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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache
Autoren: Barry Eisler
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half ihm, die Langhantelstange wieder auf die Stützen zu legen, pfiff dann in leicht übertriebener Anerkennung seiner Kraft durch die Zähne. Ich ging zum Fußende der Bank, als er sich aufsetzte, und sagte ihm, wenn er noch einmal Hilfestellung brauche, solle er mir einfach Bescheid geben. Er nickte schroff zum Dank, und ich wandte mich ab.
    Dann hielt ich inne, als wäre mir noch etwas eingefallen, und drehte mich wieder zu ihm um. «Der Typ eben hätte sich vergewissern müssen, ob du hier fertig bist», sagte ich auf Japanisch. «Manche Leute haben einfach keine Manieren. Das wird ihm eine Lehre sein.»
    Er nickte wieder, erfreut über meine kluge Einschätzung des bedeutsamen Dienstes, den er der Gesellschaft erwiesen hatte, indem er einen harmlosen Idioten zusammenschlug. Ich wusste, dass er mich, seinen neuen Freund, gern rufen würde, wenn er wieder mal Hilfestellung brauchte.
    Zum Beispiel heute Abend, wie ich hoffte. Ich eilte die Gaienhigashi-dori hinunter, schlängelte mich zwischen Fußgängern auf dem überfüllten Bürgersteig hindurch und vergewisserte mich immer wieder in den Chrom- und Glasfassaden der Gebäude, ob mir irgendjemand auf den Fersen war. Kurz vor dem Roi Roppongi Building bog ich rechts ab, dann wieder nach rechts in die Straße des Sportstudios, wo ich vor einem Dickicht aus abgestellten Fahrrädern stehen blieb, mit dem Rücken zu der geschmacklosen rosa Fassade eines Starbucks-Cafés. Ich wollte abwarten, wer alles hinter mir her kam. Ein paar Grüppchen junger Leute schlenderten vorbei, sicherlich auf dem Weg zu einer Party. Sie unterhielten sich angeregt, ohne den Mann, der da still im Schatten stand, auch nur zu bemerken. Niemand aktivierte mein Frühwarnsystem. Nach einigen Minuten setzte ich meinen Weg fort.
    Der Fitnessclub befand sich im Erdgeschoss eines grauen Geschäftsgebäudes, das von rostigen Feuerleitern gesäumt war und unter Stromkabeln erstickte, die an der Fassade klebten wie faulendes Grünzeug. Gegenüber war ein Parkplatz voller Mercedes-Benz mit dunkel getönten Scheiben und breiten Reifen, den Statussymbolen von Japans Elite und seinen Kriminellen, die sich in der aufgetakelten Halbwelt von Roppongi gleichermaßen amüsierten. Die Straße selbst wurde nur schwach von einer einzigen Bogenlampe beleuchtet, die unten mit Werbung für die unzähligen Sexdienste in der Gegend beklebt war und im Schatten ihres eigenen Lichts aussah wie der verlängerte Hals eines Urvogels, der sein abgestorbenes und gekräuseltes Gefieder abwarf.
    Die Jalousien des Sportstudios waren zwar heruntergelassen, aber ich sah die chromglänzende Harley-Davidson davor in einem Pulk von Fahrrädern parken, wie ein Hai zwischen Pilotfischen. Direkt neben den Fenstern befand sich der Haupteingang des Gebäudes. Ich zog an der Tür, aber sie war verschlossen.
    Ich trat an das erste Fenster und klopfte an die Scheibe. Gleich darauf ging drinnen das Licht aus. Nett, dachte ich. Er hat das Licht ausgemacht, damit er durch die Jalousien spähen kann, ohne von draußen gesehen zu werden. Ich wartete, wohl wissend, dass er mich beobachtete und die Straße kontrollierte.
    Das Licht ging wieder an, und kurz darauf tauchte der Yakuza im Flur auf. Er trug eine graue Trainingshose und ein Sportunterhemd, dazu die obligatorischen Gewichtheberhandschuhe. Offenbar hatte ich ihn beim Stemmen gestört.
    Er öffnete die Tür und suchte die Straße nach Gefahren ab, ohne zu bemerken, dass die Gefahr direkt vor ihm stand.
    «Shimatterun dayo», sagte er. Wir haben geschlossen.
    «Ich weiß», erwiderte ich auf Japanisch, mit einer beschwichtigenden Geste: Hände erhoben, Handflächen nach vorn. «Ich hatte gehofft, dass noch jemand da ist. Ich wollte eigentlich früher kommen, bin aber aufgehalten worden. Dürfte ich vielleicht ein paar Übungen machen? Nur solange du noch da bist, länger nicht.»
    Er zögerte, zuckte dann mit den Schultern, drehte sich um und ging wieder hinein. Ich folgte ihm in den Flur und dann ins Studio.
    «Wie lange brauchst du noch?», fragte ich, als ich meine Sporttasche abstellte und meine unauffällige Khaki-Hose, mein blaues Oxfordhemd und den marineblauen Blazer auszog. Ich hatte die Handschuhe schon an, wie immer, bevor ich ins Sportstudio ging, aber diese Kleinigkeit war dem Yakuza nicht aufgefallen.
    Er ging hinüber zur Kniebeugestation. «Dreiviertelstunde, vielleicht eine Stunde», sagte er und ging unter dem Gewicht in Stellung.
    Kniebeugen. Seine gewohnte Übung, wenn er
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