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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Oberrad. Wenn der Direktor kam, musste Lara ihn bereits erwarten, was nicht weiter schwer war, denn sie wohnte kaum zwei Kilometer entfernt in der Nähe der Binding Brauerei und war mit dem Fahrrad binnen weniger Minuten vor Ort. Ein eigenes Auto besaß Lara nicht, Taxifahren sollte sie nicht, zu indiskret, und auf öffentliche Verkehrsmittel zu warten hatte sie keine Lust.
    Der erste Akt dauerte in der Regel nur wenige Minuten, Stressabbau, ein schneller Schuss, keuchend und schwitzend arbeitete er sich in Missionarsstellung an ihr ab, rollte danach zur Seite. Lara musste ihm dann das obligatorische Gummi herunterziehen und danach an seiner Brust liegen, während sein Herzschlag sich nach und nach beruhigte und die schnelle Atmung langsamer wurde. Danach folgte der Small Talk, jene Überheblichkeiten, die Lara zunehmend verabscheute, weil es meist darauf hinauslief, dass der Direktor ihren kleinen, geilen Körper erwähnte und dass nicht jeder im Leben sein Köpfchen einsetzen müsse, vor allem, wenn der Rest unterhalb nur gut genug beschaffen sei. Diese Phase, manchmal zehn Minuten, manchmal eine halbe Stunde, ließ Lara über sich ergehen, während sie darauf wartete, dass seine Potenz sich regenerierte für den zweiten, deutlich längeren und abwechslungsreicheren Akt.
    Heute jedoch schien Karl von Eisner unter besonderem Stress zu stehen, denn obwohl Lara genau wusste, wo sie Hände, Lippen und Zunge an seinem Geschlechtsteil einzusetzen hatte, regte sich nichts.
    »Verdammt, Kleine, was machst du?«, grollte er. »Ich muss los, die Gala, und ich will dich vorher noch einmal spüren.«
    Doch es tat sich nichts. Der Schwellkörper pulsierte zwar sanft, wurde aber nicht hart. Nach einer weiteren Minute, Lara setzte nun das Zungenpiercing ein, und spätestens jetzt sollte ihr Bemühen doch Effekt zeigen, stieß der Direktor wütend ihren Kopf zurück und sprang auf.
    »So, jetzt reicht’s mir, glaub ja nicht, dass du nachlässig werden kannst, wo ich dir so viel Geld in den Arsch geblasen habe!« In seinen Augen erkannte das verschüchterte Mädchen plötzlich eine neue, ihr bis dato unbekannte Gefühlsregung. Wut. Entstanden durch verletzten Stolz, nur so konnte Lara sich diese Reaktion erklären, denn es war das erste Mal, dass ihn seine Manneskraft im Stich gelassen hatte.
    »Komm, wir versuchen es einfach noch mal«, säuselte sie, »auf die paar Minuten kommt es doch sicher nicht an.«
    Der Handrücken traf sie völlig unerwartet und so hart, dass ihr Kopf zur Seite flog. Lara schnappte unwillkürlich nach Luft, wusste nicht, wie ihr geschah, vernahm nur, wie der Direktor ins Bad stampfte und dabei etwas murmelte wie: »Mit dir bin ich fertig.«
    Wimmernd rollte sie sich auf der Matratze zusammen, heiß pochte ihre Wange. Im Bad wurde die Duschkabine geöffnet und Wasser aufgedreht, dessen monotones Prasseln alle anderen Geräusche überdeckte. Wie viele Minuten sie in zusammengerollter Fötalstellung verbracht hatte, hätte Lara nicht zu sagen vermocht. Der Schmerz auf ihrer Wange ließ langsam nach, doch vielleicht hatte sie sich auch nur daran gewöhnt. Sie fiel in einen dösenden Zustand, vernahm weder die leisen Schritte noch den Schatten, der sich ihr näherte.
    Das Letzte, was Lara spürte, war ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf. Von dem Feuerwerk, den Kanonenschlägen, Tausenden jubelnden Menschen und der ausgelassenen Atmosphäre im Dunst der Schwarzpulverwolken, die von der Kälte zwischen den Häuserschluchten der Stadt gefangen gehalten wurden, bekam Lara nichts mehr mit. Für sie begann das neue Jahr, auf dessen Beginn wie in jeder Neujahrsnacht die Hoffnung von Millionen Menschen lag, mit der Hoffnungslosigkeit und Endgültigkeit des Todes.

    Nur einige hundert Meter entfernt entkorkte Karl von Eisner eine halbe Stunde später eine weitere Champagnerflasche. Lachshäppchen, tablettweise Bruschetta und natürlich Kaviar auf Wachteleiern – das war seine Welt. Es gab in Frankfurt nicht wenige Menschen, die ihre Seele verkauft hätten, um an diesem Galadiner teilnehmen zu dürfen. Doch diese Welt ist nicht für alle gedacht, dachte der Direktor zufrieden, als er lachend mit seinen Geschäftspartnern, seiner eleganten Frau und einigen befreundeten Kollegen aufs neue Jahr anstieß.

Sonntag
    Sonntag, 2. Januar 2011, 10.50 Uhr
    J ulia Durant gähnte noch einmal herzhaft und nahm anschließend das unerbittlich läutende Telefon aus der Ladestation. Ein kurzer Blick aufs Display verriet ihr, dass
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