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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick
Autoren: Lucie Flebbe
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dem abgewetzten, grauen Sofa vor unserem Couchtisch Platz nahm, registrierte ich das Zittern ihrer Knie. Sie schob das Geld zu mir herüber. »Das ist alles, was ich habe.«
    Danner lehnte im Rahmen der Küchentür. Immerhin hatte er sich inzwischen ein T-Shirt übergezogen. Nachdenklich betrachtete er erst die wackelnden Knie des Mädchens, dann ihre Wahnsinnsfrisur.
    »Sind wir uns irgendwo schon mal begegnet?«, erkundigte sich Danner dann.
    Curly senkte den Blick.
    »Na schön, dann hole ich erst mal den Kaffee«, ließ Danner von ihr ab und verschwand in der Küche.
    Ich setzte mich Curly gegenüber in den Sessel. Das altersschwache Ding wackelte, weil ein Fuß fehlte.
    Weil das Mädchen seine Ellenbogen auf die Knie stützte, um seine Beine ruhig zu halten, konnte ich sehen, dass die Ärmel des Pullovers verklebt und schmutzig waren.
    »Wie genau können wir Ihnen helfen, Mo?«, erkundigte ich mich.
    »Ich glaube, die Polizei sucht nach mir.«
    In der Küche schnalzte Danner mit der Zunge. Etwas raschelte. Im nächsten Moment tauchte er mit der Tageszeitung in der Hand wieder auf.
    »Ich wusste doch, dass ich Sie schon mal gesehen habe.«
    Er hielt sich eine Zeitungsseite vor die Brust.
    Die junge Frau wandte den Kopf ab.
    Selbst aus der Entfernung erkannte ich Curly-Mos schwarzen Wuschelkopf auf dem größten Bild.
    Ich winkte Danner heran.
    Das Bild im Sportteil zeigte Curly neben einem gut aussehenden Jungen, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Walt Disneys Zeichentrick-Ali-Baba aufwies. Er hatte glühende, dunkle Augen unter spitzbübisch geschwungenen Brauen, volle Lippen und eine frech ins Gesicht fallende, schwarze Locke.
    Ich kannte Ali Baba. »Ist das nicht –?«
    »Der meistgehasste Mann Bochums«, nickte Danner und reichte mir die Zeitung.
    Wird Nachwuchshoffnung Mongabadhi dem VfL zum Verhängnis?, titelte das Blatt.
    Ich überflog die Bildunterschrift. Offenbar war Mongabadhi bereits vor dem Spiel nicht jedermanns Liebling gewesen. Mongabadhi mit seiner Freundin Moesha »Curly« Schmidtmüller – womit die Frage nach ihrem Nachnamen geklärt wäre. Die Affäre der beiden sorgt seit Wochen für Schlagzeilen, las ich weiter. Angeblich hat der Fußballer die ehemalige Prostituierte auf einer Sexparty kennengelernt.
    Prostituierte?
    Ich streifte Curly mit einem kurzen Blick. Sie schien auf unserem Sofa zusammenzuschrumpfen. Konzentriert betrachtete sie ihre Turnschuhe.
    Erst sorgt der muslimisch erzogene Mongabadhi mit seiner Beziehung zu einer Prostituierten für Wirbel, dann spielt er gute Fee für ein lesbisches Fan-Pärchen und direkt vor dem alles entscheidenden Spiel werden Gerüchte laut, er hätte beim Gegner unterzeichnet. Eins ist klar: Sollte Skandalnudel Mongabadhi den VfL tatsächlich in der nächsten Saison verlassen, wird es um einiges ruhiger um unsere Jungs.
    Danner zog sich den drehbaren Schreibtischstuhl heran.
    »Warum ist die Polizei hinter Ihnen her, Frau Schmidtmüller?«, wollte er wissen.
    Ich ließ die Zeitung sinken.
    Curlys Unterlippe bebte, als sie den Kopf schüttelte. »Oran ist tot«, flüsterte sie so leise, dass ich einen Moment glaubte, mich verhört zu haben. »Er ist umgebracht worden.«
    »Der Fußballspieler? Im Ernst?«, rutschte es mir heraus.
    »Wegen des versemmelten Elfmeters, oder was?«, erkundigte sich Danner, nicht ganz ernst gemeint. Offenbar zweifelte auch er an der Zurechnungsfähigkeit unserer Möchtegernklientin.
    Curly sah irritiert von ihren Turnschuhen auf.
    »Haben Sie letzte Nacht irgendwas genommen?«, wollte Danner wissen.
    Ihre Augen wurden schmal: »Genommen?«
    »Hasch, Koks, irgendwelche bunten Pillen?«
    »Spinnen Sie?«, funkelte sie ihn empört an. »Glauben Sie mir nicht, oder was?«
    »Ich würde es gern wissen, bevor die Polizei es mir erzählt.« Danner betrachtete nachdenklich die fleckigen Ärmel ihres Pullovers, in denen ihre Hände verschwanden.
    Curly sprang wütend auf: »Sie sollen mir aus der Scheiße raushelfen, nicht die Bullen rufen, Sie Arsch!«
    »Was glauben Sie denn, warum ich frage?«, schnauzte er zurück.
    Erschrocken plumpste Curly zurück auf das Sofa.
    »Es wäre für uns alle die einfachste Lösung, wenn Sie ein paar Ecstasy zu viel gelutscht haben und auf einem rosa Elefanten hierhergeritten sind, kapiert?«
    Darüber dachte Curly einen Augenblick lang nach.
    »Ich hab nichts genommen«, wiederholte sie dann entschlossen. »Nach der Niederlage haben sich Oran und ein paar andere Spieler betrunken. Ich war
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