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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld
Autoren: J. D. Robb
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vollgestopfte kleine Wohnung vor ihrem geistigen Auge auf. Stellte sich bildlich vor, wie er schwitzend in der Unterhose unter dem offenen Fenster vor seinem Computer saß.
    »Der Nachbarin zufolge hatte er die Musik ohrenbetäubend aufgedreht. Ralph von gegenüber geht hin und klopft an seine Tür. Was nicht weiter ungewöhnlich ist. Nur greift Louis dieses Mal, statt die Musik runterzudrehen, nach seinem Baseballschläger und schlägt seinen gelegentlichen Saufkumpan damit tot.
    Zertrümmert ihm den Schädel«, fuhr sie fort. »Schlägt sein Gesicht zu Brei, schlägt derart heftig zu, dass ein guter, harter Holzknüppel dabei zerbricht. Der Nachbar ist gut fünfzig Kilo schwerer, aber er bekommt gar nicht erst die Chance, ihm eine zu verpassen.«
    Er wusste, dass sie die Szenen deutlich vor sich sah. Obwohl sie nicht dabei gewesen war, konnte sie sich alles bildlich vorstellen. »Es ist auch ziemlich schwierig, sich zur Wehr zu setzen, wenn einem bereits die Hirnmasse aus den Ohren läuft.«
    »Ja, dadurch ist man eindeutig im Nachteil. Aber dann tritt Louis K. weiterbrüllend die Tür der Nachbarwohnung ein und stürzt sich auf die Frau. Ein Polizist kommt ihr zu Hilfe, und sofort geht Louis auf ihn los.«
    »Die Hitze kann die Leute in den Wahnsinn treiben.«
    »Ja. Sie bringt die schlimmsten Seiten der menschlichen Natur zum Vorschein. Aber genau wie jeden Abend saß der kleine Scheißer, bis Ralph bei ihm geklopft hat, ganz ruhig in seiner Wohnung über seinen Büchern. Dass er so heftig reagiert hat, ergibt einfach keinen Sinn.«
    Stirnrunzelnd lehnte sie sich zurück. »Kennst du irgendeine Droge mit dem Namen ›Reinheit‹?«
    »Nein.«
    »Hm. Niemand hat bisher etwas davon gehört. Als ich in seine Wohnung kam, stand auf dem Computermonitor ›Vollkommene Reinheit erreicht‹. Was zum Teufel ist vollkommene Reinheit und wie wurde sie erreicht?«
    »Falls es eine neue Droge wäre, hätte dann ein kleiner Dealer, der mit Kindern handelt, sie schon im Programm?«
    »Das habe ich mich ebenfalls gefragt. Aber obwohl ich die Nummer meines Dienstausweises eingegeben habe, hat der Computer keine Informationen ausgespuckt. Also habe ich das Ding der Abteilung für elektronische Ermittlungen geschickt. Ich kann unmöglich gleich Feeney fragen. Es würde seltsam wirken, wenn ich sofort den Abteilungsleiter darum bitten würde, dass er die Kiste überprüft.«
    »Warum hast du nicht einfach mich gefragt?«
    »Das hätte noch seltsamer gewirkt. Außerdem hattest du zu tun.«
    »Das stimmt, und außerdem war ich beim Essen, was du wahrscheinlich wieder mal vergessen hast. Hast du eventuell Hunger?«
    »Jetzt, wo du davon sprichst. Was hast du dir bestellt?«
    »Kalte Pflaumensuppe, Krabbensalat und einen hervorragenden gegrillten Steinbutt.«
    »Igitt.« Eve stieß sich von der Schreibtischkante ab. »Ich hätte eher Appetit auf einen Burger.«
    »Habe ich mir’s doch gedacht.«
    Später lag Eve wach im Bett, starrte an die Decke und ging noch einmal in Gedanken sämtliche Informationen, Beweise und Theorien durch. Irgendetwas an der Sache stimmte nicht. Nur war sie sich nicht sicher, ob sie das nur deshalb dachte, weil sie in Sorge um einen viel versprechenden jungen Kollegen war.
    Er war intelligent und besaß noch einen Idealismus, der so hell und strahlend war wie frisch poliertes Silber. Reinheit, dachte sie erneut. Wenn sie Reinheit mit einem Wort hätte beschreiben müssen, hätte sie den Namen Trueheart dafür verwandt.
    Auch wenn er heute ein Teil dieser Reinheit verloren hatte. Ein Teil, von dem sie wusste, er bekäme ihn niemals wieder zurück. Darunter würde er leiden, und sie konnte nur hoffen, dass er nicht daran zugrunde ging.
    Außerdem war sie keine Glucke, dachte sie, drehte leicht den Kopf und bedachte Roarke mit einem giftigen Blick.
    »Ja, dann.« Er wandte sich ihr ganz zu und glitt mit seinen Händen zielsicher zu ihrer Brust. »Da du noch derart energiegeladen bist …«
    »Wovon redest du? Ich schlafe schon.«
    »Tust du nicht. Nicht, solange du so laut denkst, um selbst einen Toten aufzuwecken.
    Am besten nehme ich die Sache in die Hand, damit du einen Teil deiner Energie verlierst.«
    Als er sie an sich zog, fing sie leise an zu kichern. »Ich habe eine Neuigkeit für dich, mein Freund. Das, was ich da spüre, ist nicht deine Hand.«
    Sechsunddreißig Blocks entfernt lag auch Troy True heart wach in seinem Bett, starrte an die Decke und sah dort das Gesicht des Mannes, der von ihm getötet
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