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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Autoren: Marcia Clark
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Gefängnis zurückgetragen werden.
    »Sie hat die Nazis ja auch schon als Sündenbock für den Mord an Zack benutzt«, sagte Bailey.
    »Und jetzt tut sie es wieder«, sagte ich mit kalter Wut. »Was kann es schon kosten, einen Idioten zu bestechen, der ohnehin bereits hundert Jahre sitzt?«
    »Nichts.«
    Wir verfielen in ein minutenlanges Schweigen. Der Skinhead würde nie zugeben, dass man ihn auf die Tat angesetzt hatte. Nach allem, was wir wussten, hatte er Erling tatsächlich für einen Kinderschänder gehalten – dafür hatte es nur ein paar geschickt gewählte Worte gebraucht. Ich könnte nicht behaupten, dass mir Erlings Tod naheging. Was mir naheging, war der überwältigende Hohn dahinter.
    »Chase Erling war unsere einzige Chance, um an Lilah heranzukommen«, sagte ich.
    Bailey nickte. Ihre Miene war versteinert. »Jetzt werden wir sie nicht mehr finden. Sie hat sich in Luft aufgelöst.«

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    L ilah blickte sich noch ein letztes Mal in dem leeren Büro um. Sie hatte sichergestellt, dass jeder Zentimeter gründlich geschrubbt war. Es würde nicht die winzigste Spur von ihr zurückbleiben. Sie hatte immer gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Was sie nicht richtig eingeschätzt hatte, war Chase. Hitzköpfig war er, klar. Impulsiv, klar. Aber die Staatsanwältin zu verfolgen? Das war Selbstmord. Im Nachhinein war Lilah klar, dass ihm der Schlamassel in Venice mehr zugesetzt hatte, als er zu erkennen gegeben hatte. Aber sie konnte es sich nicht leisten, ihn zurückzulassen. Er war ein Risikofaktor. So loyal er war, sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass er nicht irgendwann einknicken würde. Sie seufzte schwer, als sie die Tür zum letzten Mal schloss. Irgendwann versagten sie alle, daran müsste sie sich mittlerweile gewöhnt haben. Niemand war so stark und intelligent wie sie.
    Der Wagen wartete am Straßenrand. Sie sah sich auf der Straße um, die praktisch ausgestorben war. »Er steht drinnen«, sagte sie zum Fahrer und zeigte auf den Koffer, der gleich hinter der Eingangstür stand. Der Fahrer nickte, öffnete ihr die Beifahrertür, wartete, bis sie sich gesetzt hatte, schloss die Tür wieder und ging dann zum Haus.
    Lilah holte ihr Handy heraus und rief Maxwell Chevorin an. »Ich bin unterwegs. Ist alles bereit?«
    »Alles bestens. Nur der Pilot kennt das Ziel, und der arbeitet für mich.«
    »Ich melde mich, sobald wir landen«, sagte sie.
    Chevorin schien zufrieden. Sie beendete das Gespräch und klappte mit finsterer Miene das Handy zu. Jetzt stand sie in seiner Schuld – und das behagte ihr nicht besonders. Es verlieh ihm zu viel Macht. Sie trommelte auf der Rückseite des Handys herum und dachte darüber nach, was sie da tun konnte. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als ihr etwas einfiel. Eine halbe Stunde später fuhr der Chauffeur auf die Rollbahn.
    Lilah ging an Bord und schnallte sich an. Innerhalb weniger Minuten schwebten sie über dem Van Nuys Airport und stiegen in die Wolken. Sie konnte nicht für immer fortbleiben. Sie konnte aber auch nicht zurückkommen, bis die Bedrohung nicht verschwunden sein würde. Lilah griff zu ihrem Handy, das sie sowieso wegwerfen würde.

92
    V ermutlich wird man in der nächsten halben Stunde seinen Tod verkünden«, sagte Bailey.
    Ich presste die Lippen zusammen, um nicht frustriert loszuschreien. Chase Erling war in höchster Eile in den OP gebracht worden, aber das war nichts als Pflichterfüllung, wenn man keine wirklichen Hoffnungen mehr hatte. Der Skinhead hatte es geschafft, ihn fünfmal in Kopf und Brust zu stechen.
    Mein Telefon im Büro klingelte. Wütend nahm ich ab. »Ja?«
    Es war die Poststelle. Die nächste Antwort auf einen offiziellen Antrag auf Aushändigung von Beweismitteln war eingetroffen. Arturo, zuständig für die Post, bot an, die Sendung vorbeizubringen. »Toll, danke«, sagte ich ohne nennenswerte Begeisterung. Lilahs Krankenakte war jetzt nicht mehr von großer Bedeutung.
    Als Arturo den dünnen Umschlag auf meinen Schreibtisch legte, ignorierte ich ihn. Irgendwann riss ich ihn geistesabwesend auf und las das Dokument schließlich doch.
    »Was ist denn?«, fragte Bailey, als sie meine Miene sah.
    »Lilah war fast im fünften Monat, als Zack umgebracht wurde«, sagte ich.
    Dr. Aigler war der Letzte, der Lilah und Zack in der Klinik gesehen hatte. Ihm war es zugefallen, die freudige Nachricht zu überbringen, dass Lilah im vierten Monat schwanger war. Zwei Wochen später hatte sie die nächste
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