Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
Testament - leider - zu bedeuten, daß Richard sich selbst das Leben genommen hat. Das ist eine Schlußfolgerung, die wir hier jetzt endlich auch akzeptiert haben. Denn außer ihr besteht nur noch eine Möglichkeit, daß Richard einen anderen Namen angenommen und sich aus Gründen, die uns unbekannt sind, entschlossen hat, seiner Familie den Rücken zu kehren.
    Meine Frau stimmt mit mir in der Auffassung überein, daß wir Richards Wünsche in seinem Geiste ausführen sollten, was er auch immer mit sich gemacht haben mag. Sie haben also, was das Testament betrifft, meine persönliche Unterstützung. Ich habe Ihre Photokopie meinen Rechtsanwälten übergeben, welche Sie auf dem laufenden halten werden über ihre Schritte zur Überschreibung von Richards Treuhandkapital und anderem Vermögen auf Ihren Namen.
    Noch einmal vielen Dank für Ihre Unterstützung, als ich drüben war. Lassen Sie wieder von sich hören.
    Mit den besten Wünschen,
Herbert Greenleaf«
    War das ein Witz? Das Burke-Greenleaf-Briefpapier in seiner Hand fühlte sich allerdings ganz seriös an, es war dick und zart gehämmert, der Briefkopf geprägt - und außerdem, solche Witze würde Mr. Greenleaf nicht machen, im ganzen Leben nicht. Tom ging hinaus zu dem wartenden Taxi. Es war kein Witz. Es gehörte ihm! Dickies Geld und Dickies Freiheit. Und die Freiheit, wie überhaupt alles, schien eins zu sein, seine und Dickies Freiheit eins. Er konnte ein Haus in Europa haben und auch ein Haus in Amerika, wenn er mochte. Das Geld für das Haus in Mongibello wartete auch noch darauf, daß es abgeholt wurde, dachte er plötzlich, und er sollte es vielleicht den Greenleafs schicken, denn Dickie hatte das Haus zum Verkauf angeboten, bevor er das Testament schrieb. Er lächelte, als er an Mrs. Cartwright dachte. Er mußte ihr einen großen Korb voll Orchideen mitbringen, wenn sie sich auf Kreta trafen, falls es auf Kreta überhaupt Orchideen gab.
    Er versuchte, sich die Landung auf Kreta vorzustellen - die lange Insel, übersät mit trockenen, schartigen Kratermündern, der kleine erregte Wirrwarr am Kai, wenn sein Schiff in den Hafen glitte, die kleinen Jungen, die gierig nach seinen Koffern und seinen Trinkgeldern griffen, und er würde reichlich Trinkgelder für sie haben, reichlich für alles und für jeden. Er sah an seinem imaginären Kai vier regungslose Gestalten stehen, die Gestalten kretischer Polizisten, sie warteten auf ihn, warteten geduldig mit verschränkten Armen. Seine Muskeln spannten sich plötzlich, und die Vision zerrann. Würde er denn jetzt überall wartende Polizisten sehen, an jedem Kai, dem er sich in seinem Leben noch näherte? In Alexandrien? Istanbul? Bombay? Rio? Sinnlos, darüber nachzugrübeln. Er streckte die Brust heraus. Sinnlos, sich diese schöne Reise zu verderben und sich über imaginäre Polizisten aufzuregen. Selbst wenn Polizisten am Kai stünden, hieße das ja nicht unbedingt . . .
    »A donda, a donda?« sagte der Taxifahrer, bemüht, italienisch mit ihm zu sprechen.
    »Zu einem Hotel, bitte«, sagte Tom. »II meglio albergo. II meglio, il meglio!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher