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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1
Autoren: cook
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Schülerin. Was ich dir vorschlage, ist nicht ungewöhnlich. Es kommt häufig vor, dass ein Lehrling seinem Meister abgeworben wird. Es ist eben schwer, dem Menschen voll und ganz zu vertrauen, der einen ständig vergiftet.«
    Mein Zorn erlahmte, denn ich erkannte die Wahrheit seiner Worte. Er sah es mir an und blickte mir tief in die Augen. »Deshalb hat Kavenlow dich so lange nicht anerkennen lassen. Deine hohe Immunität gegen das Gift macht dich sehr wertvoll. Aber, Tess, er kann dir nicht beibringen, wie man mit den Händen heilt. Er hat nicht einmal erkannt, dass du diese Fähigkeit besitzt, nicht wahr?«
    Er las die Antwort aus der Tatsache, dass ich ihm nicht in die Augen sehen konnte.
    Die Spitzen von Jecks schwarzen Stiefeln bewegten sich leicht in meinem Blickfeld. »Die Kraft, die du durch deine Hände leitest, kann in beide Richtungen fließen, und wenn du einfach so drauflos experimentierst, wirst du sehr wahrscheinlich entweder dich oder denjenigen, den du zu heilen versuchst, dabei umbringen.«
    Angst durchfuhr mich, und ich blickte auf. Ich fragte mich, ob Kavenlow deshalb so besorgt reagiert hatte, als er mir erklärt hatte, warum meine Hände kribbelten.
    »Ich kann dich Dinge lehren, die er dir nicht zeigen kann, Tess«, sagte Jeck, und seine leise Stimme trieb durch meinen Körper wie Eis auf einem Fluss. »Oder nicht zeigen will. Ich weiß, dass er hochtrabende Ideen und Vorstellungen davon hat, die Welt durch den Handel zu erobern. Aber das ist ein Irrtum. Die Welt verändert sich nicht so schnell. Werde mein Lehrling, und ich werde dich Dinge lehren, die Kavenlow dir nicht beibringen kann – oder will.«
    »Kavenlow weiß schon, was er tut«, erwiderte ich, doch selbst ich hörte den Zweifel in meiner Stimme.
    Jeck lächelte, richtete sich auf und blickte über meine Schulter. »Deine Treue ehrt dich. Aber frag ihn … frag ihn, ob es wahr ist, was ich gesagt habe. Er war nie aufrichtig zu dir, was seine Vergangenheit betrifft – und deine. Weil sie hässlich ist, Tess – die Dinge, die er getan hat, die Grausamkeiten, zu denen er fähig ist. Er hat dich zahllose Male belogen. Ich habe dich nie belogen. Und ich werde dich auch nie belügen.«
    Ich senkte den Blick, als die Saat des Zweifels sich tief unter meine Abwehr grub.
    »Solange du in Misdev bist, möchte ich dir zumindest beibringen, wie man mit den Händen heilt«, fuhr er fort. »Wenn du erst genug gelernt hast, da bin ich sicher, wirst du zu dem Schluss kommen, dass ich recht habe, und bei mir bleiben. Wenn nicht, kehrst du eben zu Kavenlow zurück.«
    Das hörte sich so einfach an. Aber dann wurde mir klar, dass ich mir all sein Wissen aneignen und es dann Kavenlow überbringen konnte.
    Ein erfreuter Ausdruck lag in Jecks Augen, als ich seinem Blick begegnete. »Du hast gerade daran gedacht, dass du so viel wie möglich von mir nehmen und mich dann wieder verlassen könntest«, raunte er.
    Angst überkam mich, dicht gefolgt von heißer Scham. Jeck lachte leise, und ich kam mir dumm vor. »Ich bin besser darin als du, Tess«, sagte er. »Komm mit und lerne von mir, und sei es nur, um mir mein Wissen zu stehlen. Ich garantiere dir, dass ich bei diesem Arrangement trotzdem mehr gewinnen werde als du.«
    Obwohl meine Knie zitterten, reckte ich stolz das Kinn. »Da irrst du dich, Hauptmann Jeck. Ich nehme dein Angebot an. Lehre mich, was du willst, aber ich bleibe Kavenlows Lehrling.«
    Ein Scharren hinter uns ließ uns beide herumfahren. Meine Hand lag schon an meinem Haarknoten, Jecks fuhr in sein Wams. Es war Kavenlow, dem das Gift die Fähigkeit verliehen hatte, unbemerkt so nah an uns heranzukommen. Er war besser als wir beide zusammen.
    »Was tut ihr beiden hier mitten auf dem Flur?«, fragte er und ignorierte den bewusstlosen Garrett völlig.
    Ich kniff gegen das helle Licht, das zum Fenster hereinfiel, die Augen zusammen und sah Jeck an. »Er hat mich gebeten, sein Lehrling zu werden«, sagte ich und genoss die Schadenfreude, als Jeck die Zähne zusammenbiss und eines seiner Augenlider zuckte.
    Kavenlows ganzer Körper spannte sich. »Kaulköder!«, brummte er. »Ihr konntet es gar nicht erwarten, nicht wahr?«, sagte er und lief hinter dem grauen Bart rot an. »Ihr glaubt, Ihr könntet hierherkommen und mir meine Schülerin abspenstig machen? Sie hat Euch ins Gesicht gespien, oder nicht?«
    Jeck bückte sich und warf sich ächzend den bewusstlosen Garrett über die Schulter. »Sie hat sich bereit erklärt, mich als ihren
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