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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Autoren: Tami Hoag
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Zander Zahns. Der Unterschied bestand darin, dass Zahn sie auf unbelebte Objekte gerichtet hatte und Milo Bordain auf Menschen in ihrer Umgebung, die sie wie Schachfiguren herumschieben zu können meinte.
    »Ich habe Marissa gesagt, dass sie dem Ganzen ein Ende machen soll«, sagte Gina. »Es war krank, pervers. Sie musste sich aus dem Dunstkreis der Bordains befreien. Sie hatte erste Erfolge als Künstlerin. Sie verdiente gutes Geld. Die Boutique lief ausgezeichnet. Sie brauchte die Bordains nicht mehr.«
    Und genau deshalb musste Marissa Fordham sterben, dachte Vince. Milo Bordain hätte niemals akzeptiert, dass Marissa – die Tochter, die sie nie hatte – ihr Haley – ihre vermeintliche Enkelin – wegnahm. Ihre Puppen wollten das Puppenhaus verlassen, sie drohte die Herrschaft über sie zu verlieren.
    »Und wollte Marissa das tun?«, fragte Mendez. »Milo Bordain sagen, dass Schluss ist?«
    »Sie wollte ihr die Wahrheit sagen, und damit wäre alles vorbei gewesen.«
    »Und das war es auch«, sagte Dixon.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass Milo das getan hat«, sagte Gina, der wieder Tränen in die Augen traten. »Wie kann eine Frau das nur einer anderen antun? Und wie konnte sie dann auch noch Haley ermorden wollen?«
    »Sie durfte keine Zeugin zurücklassen«, sagte Mendez.
    »Aber sie liebte Haley! Wie konnte sie ihr nur so wehtun?«
    »Menschen wie Milo Bordain lieben auf andere Art als wir, Gina«, erklärte Vince. »Sie sind der Mittelpunkt ihres Universums, und alle anderen sind nur Objekte, die sich um sie drehen. Es mag vorkommen, dass sie ein Objekt schön finden und es besitzen wollen, aber letztlich wird es immer nur von begrenztem Wert für sie sein.«
    In diesem Moment wurde Gina von ihren Gefühlen übermannt, und sie fing an zu schluchzen. Vince vermutete, dass sie wieder das Polaroid vom Tatort vor sich sah, mit dem er sie konfrontiert hatte und das ihre beste Freundin hingeschlachtet auf dem Küchenboden zeigte.
    Er fragte sich, ob auch Milo Bordain diese Szene vor sich sah. Möglich, aber wenn, dann mit anderen Empfindungen.
    Sie saß in Untersuchungshaft. Kathryn Worth, die Staatsanwältin, hatte dafür gesorgt, dass sie nicht auf Kaution herauskam. Milo war dabei gesehen worden, wie sie mit einem Messer in der Hand auf Anne und Haley losgegangen war. Kein Richter würde dieses Risiko eingehen wollen – egal wie viel Geld die Bordains hinzulegen bereit waren.
    Milo Bordain würde ins Gefängnis gehen, wo man ihr sagen würde, was sie anzuziehen, wo sie zu schlafen und wann sie zu essen hatte. Vince fragte sich, ob ihr diese Ironie des Schicksals jemals bewusst werden würde.

103
    »Milo Bordain«, sagte Mendez, als sie aus dem Krankenhaus in den Sonnenschein traten. »An die hat nun wirklich keiner gedacht.«
    »Nein«, gestand Vince. »Die Brutalität des Mordes … Das sparen sich Frauen normalerweise für untreue Männer auf, nicht für ihre Geschlechtsgenossinnen. Im Rückblick betrachtet passt natürlich alles zusammen. Sie glaubte, Marissa gehöre ihr, sie hatte sie buchstäblich gekauft und für sie gezahlt. Und wie man es von verwöhnten Kindern kennt – wenn sie ihr Spielzeug nicht behalten dürfen, dann soll es auch niemand sonst haben.«
    Es klang so logisch und klar, dachte er, und doch war es einer der verwickeltsten und schlimmsten Mordfälle, an denen er jemals gearbeitet hatte. Seine Kumpel vom FBI drängten ihn bereits, nach Quantico zu kommen und den Fall als Studienobjekt zu präsentieren.
    »Die Presse bastelt schon an einem einprägsamen Namen für sie und vergleicht sie mit Lizzie Borden«, sagte Mendez.
    »Lizzie Borden ist nie für den Mord an ihrem Vater und ihrer Stiefmutter verurteilt worden«, sagte Vince. »Milo Bordain wird, so Gott will, für immer weggesperrt werden.«
    »Die Bordains haben viel Geld. Sie werden versuchen, sie für unzurechnungsfähig erklären zu lassen.«
    »Sollen sie doch«, sagte Vince und kramte seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. Der aufkommende Wind wehte ihm die Krawatte über die Schulter. »Die Geschworenen werden genug Tatortfotos zu sehen bekommen – sie werden dafür sorgen, dass Milo Bordain für immer weggesperrt wird, da ist es egal ob im Knast oder in einer Irrenanstalt.«
    »Glaubst du, dass sie unzurechnungsfähig ist?«
    »Im rechtlichen Sinne? Nein«, sagte er. »Keinesfalls. Sie hat Marissa aus Wut umgebracht. Haley wollte sie töten, um die einzige Zeugin des Mordes aus dem Weg zu räumen. Die Entfernung
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