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Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen
Autoren: Jane Luc
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Falle getappt.
     
    Er nahm ihr das Stethoskop ab und zog den Arztkittel herunter, bevor er ihren schlaffen Körper auf die Untersuchungsliege packte. Ihre Haare verschwanden unter einer OP-Haube, den Oberkörper deckte er mit einem Krankenhausnachthemd ab, bevor er sie zudeckte. Niemand würde auf die Idee kommen, sie als Dr. Montgomery zu identifizieren. Er musste sie nur noch hier herausbringen. Mehr war nicht wichtig. Und das würde ihm auch gelingen. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Zwei Minuten vergangen. Er zog eine weitere Spritze aus seiner Tasche und injizierte Nadine den Inhalt. Das Ketamin, das er ihr vorhin gegeben hatte, eignete sich wunderbar, sie schnellstmöglich zu betäuben. Aber die Wirkung würde nicht lange anhalten. Er schob eine Ladung Fentanyl hinterher. Das hielt sie eine Weile bewusstlos. Sobald sie in seinem Wagen lag, war es ihm egal, was sie tat. Aber erst einmal musste er hier raus.
    Er schnallte sie auf der Liege fest und öffnete vorsichtig die Tür. Der Gang war verlassen. Er schob Nadine zum Fahrstuhl. Sekunden später verschwanden sie in der großen Kabine und zwei Minuten später hatten sie das Krankenhaus über den Eingang des pathologischen Instituts verlassen. Die Ladezone vor der Pathologie war sonntags so ruhig wie das Institut. Hier lagerten nur die wenigen, im Krankenhaus verstorbenen Patienten, deren Todesursache nicht vollständig klar war. Biopsien wurden sonntags nicht durchgeführt. Der Gebäudetrakt war verlassen, daher hatte er seinen Lieferwagen hier abgestellt. Niemand würde ihm hier in die Quere kommen.
     
    *
     
    Mit schlingerndem Heck raste Josh in die Auffahrt zur Notaufnahme des St. Josephs Hospitals. Er sprang aus dem Wagen und ließ ihn stehen, wo er war – mit laufendem Motor.
    Auf der Fahrt hatte er immer wieder darüber nachgedacht, den Notruf zu wählen und Kollegen hierher zu beordern. Stets hatte er die Idee wieder verworfen. Eine Streife wäre sicherlich vor ihm da gewesen. Aber was hätte es gebracht, wenn sie Gordon aufgeschreckt hätten. Dann bekämen sie vielleicht nie die Chance, ihn zu schnappen. Hannah würde nie ihre Ruhe finden. Und er ebenfalls nicht.
    Er hoffte nur, dass es nicht zu spät war. Er hoffte, dass er mit seiner Entscheidung, keine Streife abzukommandieren, nicht ihr Leben in Gefahr brachte.
    Er rannte in die Notaufnahme und sah sich am Empfangstresen der säuerlich dreinblickenden Schwester gegenüber, die ihn nicht leiden konnte, seitdem er zum ersten Mal hier aufgetaucht war. Stolpernd kam er vor ihr zum Stehen.
    »Lassen Sie mich raten. Sie wollen zu Dr. Montgomery. Und zwar sofort.«
    »Wo ist sie?«
    »Detective.« Sie stützte ihre knochigen Arme auf dem Tresen ab und schaffte es, trotz ihres Alters und ihrer nicht vorhandenen Größe, bedrohlich zu wirken. »Wir haben heute eine Reihe Notfälle, die unsere Aufmerksamkeit fordern. Ihr Auftritt ist alles andere als angebracht.«
    »Verdammt!« Josh legte keinen Wert mehr auf seine gute Erziehung. Seine Faust krachte dröhnend auf den Tresen. Sein Gesicht war plötzlich bedrohlich nahe vor dem der Schwester, die automatisch zwanzig Zentimeter zurückwich. »Es. Geht. Um. Leben. Und. Tod«, betonte er jedes Wort. »Ich muss wissen, wo sie ist. Auf der Stelle.« Seine Faust krachte ein zweites Mal auf das Holz.
    Das Gesicht der Schwester hatte ein wenig Farbe verloren. Aber immerhin begann sie, zielsicher auf ihrer Tastatur herumzuhacken. Nach einem letzten Blick auf den Monitor vor sich sah sie ihn wieder an. »Sie ist in Behandlungsraum Nummer fünf. Aber sie sieht sich gerade den Verdacht einer Blinddarmentzündung an.«
    Raum fünf, Raum fünf. Josh blickte sich um, bis er die Pfeile gefunden hatte, die ihm die richtige Richtung wiesen. Er folgte ihnen und zog im Laufen seine Waffe aus dem Hosenbund.
    Mit einem Aufschrei rannte ihm die Schwester nach. »Was tun sie da? Sie dürfen da nicht hinein. Erst recht nicht mit gezogener Waffe.«
    Ohne zu antworten, schob er sie vor dem Behandlungszimmer einfach ein Stück zur Seite, trat gegen das Schließblech der Tür und stürmte mit der Pistole im Anschlag in den Raum.
    Ungläubig und schwer atmend ließ er die Waffe sinken. Der Raum war leer. Hannahs Arztkittel und ihr Stethoskop lagen neben zwei benutzten Spritzen auf dem Boden, die Behandlungsliege fehlte.
    Zu spät, dröhnte es durch seinen Kopf.
    Zu spät.
    Zu spät.
    Er drehte sich zu der Schwester um, die ihn mit kalkweißem Gesicht anstarrte und ihre Hand auf den
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