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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
Autoren: Barry Eisler
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mich gewarnt und dann mit mir zusammengearbeitet, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Irgendetwas musste da zwischen uns sein, irgendetwas Kostbares, sonst hätten wir wohl kaum so viele Hindernisse überwunden. Und hier und jetzt in Barcelona würde sich herausstellen, was das war.
    An dem Tag, an dem Delilah ankommen sollte, checkte ich aus dem Le Meridien aus und erledigte ein paar Einkäufe, um meine Verwandlung vom anonymen sarariman in den Weltbürger zu vollziehen, als den ich mich eigentlich eher sehe. Ich kaufte mir Hosen, Hemden und einen marineblauen Kaschmirblazer bei Aramis in Eixample; Unterwäsche, Socken und ein paar Accessoires bei Furest an der Plaça de Catalunya; Schuhe bei Casas in La Ribera und, um alles zu verstauen, eine Lederreisetasche bei Loewe im Parterre der prächtigen Casa Lléo Morera am Passeig de Gràcia. Ich bezahlte in bar. Als ich alles beisammen hatte, ging ich auf die Herrentoilette und zog mir ein paar der neuen Sachen an. Dann fuhr ich mit dem Taxi ins Hotel La Florida, wo Delilah für uns ein Zimmer reserviert hatte.
    Die Fahrt aus dem Stadtzentrum dauerte knapp zwanzig Minuten und führte die gewundene Straße hoch auf den Tibidabo. Bei meinen Rundgängen durch die Stadt hatte ich das Hotel und seine Umgebung natürlich bereits erkundet, aber der Weg hinauf war jetzt beim zweiten Mal kein bisschen weniger eindrucksvoll. Während das Taxi im Zickzack die steile Straße hochfuhr, tauchte die Stadt unter mir in der Spätnachmittagssonne auf, verschwand dann wieder, war gleich darauf wieder da. Und dann entschwand sie erneut.
    Als das Taxi vor dem Eingang des Hotels hielt, sieben Stockwerke weiß gestrichene Putzfassade und Balkonfenster mit Blick auf Barcelona und das Mittelmeer dahinter, öffnete ein Page die Tür und hieß mich willkommen. Ich bezahlte das Taxi, blickte mich um und stieg aus. Ich hatte keinen besonderen Grund zu der Annahme, dass Delilah oder ihre Leute mir nach dem Leben trachteten – falls doch, hätte ich mich niemals mit ihr hier verabredet –, aber dennoch blieb ich einen Augenblick stehen und hielt nach möglichen Positionen für einen Hinterhalt Ausschau. Viele gab es nicht. Exklusive Anlagen wie das La Florida sind nichts für Leute, die ohne guten Grund auf dem Grundstück herumlungern. Die Hotels vermuten in einer solchen Person einen Paparazzo, der hofft, irgendwelche Promis vor die Kamera zu bekommen, keinen kaltblütigen Killer mit wesentlich tödlicheren Waffen.
    Der Page wartete geduldig, hielt meine Tasche mit stiller Professionalität. Die Hotelanlage war beeindruckend, und er war es sicherlich gewohnt, dass Gäste kurz verharrten, um den Augenblick ihrer Ankunft zu genießen. Als ich beruhigt war, nickte ich und folgte ihm hinein.
    Die Lobby wirkte hell und doch warm, überall Kalkstein und Walnussholz und Glas. Es gab nur einen kleinen Sitzbereich, der menschenleer war. Ich blieb zwar weiterhin wachsam, aber meine Anspannung legte sich ein wenig.
    Eine attraktive Frau in einem eleganten Kostüm brachte mir ein Glas Mineralwasser und erkundigte sich nach meiner Reise. Ich sagte, sie sei ausgezeichnet gewesen.
    »Und Ihr Name, Sir?«, fragte sie auf Englisch mit leichtem katalanischen Akzent.
    »Ken«, erwiderte ich. Das war der Name, unter dem ich Delilah informiert hatte, dass ich reisen würde. »John Ken.«
    »Natürlich, Mr. Ken, wir haben Sie erwartet. Ihre Begleitung hat bereits eingecheckt.« Sie nickte einem jungen Mann hinter der Theke zu, der sogleich kam und ihr einen Schlüssel reichte. »Wir haben Ihnen Zimmer 309 gegeben – mein Lieblingszimmer im Hotel, wenn ich das sagen darf, wegen der Aussicht. Ich glaube, es wird Ihnen gefallen.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Soll ich Ihr Gepäck hochbringen lassen?«
    »Nein, danke. Ich möchte mich vorher etwas umschauen. Das Hotel ein bisschen kennenlernen. Es ist wunderschön.«
    »Vielen Dank, Sir. Bitte sagen Sie Bescheid, wenn Sie noch irgendetwas brauchen.«
    Ich nickte und ging. Eine Weile schlenderte ich durchs Erdgeschoss und sah mir alles genau an – den edlen Souvenirladen, die dezent beleuchtete Bar, die komfortable Lounge, den großzügigen Treppenaufgang, dazu etliche Fahrstühle – und fand nichts, was mich stutzig machte.
    Ich nahm die Treppe in den dritten Stock, blieb vor Nummer 309 stehen und lauschte einen Moment. Im Zimmer war es still. Ich stellte die Tasche und das leere Glas auf den Boden, zog das Jackett aus, ging in die Hocke und steckte den Schlüssel ins
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