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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Autoren: Marcia Clark
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Bauch. Das Knie in seinem Rücken presste sie sein Gesicht auf den Asphalt. Um auf Nummer sicher zu gehen, hielt ich ihm die Pistole an den Kopf, während sie ihm Handschellen anlegte. Als er unschädlich gemacht war, tastete ich seine Jackentaschen ab und fand einen .38 Revolver. Ich warf ihn fort, außer Reichweite. Jetzt kam mit schrillen Sirenen eine ganze Kolonne von Polizeiwagen angefahren, alarmiert von den Schüssen. Bailey und ich hielten unsere Dienstmarken hoch. Die Polizisten sprangen aus den Wagen und übernahmen. Während Bailey rasch die Situation erläuterte, konnte ich mir unseren Angreifer, der im Kampf seine Mütze verloren hatte, genauer anschauen. Er wirkte drahtig und gelenkig, aber auch stark. Eine Mähne dunkler Locken war zum Vorschein gekommen. Seine Züge hatten etwas Wildes – soweit ich das bei all dem Blut, das sein Gesicht hinabrann, überhaupt beurteilen konnte.
    Bailey zeigte auf das Messer und den Knüppel, die während des Kampfes zu Boden gefallen waren, und stellte sicher, dass sie eingetütet und beschriftet wurden. Das Messer schien dem Waffentyp zu entsprechen, mit dem Simon erstochen worden war. Spuren für einen DNA-Test würden sicher nicht mehr daran haften, aber es war schon eine ziemlich charakteristische Waffe. Zusammen mit den anderen Beweisen hätte sie durchaus Aussagekraft. Nachdem die Polizei den Mann in einen ihrer Transporter verfrachtet hatte, eilte Mario, der Leiter unseres Sicherheitsteams, auf uns zu. Er sah aus wie ein prall gefüllter Ballon, der gleich platzen würde.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte er besorgt.
    Bailey nickte.
    »Ja«, antwortete ich. Obwohl es nicht ganz so gelaufen war wie geplant. Wir hatten gedacht, dass der Angreifer warten würde, bis ich Cletus’ Deckenstapel erreicht haben würde. Bailey hätte ihn außer Gefecht gesetzt, bevor er überhaupt kapieren konnte, was los war. Ein perfekter Plan. Außer dass er nicht perfekt war. Alles, was geschehen musste, um ihn scheitern zu lassen, war tatsächlich geschehen. Erst jetzt ging mir die Idiotie unseres Vorhabens auf, und ich beschloss, Mario gegenüber nicht ins Detail zu gehen.
    »Gut«, sagte er nur. Da er sich um unser Wohlergehen nun keine Sorgen mehr machen musste, nahm er sich die Freiheit, eine gewaltige Schimpftirade loszulassen. Mit geblähten Nasenflügeln, die Hände in die Hüften gestützt blitzte er mich an. »Sie sollten mich doch anrufen, bevor Sie das Büro verlassen. Sie haben diese idiotische Aktion aber offenbar ganz gezielt geplant …«
    »Hey!«, ging Bailey dazwischen.
    Aber Mario war in Fahrt. »Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht – die Sache abzuziehen, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen? Dabei sollten Sie« – er wandte sich an Bailey – »es eigentlich besser wissen. Also was verdammt …«
    Bailey spannte den Unterkiefer an. Ihre Stimme war rau. »Ich wollte ihr die Sache ausreden, okay? Aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie hätte es allein getan. Hätte ich das zulassen sollen?«
    Ich wollte protestieren, klappte den Mund aber wieder zu. Bailey hatte recht. Ich hatte die Neigung, den Bogen zu überspannen. Pure Verantwortungslosigkeit war das, auch wenn ich es gerne Beharrlichkeit nannte. Carla, meine Psychiaterin, hatte die Schuldgefühle der Überlebenden darin gesehen. Der heutige Plan war aber selbst für meine Verhältnisse überzogen gewesen. Und dieses Mal war es nicht nur um mich gegangen. Ich hatte auch Baileys Leben in Gefahr gebracht. Wie hatte ich das tun können? Wie um Himmels willen hatte ich so weit gehen können? Garys Tod, dieser Fall – irgendetwas, das mit Lilah zu tun hatte – schienen mich stärker aus dem Gleichgewicht zu bringen, als ich wahrhaben wollte.
    Mit funkelnden Augen wandte sich Mario an mich und donnerte los. »Das ist genau der Grund, warum niemand Sie bewachen will – niemand!«
    Wenn er irgendwann einmal versöhnlicher gestimmt sein würde, würde ich ihm erklären, warum wir ihm nichts von unseren Plänen erzählen wollten. Wir hatten nämlich den Verdacht, dass Lilah irgendwo bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft einen Informanten hatte – vielleicht sogar bei beiden. Dann würde er mir vielleicht zuhören und mir zustimmen. Vielleicht aber auch nicht.
    Der Inhalt der Tüten mit dem chinesischen Essen lag überall auf dem Bürgersteig verstreut. Krähen hatten das Festessen bereits entdeckt und feierten ihren Sieg über das Orangen-Huhn.
    »Wohin hast du eigentlich unseren Kumpel
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