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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Autoren: Marcia Clark
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Mittwochabend, und ich hatte eine Verabredung. Ich sortierte meine Akten, steckte meine hochhackigen Schuhe in die Tasche, zog meinen Mantel an und nahm meine Handtasche. Innerhalb weniger Sekunden war ich unten in der Vorhalle und begab mich in Richtung Chinatown. Mein erstes Ziel war das Oolong Café. Ich bestellte eine doppelte Portion Orangen-Huhn, gebratenen Reis, Rindfleisch Chow Mein und gedünstetes Gemüse. Dazu nahm ich noch eine Portion Chow Fun. Die Angestellten packten alles in eine Tüte, und ich ging wieder den Broadway entlang. Obwohl in Chinatown noch einiges los war, wurden die Straßen in Richtung Süden immer leerer. Als ich die Temple Street passierte, war ich bereits die einzige Person auf dem Bürgersteig.
    Der Abschnitt zwischen First und Second Street war wirklich finster, und ich wurde immer nervöser, je weiter ich mich der Ecke näherte. Ich dachte daran, zum Gerichtsgebäude zurückzukehren, aber dafür wäre es jetzt auch zu spät. Die Idee, mein Handy herauszuholen, verwarf ich, da ich nichts mehr hören würde, wenn ich jetzt quatschte. Außerdem konnte ich ja schlecht Essen und Waffe in einer Hand halten. Ich musste also wohl oder übel weitergehen. An der Kreuzung Broadway, First Street, starrte ich in die Dunkelheit, sah aber nichts.
    Die Ampel sprang um, und ich trat auf die Straße. Ich ging so schnell, wie das auf dem unebenen Pflaster nur möglich war, in jeder Sekunde bis zum Bersten angespannt. Nachdem ich die Straße überquert hatte, zwang ich mich, in die Dunkelheit einzutauchen. Meine Kehle schnürte sich zusammen, mein Mund war trocken, das Schlucken fiel mir schwer. Das grenzte schon an eine Panikattacke, aber es war nichts Irrationales an meiner Angst.
    Langsam, aber zielstrebig ging ich die Straße entlang und hielt nach meinem Ziel Ausschau. Als ich die Hälfte des Blocks hinter mir hatte, sah ich es. In einem Hauseingang lag der Deckenstapel mit der Baseballkappe der Lakers darauf – die Ausstattung meines Freundes Cletus. Ich stand in seiner Schuld wegen seiner Hilfe beim Fall Simon Bayer, und das hier war sein Mittwochsplatz, wo ich ihn immer mit chinesischem Essen versorgte.
    Auf dem Weg zum Deckenstapel hörte ich plötzlich ein Zischen hinter mir, den Vorboten eines tödlichen Schwingers. Ich duckte mich und sah einen schlanken, schwarz gekleideten Mann mit einer Wollmütze. Ohne nachzudenken, bückte ich mich und schmiss mich in seinen Solar Plexus. Ein schwarzer Knüppel zischte durch die Luft, wo zuvor mein Kopf gewesen war, und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Bürgersteig. Unwillkürlich schaute ich dem Objekt hinterher, was sich als glücklicher Umstand erwies, weil der Mann soeben meinen Hals packen wollte. Ich drehte mich weg und steckte die Hand in die Tasche, um meine Pistole herauszuholen.
    Er sah die Bewegung und begriff sofort, was das bedeutete. Bevor ich die Waffe zu greifen bekam, schnellte er vor. Ich hob mein Knie und nahm Anlauf, um meine gesamte Kraft in einen fiesen Tritt zu legen, egal wohin. Der Tritt saß, und ich hörte den Mann stöhnen, aber plötzlich packte er meinen Fuß und riss daran. Ich knallte mit dem Rücken auf den Asphalt und bekam keine Luft mehr. Einen Moment lang wie betäubt sah ich ein Messer aufblitzen und versuchte, meine Pistole zu ziehen, aber die hatte sich offenbar im Futter verfangen.
    Da meine Hand nun blockiert war, musste ich improvisieren. Ich legte den Finger an den Abzug, zielte, so gut es ging, und schoss aus der Tasche heraus. Und verfehlte das Ziel. Allerdings ließ er vor Schreck das Messer fallen. Sekunden später hatte er sich gefangen und griff ebenfalls in die Tasche. In der Ferne hörte ich Sirenen. Stand nur zu hoffen, dass sie zu uns kamen … und zwar rechtzeitig.
    Bevor er seine Hand aus der Tasche gezogen hatte, knallten aus Cletus’ Deckenstapel zwei Schüsse. Benommen taumelte der Mann einen Schritt zurück. Nun stürmte Bailey unter den Decken hervor, kam in unsere Richtung gerannt und schoss wieder. Sie traf ihn am Oberschenkel, was ihn sofort innehalten ließ. Ich hatte mich gerade auf die Beine gequält und mein Gleichgewicht wiedererlangt, als er plötzlich meinen Arm packte und mich an sich zog. Wieder griff er in die Tasche. Instinktiv legte ich die Hand um den Lauf meiner Pistole, drehte mich zu ihm und schlug ihm den Griff gegen die Schläfe – einmal, zweimal … Beim dritten Mal ließ er mich los und taumelte zurück.
    Bailey warf ihn zu Boden und drehte ihn auf den
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