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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien
Autoren: Roberts John Maddox
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Schwertspitze erneut auf meinen Bauch, aber ich wehrte die Klinge mit meinem Umhang ab, konnte aber nicht verhindern, daß sie durch den Stoff in meinen Unterarm schnitt. Fluchend sprang ich zurück, was er nutzte, um wieder auf die Füße zu kommen. Wieder wurden wir beide für einen Moment von einem Blitz geblendet, und ich nutzte die Pause, um mich zu vergewissern, daß sein Hieb meine Linke nicht außer Gefecht gesetzt hatte, indem ich versuchte, meine Finger zu bewegen. Bestia war schnell, kräftig, perfekt ausgebildet und gut bewaffnet, ich saß tief in der Klemme.
    Beim nächsten Blitz wirbelte ich den Umhang vor sein Gesicht, um ihm die Sicht zu nehmen, aber ein Hieb mit der Spitze seines Schwertes zerfetzte den Stoff. Als ich seinem nächsten Stoß ausweichen wollte, verlor ich auf dem nassen Pflaster den Halt. Wieder wollte er auf mich losgehen, doch ich warf ihm den zerfetzten Umhang ins Gesicht und rannte ein paar Schritte, bis ich jenseits des Pflasters auf dem rauhen Stein wieder Halt gefunden hatte.
    Er war direkt hinter mir, und ich versuchte, mich an die Finten zu erinnern, die man mir vor Jahren in der Ludus beigebracht hatte. Mit erhobenem Schild setzte er einen Stoß auf meine Brust an. Wenn man keinen Schild hat, kann man auch ein Schwert zur Verteidigung einsetzen, obwohl das extrem riskant und daher nur in verzweifelter Lage zu empfehlen ist. Meine Lage war verzweifelt. Unsere Klingen kreuzten sich, und ich schlug seine Waffe zur Seite, so daß er seinen Schild hochreißen mußte, um mich abzuwehren. Mit beiden Händen stieß ich mein Schwert in die entstehende Lücke, traf jedoch nur sein Kettenhemd. Immerhin krachte mein Caestus gegen das Visier seines Helms und brachte ihn ins Stolpern. Er fiel nach hinten, und ich war sofort über ihm. Zu spät sah ich sein Bein hochschnellen. Die verzierte Bronze seiner Beinschiene traf mein Gesicht mit voller Wucht, und ich spürte, wie das Nasenbein meiner langen, metellischen Nase mit einem hörbaren Knacken brach.
    Ich taumelte rückwärts, hinter meinen Lidern tanzten Lichter weit heller als jeder Blitz. Blut quoll auf die Brust meiner Tunika. Ich stürzte und konnte den zerklüfteten Fels des Capitols in meinem Rücken spüren. Bestia wollte sich eben erheben, als ein weiterer Blitz ihn für einen Moment blendete. Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar zu sehen. Als mir das einigermaßen gelungen war, war er direkt über mir, sein Schwert hoch über die rechte Schulter erhoben. An sich ist ein Gladius zum Zustechen gedacht, aber es hinterläßt auch häßliche Schnittwunden, und dieses spezielle Gladius sauste mit schädelzerschmetternder Wucht auf mich zu.
    Instinktiv riß ich die linke Hand hoch. Ich wollte lieber einen Arm verlieren als meinen Kopf. Ich spürte den Schlag bis in die Schulter. Die Klinge traf den Knöchelring meines Caestus. Der scharfe Stahl der Schneide grub sich in die weiche Bronze und blieb dort kurz stecken.
    Ich nutzte den Moment, um mein Schwert zwischen seinem Schild und die Beinschienen zu stoßen und nach unten zu reißen, so daß es eine tiefe Schnittwunde in seinem rechten Oberschenkel hinterließ. Ich spürte, wie die Schneide über den Knochen kratzte, und als ich die Waffe herausgezogen hatte, sprudelte Blut aus der durchtrennten Arterie. Es spritzte mir über Gesicht, Arme und Brust, bevor ich zurückweichen und mich aufrichten konnte. Bestia stand da wie ein vom Hammerschlag betäubter Opferstier.
    Er ließ Schwert und Schild aus seinen tauben Händen gleiten, während mir zum ersten Mal bewußt wurde, daß wir auf dem Tarpejischen Felsen standen, nur Zentimeter vom Abgrund entfernt. Niemand kann einen Mann retten, wenn seine Arterie durchtrennt ist, aber ich wollte nicht, daß Bestia auf diese Art starb. Ich packte seinen Arm und drehte ihn mit dem Gesicht zur Kante des Kliffs, als ein zuckender Blitz das tief im Tal liegende Forum erleuchtete.
    »Für dich wird es keinen ehrenvollen Tod geben, Bestia«, informierte ich ihn. »So richten wir unsere Verräter!« Ich versetzte ihm einen Tritt in den Hintern. Er hatte noch genug Kraft zu schreien, als er in den Abgrund stürzte.
    Benommen wandte ich mich von der Richtstatt ab, überquerte das regennasse Pflaster, blieb am Fuße der Treppe vor dem Tempel stehen und breitete die Arme aus.
    »Jupiter, Regenmacher!« rief ich. »Jupiter Optimus und Maximus, höre mich an! Habe ich dir zum Wohlgefallen gehandelt? Ich bin mit Blut besudelt und kann dein Heiligtum nicht
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