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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm
Autoren: Ben Elton
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Knien, die er fest an seine Brust drückte, wobei große, schmutzige Krallen von Zehennägeln aus seinen Sandalen ragten.
    Woggle war schmutzig, wie es nur jemand sein kann, der gerade aus einem selbst gegrabenen Tunnel steigt. Er war auf direktem Weg hierher zu Hausarrest gekommen, hatte sein bisheriges Zuhause hinter sich gelassen, einen Zweihundert-Meter-Tunnel unter dem zukünftigen fünften Terminal des Flughafens Heathrow. Woggle hatte der Grausamen Geraldine vorgeschlagen, vielleicht einmal zu duschen, bevor er zu der Gruppe stieß, aber Geraldine, die stets ein Auge für Elemente hatte, die »großes Fernsehen« ausmachten, versicherte ihm, sein Aussehen sei völlig in Ordnung. »Sei einfach du selbst«, hatte sie gesagt.
    »Wer soll das sein?«, hatte Woggle erwidert. »Ich bin die Summe meiner früheren Leben und all jener, die ich noch zu leben habe.«
    Woggle stank. Tunnel zu graben ist harte körperliche Arbeit, und jeder Tropfen Schweiß, den er ausgedünstet hatte, war im Stoff seiner schmutzigen Kleider hängen geblieben, einer kunterbunten Mischung aus Jeans und Resten eines alten Kampfanzuges. Hätte Woggle eine Lederjacke getragen (was, da er ein Tierbefreier war, niemals in Frage kam), hätte er wie einer dieser ekelhaften Hell’s Angels ausgesehen, die ihre Jeans nie wuschen, egal wie vollgepisst sie waren.
    »Junge, du stinkst!«, fuhr Jazz fort. »Du bist vielleicht drauf! Hier, Mann, nimm was von meinem Deo, bevor wir alle grausam ersticken!«
    »Für mich sind Kosmetika nur ein Zeichen für die Affektiertheit des Menschen, ein weiteres Beispiel für die Unfähigkeit unserer Spezies, ihren Platz als eine Tierart unter vielen auf unserem Planeten zu akzeptieren«, erwiderte Woggle gelassen.
    »Bist du auf Droge, oder was?«
    »Die Menschen meinen, sie seien den Tieren überlegen, und das Putzen und Parfümieren sei nur ein Beweis dafür«, leierte Woggle mit der moralischen Selbstsicherheit eines Buddhas vor sich hin. »Aber seht euch mal das seidige Fell einer Katze oder die fröhlichen Schwingen eines Rotkehlchens an. Hat irgendein arrogantes Supermodel je so hübsch ausgesehen?«
    »Aber hallo, Mann, allerdings«, meinte Jazz, der zwei verschiedene Deodorants benutzte und seine Haut täglich mit Duftölen salbte. »Ich hab beim Einschlafen noch nie davon geträumt, eine Katze zu knallen, aber Naomi und Kate sind mir jederzeit willkommen.«
    Layla meldete sich aus der Küche zu Wort, wo sie sich einen Kräutertee zubereitete. »Ich habe ein paar organische Reinigungslotionen, Woggle, ganz ohne Tierversuche, falls du sie dir ausborgen möchtest.«
    Layla. Beruf: Modedesignerin und Einzelhandelskauffrau. Sternzeichen: Skorpion.
    »Die sind bestimmt nicht mehr unbedenklich, wenn die Plastikflasche auf einer Müllkippe landet und eine Möwe mit dem Schnabel drin stecken bleibt«, erwiderte Woggle.

    »Lassen Sie sich von dieser Sache mit dem Modedesign nicht täuschen, Sir«, sagte Hooper. »Sie ist auch nur Verkäuferin. Es kommt im Lauf der zweiten Woche raus. Layla kann es nicht fassen, als Garry erklärt, dass sie und Kelly im Grunde den gleichen Beruf ausüben. Layla glaubt, sie stünde mindestens eine Million Meilen über Kelly. Es gab einen heftigen Streit.«
    »Garry geht den anderen gern auf die Nerven, oder?«
    »Oh, ja, er sucht immer eine Reaktion, unser Garry.«
    »Und Lady Layla nimmt sich selbst sehr ernst?«
    »Das tut sie. Den größten Ärger in den ersten Wochen gab es wohl zwischen ihr und David, dem Schauspieler, und zwar darüber, wer von den beiden sensibler ist.«
    »Die beiden halten sich für Dichter«, fügte Trisha an.
    »Ja, ich sehe schon, es gibt reichlich unterschwelligen Zorn«, meinte Coleridge nachdenklich. »Eine ganze Menge fehlgelenkten Ehrgeiz auf beiden Seiten. Das könnte relevant sein.«
    »Aber doch wohl nicht für Layla, Sir, oder? Sie ist rausgeflogen, bevor es zum Mord kam.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Sergeant, aber nachdem wir rein gar nichts wissen, scheint es mir unabdingbar, alles zu untersuchen.«
    Hooper hasste es, unter jemandem arbeiten zu müssen, der Worte wie »unabdingbar« benutzte.
    »Der Groll dieser Layla und ihr Gefühl der Unzulänglichkeit könnten auf einige Resonanz innerhalb der Gruppe gestoßen sein. Möglicherweise war sie der Katalysator für die Selbstzweifel eines anderen. Wer weiß? Manchmal kommt bei einem Mord der absolut Falsche ums Leben.«
    »Wie?«, sagte Hooper.
    »Überlegen Sie doch mal«, sagte Coleridge.
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