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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick
Autoren: Lucie Flebbe
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zu erkennen.
    Bittere Galle prickelte in meiner Kehle. Ich würgte sie wieder hinunter.
    Ein junger Mann mit blasser Haut und roten Haaren stellte einen Koffer ab und streifte sich Schutzhandschuhe über, bevor er neben der Leiche in die Knie ging. Im gleichen Moment legte mir Staschek die Hände auf die Schultern.
    »Wie kann so was passieren, Lenny?«
    Der Kommissar drehte mich zu sich um, sodass ich meinen Blick von dem Toten abwenden musste.
    »Ein Schuss in den Hinterkopf. Muss ein ziemlich großes Kaliber gewesen sein. Die Kugel ist im Gesichtsbereich wieder ausgetreten. Wir suchen das Projektil noch.«
    In den Hinterkopf?
    »Klingt ja wie eine Hinrichtung«, fand Danner.
    Staschek hob ratlos die Schulterpolster unter dem Kaschmir. Dann schob er mich vorwärts, weg von dem toten Fußballspieler.
    »Der Schuss ist aber nicht seine einzige Verletzung«, murmelte der Rothaarige, der neben der Leiche hockte. »Ich sehe hier frische Blutergüsse im Kopf- und Hals- und Brustbereich. Über den Rest des Körpers kann ich natürlich erst etwas sagen, wenn ich ihm die Lederklamotten ausgezogen habe.«
    Danner kratzte sich die Glatze: »Sieht aus, als hätte ihm nach dem Spiel jemand aufgelauert und es kam zum Kampf, bevor er erschossen wurde.«
    Staschek seufzte: »Durch den missglückten Elfmeter gestern hat sich Mongabadhi jedenfalls keine Freunde gemacht. Einige Fans haben bis tief in die Nacht randaliert. In Gerthe wurde sogar ein Auto mit einem Schalke-Aufkleber angesteckt.«
    Danner kratzte sich die Glatze. »Du meinst, ein paar Hooligans sind ausgeflippt und haben den Jungen einfach abgeknallt? Wir sind doch nicht in Kolumbien.«
    Staschek zuckte die Schultern: »Auch einen ausländerfeindlichen Hintergrund können wir nicht ausschließen.«
    Plötzlich hatte ich wieder die Stimme meines dicken Sitznachbarn aus der Ostkurve im Ohr.
    Der lässt tatsächlich den Kümmelfresser schießen!
    Der Rechtsabbieger war vermutlich nicht der Einzige im Stadion gewesen, dessen Toleranz für Migrationshintergründe begrenzt war. Zusammen mit den Emotionen, die die Niederlage in echten Fußballfanatikern auslöste, konnten da sicher einige Sicherungen durchbrennen.
    »Durch die Pannen bei den Ermittlungen der NSU-Morde sind natürlich alle hysterisch«, erklärte Staschek. »Ich habe schon vierzehn Leute für die Soko zusammen. Die Polizeipräsidentin bewilligt alles, seit sie gehört hat, worum es geht. Sie wird übrigens jeden Moment persönlich eintreffen«, fügte er noch warnend hinzu. »Das LKA ist auch verständigt. Wenn die einen politischen Hintergrund wittern, sind wir den Fall schnell wieder los. Wenn ihr beide gesteht, bevor die auftauchen, können wir die Aufklärung allerdings auf unserem Konto verbuchen.«
    KK Wegner schob sich neugierig an uns heran.
    »Sehen Sie mal nach, ob die Polizeipräsidentin schon da ist, Katrin«, wedelte Staschek sie mit einer Handbewegung wieder weg.
    Es war allgemein bekannt, dass Stascheks eifrigste Ermittlerin nebenberuflich ebenso eifrig für die Polizeipräsidentin spionierte. Mithilfe dieses ganz kurzen Dienstwegs hatte sie einige Stufen der Karriereleiter übersprungen und war mittlerweile zur Teamleiterin hochgelobt worden.
    »Also?« Staschek verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich höre.«
    »Die Frau auf dem Parkplatz war nicht die Erste, die Mongabadhi entdeckt hat. Ist doch logisch.«
    »Sondern?«
    »Die Freundin des Toten, Moesha Schmidtmüller. Sie hat nach ihm gesucht, weil er nicht nach Hause gekommen ist.«
    Staschek war anzusehen, dass sein Gehirn hinter seiner gerunzelten Stirn zu arbeiten begann.
    »Moesha Schmidtmüller? Ist das nicht die Nutte aus der Zeitung?«, begriff er. »Die, die Mongabadhi sich rund um die Uhr gegönnt hat?«
    »Du weißt nicht, ob er sie überhaupt bezahlt hat, Lenny«, bremste Danner.
    »Ja, nee, ist klar. Das war bestimmt die ganz große Liebe zwischen den beiden.« Staschek tippte sich an die Stirn.
    Danner funkelte ihn wütend an.
    »Eine Nutte, Ben.« Staschek zupfte Danner kurzerhand die Mütze vom Kopf und schmatzte ihm einen Kuss auf die Glatze. »Da gibt es massenhaft Motive für einen Mord. Drogen, Alkohol, Sex oder Geld. Und es besteht natürlich akute Fluchtgefahr, das heißt, wir können sie in U-Haft nehmen, sobald wir sie haben.«
    Danner bugsierte die Mütze wieder an ihren Platz. »Moesha Schmidtmüller hat uns beauftragt, ihre Unschuld zu beweisen«, klärte er seinen Kumpel auf.
    Irgendwo hinter mir im Nebel war
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