Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm
Autoren: Ben Elton
Vom Netzwerk:
Grausamen Geraldine, Sir.«
    »Was meinen Sie damit, Constable?«
    Trisha meinte eines der vertraulichen, internen Taktik-Briefings, die sie am Tag des Mordes im Büro von Peeping Tom konfisziert hatte. »Er war der einzige Kandidat, den Peeping Tom von sich aus angesprochen hat. Bei allen anderen war es umgekehrt. Geraldine Hennessys Ansicht nach war er, und ich zitiere, >garantiert großes Fernsehen. Der geborene Störfaktor, wie ein Sandkorn in der Austernschale, um das herum die Perle wächst.<«
    »Ausgesprochen poetisch«, bemerkte Coleridge. »Ich muss sagen, dass doch einiges an Fantasie vonnöten ist, sich Mr. Woggle als Perle vorzustellen, aber wahrscheinlich muss es wohl solche und solche geben.«
    »Sie hatte ihn in den Nachrichten gesehen, Sir, am Ersten Mai, in einem Beitrag über die alljährlichen Ausschreitungen.«
    »Aha, also wurde er verhaftet? Das könnte doch interessant sein.«
    »Er wurde nicht verhaftet, Sir, er hat der BBC ein Interview gegeben. Das war Woggles große Chance.«

    »Ich hab dieses Interview gesehen, das du über Anarchie und den ganzen Quatsch gegeben hast«, sagte Moon gerade zu Woggle, die eine verwandte Seele in ihm gefunden zu haben schien. »Du warst scheißgut, Babe. Voll geil.«
    »Vielen Dank, meine Holde«, erwiderte Woggle.
    »Aber was war das mit der mittelalterlichen Narrenkappe? Wolltest du irgendwie auf was hinaus oder so?«
    »In der Tat wollte ich auf etwas hinaus, o kahles Weib. Wenn den so genannten weisen Männern die Antworten ausgehen, wird es Zeit, mit den Narren zu sprechen.«
    »Und deshalb haben sie mit dir gesprochen«, bemerkte Jazz trocken.
    »Correctomundo, Soul-Brother.« Woggle warf ihm lächelnd einen Blick zu, den er für diabolisch-hintergründig hielt, der jedoch aufgrund des Bartes und des Zustands seiner Zähne aussah, als wären ein paar Polo-Pfefferminzbonbons in einem Abfluss voller Haare hängen geblieben.
    »Ich bin an dem Tag nicht zur Arbeit gekommen«, schimpfte Kelly. »Sie hatten die Oxford Street gesperrt. Was soll sich dadurch verändern, wenn man die Leute am Einkaufen hindert?«
    Woggle gab sich alle Mühe, es ihr zu erklären, ohne jedoch besonders viele Details oder irgendwelche Analysen zu liefern. Er schien etwas wahrzunehmen, das er »das System« nannte, und dieses System war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. »Das war’s eigentlich schon«, sagte er.
    »Und was ist jetzt das System?«, fragte Kelly.
    »Na ja, dieses ganze kapitalistisch-amerikanisch-globale Polizei-Geld-Hamburger-Fuchsjagd-Tierversuche-Faschistending, oder nicht?«, erklärte Woggle mit seiner nasalen, monotonen Stimme.
    »Ach so, verstehe.« Kelly klang nicht besonders überzeugt.
    »Was wir brauchen, sind makrobiotische, organische Gemeinschaften, die mit ihrer jeweiligen Umgebung in einer Atmosphäre gegenseitigen Respekts interagieren«, fügte Woggle hinzu.
    »Was redest du da für ‘n Scheiß?«, erkundigte sich Garry.
    »Grundsätzlich wäre es netter, wenn alle netter wären.«

    Wieder drückte Inspector Coleridge auf Pause. »Ich vermute, Woggles Abneigung gegen >das System< hindert ihn nicht daran, davon zu leben.«
    »Nein, Sir, das stimmt«, antwortete Trish. »Das System, mit dem er sich am besten auskennt, ist das Sozialhilfesystem.«
    »Also darf der Staat ihn durchfüttern, während er ihn Umstürzen will? Sehr praktisch, muss ich schon sagen.«
    »Ja, Sir, das findet er auch«, sagte Hooper. »Später hat er noch einen Riesenstreit mit allen anderen, weil sie seine diebische Freude nicht teilen können, dass der Staat ihn, seinen erbittertsten Gegner, finanziert.«
    »Vermutlich weil sie, wie wir anderen auch, den Staat finanzieren.«
    »Das ist mehr oder weniger ihr Argument, ja.«
    »Nun, ich stelle erfreut fest, dass ich mit diesen Leuten doch wenigstens eine Ansicht gemein habe. Gibt es irgendeinen Betrugsverdacht, was diesen Woggle betrifft? Falsche Adressen? Doppelnennungen, üble Tricks, etwas in der Art? Irgendetwas, dessen Entdeckung er fürchten müsste?«
    »Nein, Sir, in dieser Hinsicht ist er absolut sauber.«
    Es folgte eine kurze Pause, ehe alle drei fast gleichzeitig in schallendes Gelächter ausbrachen. Wenn Woggle irgendetwas nicht war, dann sauber.

    »Scheiße, Mann«, meinte Jazz entgeistert. »Hast du noch nie was von Seife gehört?«
    Woggle hatte seine Position eingenommen, die ihm bald zur Gewohnheit werden sollte, am Boden in der einzigen Ecke des Raumes kauernd, das bärtige Kinn auf den knochigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher