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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
Autoren: Mark Billingham
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wenig Ähnlichkeit. Sie hatte mindestens fünf Kilo abgenommen, und ihr Haar war kurz geschnitten und schwarz gefärbt. Sie wirkte verängstigt.
    »Haben Sie eine Ahnung, welcher Aufwand die Suche nach Ihnen bedeutete?«, fragte Thorne. »Von den Kosten ganz zu schweigen …«
    »Tut mir leid.« Sie sah ihren Vater an. Er drückte ihre Hand. »Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.«
    »Sagen Sie uns einfach die Wahrheit.«
    Jesmond räusperte sich. Er saß neben Thorne, allerdings nicht nahe genug, um mit ihm Händchen halten zu können. »Lassen Sie sich Zeit, Miss Keane. Ich weiß, dass das schwierig für Sie ist.«
    Thorne konnte sich einen Seitenblick nicht verkneifen. Er hätte sich am liebsten über den Tisch gebeugt und Andrea und ihren Vater wissen lassen, was sein mitfühlender Chief Superintendent tatsächlich dachte. Vielleicht hätte er ein paar von den feinfühligeren Äußerungen seines Vorgesetzten weitergeben sollen:
    »Okay, wir haben den Prozess verloren, aber da sie noch lebt, haben wir auch unsere moralische Überlegenheit verloren.«
    »Was geht hier vor sich? Warum, zum Teufel, können die Toten nicht tot bleiben?«
    Thorne sagte jedoch nichts, hauptsächlich deshalb, weil er Jesmonds Frustration tief in seinem Inneren teilte. Er war nicht enttäuscht, dass Andrea noch am Leben war, das auf keinen Fall: Stephen Keanes Gesichtsausdruck genügte, um jeden aufzumuntern, der auch nur über einen Funken Menschlichkeit verfügte. Trotzdem empfand Thorne Ekel beim Gedanken an den Triumph, den Adam Chambers und seine mächtigen Freunde vermutlich in diesem Moment feierten. An den selbstgefälligen Unsinn, der in den nächsten Tagen in den Zeitungen stehen würde. An das schockierende letzte Kapitel in Nick Maiers widerlicher Enthüllungsstory.
    »Ich war eine Zeit lang in Brighton«, sagte Andrea. »Bei Sarah. Anschließend bin ich ein paar Mal umgezogen.«
    »Sie haben bei Sarah Jackson gewohnt?«
    Andrea nickte.
    Thorne seufzte und sah Jesmond an. »Wir haben sie befragt. Zweimal .«
    »Sie ist meine Freundin, also hat sie gelogen.«
    »Sie hat für ihre Vorstellung einen Oscar verdient.«
    »Bekommt sie jetzt Schwierigkeiten?«
    »Vielleicht«, entgegnete Thorne. Er beobachtete, wie Andrea langsam nickte und versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die sich in ihren Augen sammelten. »Was haben Sie gemacht? Wovon haben Sie gelebt?«
    »Ich bin nur die ersten paar Monate bei Sarah geblieben, bis sich die Wogen geglättet hatten. Sie hat mir geholfen, einen Putzjob zu finden, bar auf die Hand bezahlt, sodass ich ihr was dafür geben konnte, dass sie mich bei sich hat wohnen lassen. Dass sie mich versteckt hat.«
    »Sie können sich das gar nicht vorstellen«, sagte Stephen Keane.
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Was sie durchgemacht hat.«
    Thorne nickte. »Sie müssen uns sagen, warum , Andrea.«
    »Ja, ich weiß.« Ihre Stimme war plötzlich sehr leise. Wie die eines Kindes.
    »Schon gut, Kleines.« Stephen Keane beugte sich zu seiner Tochter hinüber, um ihr etwas zuzuflüstern und abermals ihre Hand zu drücken. »Du kannst es ruhig erzählen.«
    Andrea sprach schnell, als sei sie nur auf diese Weise in der Lage, ihre Geschichte über die Lippen zu bringen. Sie richtete den Blick starr auf die Tischkante und hielt sich mit der Hand, die nicht von der ihres Vaters umklammert wurde, an der Lehne des Plastikstuhls fest, auf dem sie saß. »An dem Abend bin ich nach dem Training mit zu ihm gegangen … zu Adam. Wir haben was getrunken, haben uns über andere Leute im Kurs unterhalten, haben einfach geplaudert, wissen Sie?« Sie holte tief Luft, dann fuhr sie fort: »Ich stand auf ihn, wenn ich ehrlich bin. Er war durchtrainiert und schien total nett zu sein. Ich wusste, dass er eine Freundin hatte, aber er hat gesagt, es würde nicht besonders gut laufen zwischen ihnen, deshalb hatte ich kein allzu schlechtes Gewissen … Wie ich schon gesagt habe, wir haben ein bisschen was getrunken und Musik gehört. Er hat so getan, als wüsste er eine Menge über Wein, hat am Korken geschnuppert, nachdem er die Flasche aufgemacht hatte, und so. Mir war klar, dass er Mist erzählt, aber das war mir ziemlich egal. Dann hat er den Arm um mich gelegt, und ich habe ihn gewähren lassen. Ich wollte , dass er es tut.«
    Sie blickte zu Thorne auf, dann drehte sie den Kopf und sah ihren Vater an, der lächelte, nickte und sagte: »Schon okay.«
    »Wir haben uns ein paar Minuten lang geküsst, und dann waren seine
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