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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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Zettel wurde nach vorne gereicht.
    Astrid nahm ihn, holte einen Bleistift heraus und schrieb die Namen all derer auf, die sich angemeldet hatten.
    »So – jetzt kann die Show losgehen!«
    Es wurde ganz still.
    »Ähem … Meine Damen und Herren, einen großen Applaus für die heißeste Comedy weit und breit. Zehn Namenstehen auf meiner Liste – geben wir jedem fünf Minuten? Die Nummer eins: Karl! Und ab die Post!«
    Die Zuschauer klatschten laut und Karl erzählte einen weitschweifigen Witz über Igel, Asphalt und stachelige Pfannkuchen. Der Abend war gerettet.
    Als wir später in unsere Zimmer zurückkehrten, taten mir vor lauter Lachen die Wangen weh. Ich glaube, den anderen ging es genauso. Wir hatten uns wunderbar amüsiert, nicht weil irgendwer einen herausragenden Stand-up geliefert hatte – die Comedy war eher grausig gewesen –, sondern weil wir alle zusammen Spaß gehabt hatten.
    »Wie wäre das wohl gelaufen, wenn Astrid nicht aufgetaucht wäre?«, lachte Ruby. »Wahrscheinlich richtig schrecklich. Sie hat die Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht, oder?«
    Ich nickte.
    »Sie hat es echt drauf, findest du nicht auch?«
    »Stimmt.« Sie war cool, aber auch ganz schön einschüchternd.
    »Omar hat es echt durchgezogen!«
    Ich lachte. Er war furchtbar gewesen, aber als er dran war, hätten wir uns schon über alles weggeschmissen.
    Ich war wirklich beeindruckt, wie diese zehn Jungen sich zum Affen gemacht hatten, um uns zu unterhalten. Das war es eindeutig wert gewesen, meinen Schreibtisch zu verlassen.

Gleiche Muster
    St. Magdalene’s
2012 n. Chr.
    Nachdem nicht nur Tage, sondern einige Wochen vergangen waren, hatte ich tatsächlich das Gefühl, dazuzugehören, und wachte jeden Morgen voller Vorfreude auf. Aus irgendeinem Grund war Ruby immer noch meine Freundin. Jeden Morgen kam sie bei mir vorbei und holte mich zum Frühstück ab. Auch wenn ich nicht so locker mit allen quatschte wie sie, wirkte ihre lebhafte Geselligkeit entspannend. Ich musste nur lächeln und hin und wieder nicken und schon gehörte ich irgendwie dazu.
    Selbstverständlich wünschte ich manchmal, Ruby wäre nicht in alles und jedes verwickelt, was in der Schule passierte, und manchmal sehnte ich mich einfach nach meinem Schreibtisch und meinem Laptop. Andererseits genoss ich dieses neue Zugehörigkeitsgefühl. Lernen konnte ich schließlich immer noch, wenn ich wieder in meinem Zimmer war  – vorausgesetzt, ich achtete aufmerksam auf die Schritte der Hausdamen, um dann rasch das Licht auszuschalten.
    Jetzt standen die ersten Ferien vor der Tür, denen ich mitGrauen entgegensah. Die Aussicht, eine ganze Woche zu Hause verbringen zu müssen, deprimierte mich.
    »Und, was machst du so in dieser Ferienwoche?«, fragte Ruby, als wir nach Bio über den Innenhof liefen.
    »Nichts … so richtig«, antwortete ich leise. Ich wollte überhaupt nicht darüber nachdenken.
    »Ich werde Omar das Reiten beibringen«, kicherte Ruby.
    »Omar kommt mit zu dir?«
    »Ja! Seine Eltern wohnen zu weit weg. Ich kann nur hoffen, dass meine Mutter nett zu ihm ist.«
    »Wieso sollte sie nicht nett sein?«
    »Weil sie sich zum Albtraum entwickeln kann, wenn man nicht ganz genau ihren Ansprüchen genügt.«
    »Er ist ein guter Kunsthistoriker, das müsste ihr doch gefallen.«
    »Im Gegenteil, das ist wahrscheinlich sein Untergang – sie kann Leute nicht ausstehen, die sich wissenschaftlich mit Kunst befassen. Sie glaubt, die wären alle so mit der Analyse beschäftigt, dass die Kunst gar nicht mehr auf sie wirken konnte. Und wenn sie erst mal loslegt, wird sie ganz schön wild.«
    »Aber studiert deine Schwester nicht auch Kunstgeschichte?«
    »Jep. Miranda dachte, Mum würde sich freuen. Sie versucht schon ihr Leben lang, sie zu beeindrucken. Ich dagegen habe es schon vor Jahren aufgegeben!«
    »Weiß Omar denn, worauf er sich einlässt?«
    Ruby verdrehte die Augen. »Wahrscheinlich sollte ich ihn warnen …«
    »Wenn man vom Teufel spricht … hallo, Omar!«
    Rubys Freund hatte sich gerade hinter uns zum Essen angestellt.
    »Wovor willst du mich warnen?«, fragte er und füllte Bolognesesoße auf seine Nudeln.
    »Hey! Sieh mich nicht so an!« Ich musste lachen.
    Wir setzten uns und fingen an zu essen. Omar sah Ruby in die Augen. »Wolltest du mir etwas sagen?«
    Ruby lächelte. »Eva meint, dass ich dir ein paar Tipps geben soll, wie man am besten mit meiner Mutter umgeht.«
    Omar sah sie erschrocken an. »Was muss ich wissen?«, fragte er
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