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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub
Autoren: Massimo Carlotto
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die Adresse gegeben.«
    »Und wo sind sie?«
    »In einem Ferienhaus in Villasimius. Wir treffen uns jetzt mit Ceccarellos Leuten, dann bringst du sie hin.«
    Der Treffpunkt befand sich in der Nähe des Bahnhofs. Franchino und Luca, der Neapolitaner, kamen in einem dicken Geländewagen.
    »Die tun so, als wären sie immer noch im Irak«, kicherte Mario.
    »Komm hinterher sofort zurück«, ermahnte ihn Tore, während er die Tür öffnete.
    »Ich werd ja wohl nicht dableiben und zusehen, wie sie diese Arschlöcher fertigmachen.«
    Moi befühlte seine Jacke. »Ich hab die Handys zu Hause gelassen. Leih mir deins.«
    »Dann hab ich keins mehr.«
    Moi streckte die geöffnete Hand aus. »In einer Stunde bist du doch wieder hier.«
    »Und du bist mit dem Taxi in zehn Minuten zu Hause.«
    »Diskutier nicht rum. Ich muss mit dem Senator reden.«
    Mario gehorchte widerwillig. Wieder so eine Unverschämtheit seines Partners, aber er wehrte sich nicht, obwohl er das Recht dazu gehabt hätte. Außerdem brannte ihm die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge.
    »Was hat Trincas dafür gewollt?«
    Der andere grinste. »Erst alles, bis ich dafür gesorgt habe, dass er den Schwanz einzieht.«
    Cannas seufzte. »Ich hab schon befürchtet, ich könnte richtig Mist gebaut haben.«
    »Nein, nein. Alles in Ordnung, gut hast du das gemacht«, tröstete ihn Moi und winkte zum Abschied.
    Cannas legte den Gang ein und fuhr los, gefolgt von den beiden Söldnern.
    Tore begab sich zu Fuß zum Büro der Fidelitas Security, die er vor sechs Jahren gegründet hatte. Endlich herrschten hinnehmbare Temperaturen, die zu einem Spaziergang einluden. Er ging vor dem Rathaus entlang, bog links Richtung Largo Carlo Felice ein, dann abermals links zum Corso Vittorio Emanuele.
    Drei geschmackvoll restaurierte Räume im zweiten Stock eines alten Etagenwohnhauses, eingerichtet mit kalter Rationalität, jedes Möbelstück sorgfältig gewählt. Er hatte keine Kosten gescheut, obgleich er die Kunden woanders traf und außer seinem Partner und der Putzfrau niemand je einen Fuß hier hineinsetzte. Er hatte es sich selbst versprochen am Tag seines Abschieds von der Finanzpolizei: nie wieder heruntergekommene, verstaubte Büros. Er hatte immer die schlimmsten erwischt, überhaupt hatte er mit den Kollegen nie auf einem besonders guten Fuß gestanden, war ihnen nie nahegekommen. Ihnen galt er als Widerling, denn es war seine Aufgabe gewesen, unter den Arschlöchern aufzuräumen. Er war stets der beste Spürhund gewesen, egal, wer gerade das Kommando hatte. Der eine oder andere Chef hatte versucht, ihn am Arsch zu kriegen, indem er ihn in flagranti bei irgendwelchem Mist ertappte, aber er war immer schlauer gewesen.
    Wenn er mehr als nur ein Unteroffizier gewesen wäre, hätte er hoch hinauskommen können, doch er stammte aus einer armen Familie aus der Provinz Oristano, die ihm nichts Besseres hatte bieten können. Wirklich mit seinem Leben zufrieden war er erst, seit er beschlossen hatte, sich selbständig zu machen. Alle großen Unternehmen hatten regelrechte interne Polizeikorps aufgebaut, mit einer Handlungsfreiheit, welche die vom Gesetz gegebenen Grenzen fröhlich missachtete. In Cagliari gab es solche Unternehmen nicht, aber es fehlte nicht an großen Geschäftsabschlüssen, und so leckte sich jeder die Finger nach Abhörprotokollen. Gewissen Staatsanwälten oder Angehörigen der Ordnungskräfte ging es da nicht anders, die ihm seit einiger Zeit ihre Bänder anvertrauten, damit er geeignete Fallen stellte.
    Sobald er begonnen hatte, in diesen Regelkreisen zu arbeiten, gehörte er gleich ganz und gar dazu. Und er machte sofort Geld. Gutes Geld. Seine Töchter würden irgendwann reich sein, nur er war dazu verurteilt, es mit der Zurschaustellung des eigenen Wohlstands nicht zu weit zu treiben. Am liebsten hätte er dafür gesorgt, dass seine früheren Kollegen vor Neid platzten, aber er wollte zumindest das Risiko vermeiden, bei irgendeinem Verhör im Fleischwolf zu landen, einem jener Verhöre, aus denen man nicht heil herauskam, denn selbst wenn man seinen Hintern rettet, bleibt so viel verbrannte Erde zurück, dass hinterher kein Mensch mehr mit einem zu tun haben will.
    Tore trat zu seinem Schreibtisch. Das Holz duftete nach Politur. Er setzte sich hin und sortierte die Unterlagen über seinen Partner. Die Fidelitas Security hatte Mario Cannas zu einem lächerlichen Eingangsgehalt angestellt, das jedoch genügte, um ihn für allerlei Kleinzeug als Verantwortlichen
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