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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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gut gefüllter Standaschenbecher, dass sich das Personal hierher, abseits der eleganten Bereiche des Hauses, zum Rauchen verzog. Ein typischer Wirtschaftshof, schloss Julia Durant, eben jener Bereich, wo sich all die Dinge abspielen, von denen man in den oberen Etagen, dort, wo die Fassade elegant mit Glas verkleidet ist, nichts wahrnimmt.
    Seitlich, an einer nackten Betonwand, befanden sich drei metallene Rollcontainer, die Deckel waren bis zum Anschlag nach hinten geschoben. Zwei Uniformierte sicherten die Zufahrt, doch es gab kaum Schaulustige. Da der Innenhof abseits der Blicke lag, waren Bergers Befürchtungen wohl übertrieben gewesen.
    »Ah, die Kommissare«, begrüßte Platzeck von der Spurensicherung Durant und Hellmer. Er und sein Kollege waren gerade im Begriff, sich die Schutzkleidung anzulegen, kein dankbarer Job, denn sie mussten zumindest für einige Zeit ohne wärmende Handschuhe und Mantel arbeiten.
    »Arschkalt mal wieder«, ergänzte er, bevor Julia die Begrüßung erwidern konnte, »ich hoffe, die Rechtsmedizin kommt bald. Wobei es in diesem Fall ein echter Witz ist, denn die da«, er deutete mit dem Daumen über die Schulter hinter sich, »erklärt einem auch jeder Nichtmediziner ohne großes Tamtam für tot.«
    »Lass mal sehen«, forderte die Kommissarin.
    »Aber bloß nichts anfassen«, gab Platzeck zurück.
    »Ist ja nicht unser erster Tatort«, brummte Hellmer und trat an ihm vorbei neben Julia an den Container.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte sie leise.
    Die junge Frau war bleich, lag mit dem Gesicht nach oben, seltsam verrenkt auf blauen Säcken, Stofffetzen, allem möglichen Verpackungsmaterial und einigen Scherben. Weiße und gelbe Styroporchips umgaben ihren Kopf, in den Augenbrauen und an den Wimpern der geschlossenen Augen hatte sich millimeterdicker Reif gebildet. Die Lippen waren matt und bläulich, der Gesichtsausdruck wirkte unendlich traurig. Aber gab es überhaupt Tote mit einem frohen Gesicht? Julia zwang sich zur Konzentration und ließ den Blick weiterwandern. War das ein blauer Fleck unter dem Kinn? Und seitlich, am Hals, befand sich dort ein Würgemal, oder handelte es sich am Ende um einen gewöhnlichen Knutschfleck? Das Mädchen war kaum über zwanzig, die Arme waren dünn, nicht magersüchtig, aber eben sehr zierlich, der Rock war den Außentemperaturen ebenso wenig angemessen wie das Oberteil. Von einer Jacke, Mütze oder Schal war nichts zu sehen, das Einzige, was einigermaßen angemessen erschien, waren die kniehohen Lederstiefel.
    »Was meinst du?«, vernahm die Kommissarin Hellmers Stimme.
    »Ich weiß nicht recht. Möchte sie nur ungern als Prostituierte abtun, wenn sie keine ist. Die Kleidung ist aufreizend, aber nicht billig, und sie scheint ja schon länger als eine Nacht hier zu liegen. Könnte also auch ein Silvesteroutfit sein. Fakt ist, dass ihr jemand Gewalt angetan hat, ob sexuell, das werden wir noch sehen, aber sie ist mit Sicherheit nicht von alleine in den Container gekrabbelt und erfroren, dafür liegt sie viel zu unnatürlich. So betrunken kann man gar nicht sein, dass man sich derart verdreht auf den linken Unterarm legt und dann auch noch den Kopf so weit nach hinten streckt.«
    »Wow, dafür, dass du offiziell erst morgen wieder im Dienst bist, rattert dein hübsches Köpfchen ja schon wieder auf Hochtouren«, lächelte Frank Hellmer anerkennend. »Warst wohl nicht ausgelastet bei deiner neuen Flamme, wie?«
    »Ach, halt die Klappe«, winkte Julia ab. »Sag mal lieber was Konstruktives, denn im Gegensatz zu mir bist du heute ganz regulär im Dienst.«
    »Ist ja schon gut, dann gebe ich mal meinen Senf dazu. Also vorbehaltlich der Einschätzung von der Rechtsmedizin stimme ich dir in zwei Punkten zu. Erstens, dass jemand das Mädchen dort abgelegt haben muss, und zweitens, dass sie zu diesem Zeitpunkt mindestens bewusstlos war. So viel scheint sicher zu sein, niemand legt sich freiwillig so hin und bleibt dann auch so liegen. Daraus ergeben sich wiederum zwei Möglichkeiten, nämlich einmal, dass jemand sie getötet und hier entsorgt hat, oder aber, dass jemand sie gefunden und hier abgelegt hat.«
    »Je eher ihr mich meine Arbeit machen lasst, umso eher könnt ihr eure Hypothesen prüfen«, erklang es aus dem Hintergrund, und die beiden Kommissare fuhren herum. Andrea Sievers, die attraktive Rechtsmedizinerin, war eingetroffen und stellte ihren Lederkoffer neben sich.
    »Hey, Andrea«, lächelte Julia, »das ist mal wieder ein toller Start in ein
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