Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Er hatte mit MacDuffs Reaktion gerechnet, dennoch war er enttäuscht. Am liebsten würde er Sophies Leid auf die schnellste und effektivste Weise beenden, und das, was sie sich vorgenommen hatte, konnte niemand so effizient erledigen wie er.
    Außer vielleicht Royd.
    Was er MacDuff gesagt hatte, stimmte – Royd war eine Kampfmaschine im wahrsten Sinne des Wortes. Jock hatte Royds Lebenslauf durch MacDuff überprüfen lassen, nachdem dieser vor einem Jahr Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Royd war fanatisch und verbittert, aber Jock hatte zu lange mit Lügen und Täuschung gelebt und war nicht bereit, sich noch einmal benutzen zu lassen. Royd war gerissen und skrupellos, und er hatte schon Operationen durchgeführt, die extrem schwierig, ja fast unmöglich gewesen waren.
    Und er hatte gute Gründe für den Fanatismus und die Verbitterung, die Jock an ihm gespürt hatte. Es bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass er sich entschlossen an die Eliminierung von Sanborne und REM-4 machen würde, sobald er den Standort der Fabrik kannte.
    Aber verdammt noch mal, die Vorstellung, nicht in der Nähe zu sein und Royds Aktivitäten überwachen zu können, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er empfand Zuneigung für Sophie Dunston und Michael, und zärtliche Gefühle jeglicher Art waren selten und kostbar in seinem Leben. Er hatte noch einmal ganz von vorne lernen müssen, Gefühle zu erwidern, und jetzt, da er es konnte, wollte er diese Erfahrung bewahren und schützen.
    Bei diesem Gedanken lächelte er freudlos. Es war absurd, über Gefühle nachzudenken, während er sich gleichzeitig dafür einsetzte, im Namen der Zuneigung die schlimmste Sünde zu begehen.
    Und dazu könnte es tatsächlich kommen, falls Royd inzwischen das Interesse an der Jagd verloren hatte.
    Was ziemlich unwahrscheinlich war.

2
    »KÖNNTE SIE ES gewesen sein?«, fragte Robert Sanborne, als er von dem Bericht auf seinem Schreibtisch aufblickte.
    »Sophie Dunston?« Gerald Kennett zuckte die Achseln. »Möglich. Sie haben ja den Bericht des Wachmanns gelesen. Er hat den Eindringling nur flüchtig gesehen. Geschlecht unbekannt. Mittelgroß, schlank, braune Jacke, Tweedmütze, mit einer Schrotflinte bewaffnet. Soll ich meine Kontakte spielen lassen und dafür sorgen, dass die Polizei ein paar Spurensucher schickt?«
    »Was für eine idiotische Frage. Wir können hier keine Polizei gebrauchen. Setzen Sie ein paar von unseren eigenen Leuten darauf an.«
    Gerald versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Verachtung in Sanbornes Stimme traf. Je mehr er mit dem Mann zu tun hatte, umso mehr irritierte er ihn. Der Scheißkerl hielt sich für Gott und zeigte sich nur den wenigen Leuten gegenüber diplomatisch, bei denen es unumgänglich war. Nun, sollte er sich ruhig für überlegen halten. Gerald würde Sanborne alles aus den Rippen leiern, was zu holen war, und sich dann aus dem Staub machen. »Glauben Sie tatsächlich, sie würde versuchen, Sie zu erschießen?«
    »Ja, verdammt.« Sanborne betrachtete erneut den Bericht. »Wenn sie mich nicht auf andere Weise kriegen kann. Seit sie bei Senator Tipton abgeblitzt ist, warte ich darauf, dass sie irgendwas unternimmt. Diese Frau ist zum Äußersten entschlossen.«
    »Was haben Sie also vor?« Hastig fügte Gerald hinzu: »Ich bin nicht bei Ihnen eingestiegen, um mich in irgendwelche gewalttätigen Auseinandersetzungen verwickeln zu lassen. Ich habe mich lediglich einverstanden erklärt, sie zu Ihnen zu bringen, falls ich sie überreden kann, sich mit mir zu treffen.«
    »Mein lieber Gerald, Sophie Dunston ist doch diejenige, die Gewalt ins Spiel bringt«, erwiderte Sanborne in einem schmeichelnden Ton. »Aber was kann man bei einem derart labilen Menschen schon anderes erwarten? Die arme Frau sollte einem leidtun. Bei der Belastung, der sie ausgesetzt ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie suizidgefährdet ist.«
    Kennett schaute ihn argwöhnisch an. »Suizidgefährdet?«
    »Ihre Mitarbeiter würden bestimmt bestätigen, dass sie unter enormem Druck gestanden hat. Ihr bedauernswerter Sohn, Sie wissen schon.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich will darauf hinaus, dass ich dieses Miststück endlich loswerden muss. Ich habe mich lange zurückgehalten, weil alles andere zu großen Verdacht erregt hätte, nachdem sie beim FBI und in der Politik einen derartigen Wirbel veranstaltet hat. Außerdem dachte ich, ich könnte vielleicht ein paar Informationen aus ihr rausbekommen.« Er klopfte mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher