlichten Worten machte ihren Mangel an Takt mehr als
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