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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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erhabenen Burgen verschanzte sich die Elite gegen den Pöbel und blickte voller Verachtung auf ihn hinab. Das Glück lag bei dem, der sich auf der richtigen Seite befand, und hier unten, nachts, in winterlicher Kälte, war definitiv die falsche.
    Mit klammen Fingern tastete er das metallene Geländer ab, passierte einen der Betonaufsätze, aus deren Oberseite Straßenlaternen ragten. Knapp acht Meter, so wusste er, betrug die Durchfahrtshöhe in der Brückenmitte, dort, wo der weiteste Abstand zwischen zwei Laternen war. Von hinten näherte sich ein Auto, es war das Taxi, der Fahrer nickte ihm flüchtig zu. Er blieb stehen und folgte dem Wagen mit seinen Blicken. Zwei weitere Autos bogen auf die Brücke ein, beschleunigten und brausten an ihm vorüber, ohne ihn zu beachten. Wenn die Hochhäuser Burgen waren, so bildeten die protzigen Karossen wohl die Schlachtrösser. Doch all das hatte nun keine Bedeutung mehr. Er prüfte, ob sich irgendwo ein Fußgänger, ein Fahrradfahrer oder ein weiteres Auto näherte. Nichts. Nun sollte er keine Zeit verlieren, das wusste er, das hatte er bereits gewusst, als er ins Taxi gestiegen war. Etwas zittrig kletterte er über das Geländer, verlagerte sein Gewicht auf die Absätze seiner Schuhe und versuchte dabei, so nah wie möglich an der Reling zu stehen. Seine Finger klammerten sich schmerzhaft um das kalte Metall, die Arme hatte er links und rechts von sich gestreckt.
    Ein letztes Mal ließ er den Blick in Richtung Skyline wandern, dann, wie in Zeitlupe, schloss er die Augen, nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase und löste die Finger.

Freitag
    Freitag, 31. Dezember 2010, 22.50 Uhr
    K arl von Eisner goss sich ein Glas Champagner ein und beobachtete die kleinen Gasbläschen, die sich wie Perlenschnüre an der Innenwand des Glases nach oben schlängelten. »Du auch?«, fragte er knapp und nickte dem Mädchen zu, deren Kopf auf seiner dunkel behaarten Brust ruhte und deren Augen gedankenverloren ins Leere zu blicken schienen.
    »Nein danke. Für mich nicht.«
    »Schade drum«, seufzte Karl. Er nippte kurz an seinem Glas. »Das ist eine ganz andere Liga als dieser Discountmüll. Was meinst du, wie viel so eine Flasche kostet?«
    »Weiß nicht«, klang es leise, und das Mädchen zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Fünfzig vielleicht? Ich habe keine Ahnung.«
    »Pah, fünfzig … Für einen guten Bollinger musst du schon ein wenig mehr hinblättern. Probier’s noch mal.«
    »Hundert?«
    »Fast richtig. Da siehst du mal, was mir unsere kleinen Treffen wert sind.«
    »Aber ich trinke doch fast nie etwas«, gab das Mädchen zurück.
    »Du weißt eben nicht, was gut ist. Aber das ist dein Problem.« Er sah auf die Uhr, verdammt, schon so spät.
    »Dann schlage ich vor, du widmest dich wieder dem, von dem du immer kostest, wenn du hier bist«, fügte er lasziv hinzu und hob die Decke an, die ihre Körper unterhalb der Hüfte bedeckte.

    Lara verachtete seine Überheblichkeit, auch wenn Karl von Eisner alles in allem kein unangenehmer Kunde war. Er sah gut aus für einen Mann jenseits der fünfzig, war trainiert, hatte nicht zu viel schlaffes Fettgewebe an Bauch und Hüfte – angeblich hielt er sich durch regelmäßiges Joggen in Form. Sie hätte es also weitaus schlechter treffen können. Seine Augen allerdings waren unheimlich, sie waren von einer beängstigenden Kälte und zeigten selbst beim Sex kaum eine Gefühlsregung außer Gier. Selbst diese brach jedoch nur kurz vor dem Höhepunkt durch, bevor der Direktor, wie sie ihn manchmal nennen musste, sich krampfend in sie ergoss. Seine dunkelbraunen Haare waren zweifelsohne gefärbt, und zwar inklusive der kräftigen Augenbrauen. Alles in allem also war er kein Kunde der üblichen Natur, korpulente, verklemmte Muttersöhnchen oder diskrete Familienväter auf Abwegen, die bereits nach dem Akt um Verständnis buhlten. Der Direktor hingegen hatte Macht und Geld, und er machte daraus auch keinen Hehl. Ja, Lara hätte es schlechter treffen können als mit diesem attraktiven Kunden, dessen sexuelle Vorlieben nicht pervers waren und dessen Portemonnaie recht locker saß. Der Direktor war Laras Ticket in die Zukunft, ein paar Monate noch, dann würde sie eine Abendschule besuchen und sich noch vor ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag an einer Universität einschreiben.
    Die Treffen, auch damit hatte sich das Mädchen arrangiert, kamen meist recht kurzfristig, so auch heute. Sie trafen sich in einem kleinen Appartement am Rand von
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