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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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noch?«
    »Nun, wir brauchen eine lückenlose Geschichte, wissen Sie, wir müssen die sogenannten W-Fragen beantworten. Wann, warum, wo und so weiter. Fangen wir doch damit an, wer Sie sind, ich kenne ja noch nicht einmal Ihren Namen.«
    »Hubert Brack.«
    »Danke, Herr Brack. Jetzt kann ich Sie wenigstens vernünftig anreden. Möchten Sie übrigens noch einen Kaffee? Wir haben da draußen ganz schön gebibbert, ich brauche jetzt jedenfalls ganz dringend etwas Warmes.« Sie wandte sich zu Frank Hellmer. »Würdest du mal jemanden herwinken?«
    »Einen mit Schuss, wenn’s schon auf Sie geht«, brummte Brack und klang dabei zumindest ein klein wenig verbindlicher.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Julia. »Wir sehen zu, dass wir mit den Fragen durchkommen, und danach können Sie sich gerne einen Grog, einen Lumumba oder sonst was auf unseren Deckel bestellen. Aber vorher müssen wir das Geschäftliche regeln.«
    »Meinetwegen.«
    »Okay, woher sind Sie denn heute Morgen gekommen?«
    »Von zu Hause.«
    »Und wo ist das?«
    Er gab die Adresse durch, und Julia notierte sie. »Sagt mir gar nichts.«
    »Sachsenhausen«, erklärte Brack, und Julia überlegte kurz. Sie hatte jahrelang in Sachsenhausen gewohnt, doch natürlich kannte sie bei weitem nicht alle Ecken. Er schien ihre Gedanken zu erahnen und ergänzte: »Ziemlich weit unten, so die Ecke vom Südfriedhof.«
    »Aha«, erwiderte Julia knapp und nickte. »Wie sind Sie hergekommen?«
    »Mit dem Bus. Notgedrungen.«
    »Wieso notgedrungen?«
    »Kostet ein Schweinegeld! Aber ein Auto hab ich nicht, und das Fahrrad ist leider platt. Und Laufen ist bei dieser Kälte ja auch nicht.«
    »Haben Sie denn kein Jobticket oder eine Monatskarte?«
    »Woher denn? Nur weil ich in der Bank arbeite, habe ich noch lange keinen Geldscheißer zu Hause.«
    »Hmm. Ist wohl auch nicht so wichtig«, brummte Julia. »Den Zeitpunkt Ihres Anrufs bekomme ich ja von der Leitstelle noch durchgegeben. Verraten Sie uns aber bitte, wie lange Sie sich schon vorher auf dem Gelände oder im Gebäude aufgehalten haben.«
    »Gar nicht. Ich bin gekommen, wollte ein leeres Päckchen Kippen in den Müll werfen und dann reingehen. Da hab ich sie dann auch schon gesehen.«
    »Stand der Müllcontainer offen?«
    »Nur so einen Spalt, wie immer. Gerade so weit, dass es nicht reinregnet oder momentan wohl eher reinschneit. Weit genug eben, dass ich ihn nicht jedes Mal aufschieben muss.«
    »Und dann?«
    »Dann hab ich mir gedacht, das ist doch ein Arm, was soll denn das, und hab den Deckel aufgeschoben, und da hab ich sie liegen sehen. Erst mal bin ich für einen Moment wie angewurzelt dagestanden, ich meine, man findet ja nicht jeden Tag eine Tote – und dann auch noch so ein hübsches Ding. Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, ich müsste auch in die anderen beiden Tonnen sehen, habe also die Deckel aufgerissen bis zum Anschlag und inständig gehofft, dass da nicht noch eine liegt.« Er keuchte, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Die Bedienung stellte mit einem höflichen Lächeln drei breite, dampfende Cappuccinotassen auf den Tisch und eilte wieder davon.
    Brack fuhr sich mit dem Ärmel seines rotkarierten Flanellhemds über die Stirn. »Gott sei Dank waren da nicht noch mehr, und ich habe mich dann natürlich umgesehen, man weiß ja nie, ob einem nicht jemand auflauert oder so. Da schießen einem plötzlich völlig wirre Sachen durch den Kopf, das sind so Gedanken und Bilder, die rasen vorbei, ohne dass man sie zu Ende denkt, na, das macht wohl das Fernsehen. Ich habe es jedenfalls nicht länger ausgehalten da unten im Hof, bin hoch auf die Straße und habe die 112 gewählt.« Er tastete auf die linke Brust, vermutlich verbarg sich dort in der Tasche sein Handy. »Der Notruf geht ja tatsächlich ohne Guthaben, ich hab nämlich keines drauf. Sonst hätte ich wohl gar nicht gleich anrufen können, denn Telefonzellen findet man ja kaum noch hier, und allein ins Gebäude wäre ich mit Sicherheit nicht gegangen. Na, und wenn die mir bei Ihnen in der Leitstelle nicht gesagt hätten, dass sofort jemand käme und dass ich mich nicht wegbewegen soll, wäre ich wohl einfach losgerannt, wahrscheinlich den ganzen Weg bis nach Hause.«
    Neue Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Der Schreck schien noch immer tief zu sitzen.
    »Kann ich gut verstehen.« Julia nickte. »So was braucht kein Mensch. Und das Opfer ist Ihnen nicht bekannt?«
    »Nein. Ist wohl auch nicht so ganz meine
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