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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume
Autoren: Iris Johansen
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inständig, dass es endlich vorbei war. »Sophie wird Sanborne töten, wenn ich es nicht tue. Das kann ich auf keinen Fall zulassen. Sie hat schon zu viel gelitten. Selbst wenn man sie nicht erwischt, wird sie es nicht verkraften.«
    »Sie überlegt es sich bestimmt noch anders. Du hast selbst gesagt, ihr fehlt der Killerinstinkt.«
    »Aber inzwischen wäre sie dazu in der Lage. Ich habe es ihr beigebracht. Und sie ist von einem tiefen Hass getrieben und überzeugt, aus gutem Grund zu handeln, egal, ob es letztlich falsch ist. Das wird ihr die Kraft geben, es zu tun.«
    »Dann soll sie es eben tun. Mach, dass du da wegkommst.«
    »Das geht nicht. Ich muss ihr helfen.«
    MacDuff schwieg einen Moment. »Warum? Was empfindest du für sie, Jock?«
    Jock lachte. »Keine Sorge. Es ist kein Sex im Spiel. Und weiß Gott auch keine Liebe. Oder vielleicht doch. Freundschaft ist auch eine Form der Liebe. Ich mag sie und den Jungen auch. Ich fühle mich ihr verbunden wegen dem, was sie durchmachen musste. Und was sie immer noch durchmacht.«
    »Das reicht, um mir Sorgen zu machen, wenn du dadurch in alte Gewohnheiten zurückfällst. Ich möchte, dass du nach MacDuff’s Run zurückkommst.«
    »Nein. Entbinden Sie mich von meinem Versprechen.«
    »Den Teufel werd ich tun. Ich habe dich lange in Ruhe gelassen, damit du deinen eigenen Weg findest. Das ist mir verdammt schwergefallen. Und ich habe nicht mehr von dir verlangt, als mit mir in Kontakt zu bleiben und keinen Menschen mehr zu töten.«
    »Ich habe mich daran gehalten.«
    »Bis jetzt.«
    »Noch ist nichts passiert.«
    »Jock, ich warne dich –« MacDuff holte tief Luft. »Lass mich einen Moment darüber nachdenken.« Während der folgenden Minuten konnte Jock regelrecht hören, wie die grauen Zellen des Gutsherrn fieberhaft arbeiteten und alle Möglichkeiten durchgingen. »Was würde dich dazu bringen, hierher zurückzukommen?«
    »Ich will nicht, dass sie Sanborne tötet.«
    »Können wir das FBI oder eine offizielle Stelle auf die Sache ansetzen?«
    »Sie sagt, das hat sie schon versucht. Sie ist davon überzeugt, dass die alle geschmiert werden.«
    »Gut möglich. Sanborne verfügt über fast so viel Geld wie Bill Gates, und ein solches Potential kann für die meisten Politiker äußerst verführerisch sein. Was ist mit den Medien?«
    »Nach den Mordfällen ist Sophie wegen eines Nervenzusammenbruchs drei Monate lang in einer psychiatrischen Klinik behandelt worden. Das ist einer der Gründe, warum niemand auf sie hören wollte.«
    »Verflixt.«
    »Bitte, entbinden Sie mich von meinem Versprechen«, wiederholte Jock geduldig.
    »Nein«, erwiderte MacDuff knapp. »Wenn du nicht willst, dass sie Sanborne tötet, dann werden wir eben jemanden anheuern, der das übernimmt.«
    »Wenn sie nicht zulässt, dass ich ihr das abnehme, wird sie auch nicht wollen, dass jemand anders es tut. Sie sagt, sie fühlt sich verantwortlich.«
    »Sie braucht doch gar nichts davon zu erfahren. Wir sorgen einfach dafür, dass der Mistkerl vom Erdboden verschwindet.«
    Jock musste lachen. »Von wegen Morde verhindern. Sie reden ja schon wie ich, MacDuff.«
    »Ich habe nichts dagegen, Ungeziefer zu vernichten, ich will nur nicht, dass du es tust. Wie wär’s, wenn wir Royd damit beauftragten?«
    Jock verstummte für einen Augenblick. »Royd?«
    »Du hast mir doch erzählt, er wäre auf der Jagd. Zweifelst du daran, dass Royd die Sache erledigen wird, wenn er die Chance dazu bekommt?«
    »Nein, nicht im Geringsten. Der Mann ist eine Kampfmaschine. Ich würde mir nur Sorgen machen, dass er Sophie gleich mit überrollt.«
    »Wenn das zu ihrem Schutz dient, ist das gar nicht schlecht.«
    »Da wäre Sophie aber ganz anderer Meinung«, entgegnete Jock trocken. »Und sie würde ihn einfach aufspüren, so wie sie es mit mir getan hat.«
    »Ruf Royd an und komm nach Hause.«
    »Nein.«
    Schweigen. »Bitte.«
    »Ich will nicht –« Jock seufzte. Ein Versprechen war ein Versprechen, und er schuldete MacDuff mehr, als er ihm jemals zurückzahlen konnte. »Ich überleg’s mir. Kann sein, dass ich eine Weile brauche, um Royd zu finden. Wer weiß, vielleicht ist er ja auch tot. Als ich das letzte Mal von ihm gehört hab, hielt er sich irgendwo in Kolumbien auf. Ich versuche, ihn zu kontaktieren.«
    »Wenn du Hilfe brauchst, lass es mich wissen. Warte, bis er eingetroffen ist, dann steigst du in das nächste Flugzeug. Ich hole dich am Flughafen in Aberdeen ab.« Er legte auf.
    Jock drückte die Trenntaste.
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