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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel
Autoren: Tina Sabalat
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besser auf mich aufpassen müsse. Und er hatte eine Anspielung gemacht auf Mächte, die die Auserwählten schützten, was altertümlich und abergläubisch geklungen hatte.
    »Ich besitze eine Telefonnummer, die ich verwenden soll, wenn ich Hilfe brauche.«
    Sam zögerte, dann nickte er.
    »Okay. Ruf ihn an. Klingt, als wäre dein Oleg der Mann, der bei Problemen von jenseits des Urals helfen kann.«
     
    ***
     
    »Meine Liebe, wie schön, von Ihnen zu hören«, dröhnte Oleg in das Telefon, und er hörte sich trotzdem an, als wäre er Lichtjahre entfernt: rauschig, mit Unterbrechungen. Ich hatte diese Notfall-Telefonnummer noch nie zuvor gewählt, aber er klang nicht überrascht. Sollte mir das etwas sagen?
    »Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«, fragte ich und hörte, wie Oleg mit der Hand das Mikrofon des Telefons zuhielt. Er sagte etwas zu jemand anderem, dann meldete er sich wieder.
    »Natürlich. Ich habe nur einen Mitarbeiter gebeten, uns allein zu lassen. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich hatte mir vorher nicht wirklich überlegt, was ich sagen wollte. Und ich war mir auch nicht ganz sicher, wie viele Informationen ich preisgeben sollte.
    »Oleg, ich habe ein Problem. Sie können mir vielleicht helfen.«
    »Ich fühle mich geehrt.«
    »Jemand scheint ... mich zu benutzen. Meine besonderen Fähigkeiten. Um in den Besitz von einem bestimmten Gegenstand zu kommen.«
    »Werden Sie bedroht?«
    »Indirekt. Ein möglicher Verlauf meiner nahen Zukunft beinhaltet den Tod.«
    »Brauchen Sie eine Leibgarde? In einer Stunde könnte ich Ihnen ein Dutzend Männer zur Verfügung stellen. Gute Leute.«
    Sam sah aus, als fände er das Angebot äußerst verlockend, ich hatte indes keine Lust darauf, dass auch noch ein paar Testosteron-Gorillas auf meiner Terrasse herumhockten und meinen Kühlschrank plünderten. Oder Anspruch auf mein Bett erhoben.
    »Das ist sehr freundlich, doch ich hoffe, dass ich das nicht brauchen werde«, sagte ich. »Ich würde diese Sache gern regeln, bevor es zu ernsteren Vorfällen kommt.«
    Bei denen ich direkt involviert bin. Oder Sam. Oder Frau Berger. Oder Kasimir. Das hätte ich hinzufügen können, aber ich unterließ es. Für Tobias war es eh zu spät.
    »Wie kann ich dann helfen?«
    »Mit Informationen. Es führen Spuren in Ihre geographische Richtung.«
    »Russland? Russen sind heute überall. Früher war das Land groß, aber die Leute kamen nicht raus. Heute ist das Land klein, doch die Russen sind überall.«
    »Nein, ich meine nicht Russland. Weißrussland.« Oleg schwieg, ich hörte wieder einmal Eiswürfel in einem Glas klingeln und wusste, dass ich ihn nicht zu fragen brauchte, ob er etwas Alkoholisches trank: Ich hatte ihn morgens vor dem Frühstück trinken sehen, wenn ich in ihn hinein gesehen hatte, aber er war nicht einmal betrunken gewesen.
    »Weißrussland. Nun, das ist etwas anderes.«
    »Jenseits Ihres Einflussbereichs?«
    »Nicht unbedingt, nicht unbedingt.« Er trank. »Wo man mich versteht, da rede ich.«
    Ich seufzte. »Oleg, spielen Sie schon wieder den geheimnisvollen, poetischen Russen?«
    Er lachte, denn das war ein übliches Geplänkel zwischen uns. Ich fuhr fort.
    »Was ich von Ihnen wissen möchte, ist Folgendes: Haben Sie mich jemandem empfohlen, der aus Weißrussland kommt? Oder jemandem, der fließend weißrussisch spricht? Oder meinetwegen auch jemandem, der in Weißrussland besondere Interessen verfolgt?«
    »Und wenn?«
    »Dann würde ich gerne wissen, wer das ist. Die Bedrohung ist noch sehr unpersönlich, ich hätte gern einen Namen dazu. Ein Gesicht. Damit ich zielgerichtet aktiv werden kann.«
    Oleg trank einen Schluck.
    »Mein Fräulein, Sie wissen, dass ich Ihnen vertraue«, sagte er dann.
    »Weil ich Ihnen nütze«, erwiderte ich.
    »Natürlich. Vielleicht sollten Sie jetzt auch etwas Vertrauen beweisen und mir mehr über ihr Problem erzählen. Damit ich Ihnen nützen kann.«
    Ich warf Sam einen fragenden Blick zu. Das Telefon war auf Lautsprechen geschaltet, und mein Mithörer machte als Antwort eine wage Geste mir der Hand. Ich runzelte die Stirn. Was sollte das heißen? Sag ein bisschen was? Ich weiß nicht, ob du mehr sagen solltest? Ich fasste aus eigenem Antrieb den Entschluss, deutlicher zu werden.
    »Es befindet sich ein Gegenstand in meiner Reichweite, der die gesuchten Personen sehr zu interessieren scheint. Es handelt sich um eine Audio-Datei auf einer CD, und die Datei beinhaltet eine Todesliste. Jemand gibt einem anderen Mann den Auftrag,
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