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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien
Autoren: Roberts John Maddox
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hätte Pompeius’ Stellung in der Stadt jedenfalls bestimmt gestärkt, während Caesar durch die Ausschaltung seines Gefolgsmanns deutlich geschwächt worden wäre.
    Ach, ja, Bestia. Bestia, dessen Stimme ich draußen auf dem vaticanischen Feld erkannt hatte, auch wenn sie durch seine Maske gedämpft worden war. Vielleicht wäre es mir schon früher aufgefallen, wenn ich in jener Nacht nicht so panische Angst gehabt hätte. Bestia, den ich noch am Vorabend gesehen hatte, mit rot getünchtem Gesicht; nicht etwa, weil er, wie er behauptet hatte, zum König der Narren gewählt worden war, sondern um die Spuren, die mein Caestus auf seiner Wange hinterlassen hatte, zu kaschieren.
    Ich konnte nicht umhin, die Gerissenheit und Kühnheit des Mannes zu bewundern. Er hatte seine Ziele durch gezielte Desinformationen erreicht und seine Spuren sauber verwischt. Nur zwei kleine Fehler waren ihm unterlaufen: Er hatte es versäumt, die kurze Erwähnung von dem Mord an Harmodia aus dem Tabulanum zu tilgen und den Sklaven zu eliminieren, den er zum Tempel der Ceres geschickt hatte. Genaugenommen, hatte er auch noch einen dritten Fehler gemacht. Es war ihm nicht gelungen, mich zu töten. Und es war dieser letzte Fehler, den er bereuen sollte.

13. Kapitel
    Es war später Nachmittag, als ich den Brief beendet, zusammengerollt und versiegelt hatte. »Hermes!«
    Der Junge trat an meinen Tisch. Er war von den Exzessen des Vorabends fast wieder genesen. Ich gab ihm den Brief.
    »Bring dies zum Haus des Aedilen Lucius Calpurnius Bestia. Es liegt irgendwo auf dem Aventin.«
    »Auf dem Aventin!« stöhnte er. »Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Nein, hat es nicht. Gib den Brief dem Türsteher ab und erkläre ihm, daß es sich um eine Angelegenheit von höchster Dringlichkeit handelt. Du brauchst nicht auf eine Antwort zu warten! Komm sofort, und ohne zu trödeln, wieder hierher zurück!« Irgend etwas in meinem Tonfall durchdrang den Nebel seines Katers, und er verzichtete auf eine seiner üblichen Unverschämtheiten. Er nickte nur und ging.
    Ich öffnete meine Truhe und entnahm meine Schwerter. Mein Legionärsschwert erschien mir für meine Zwecke ein wenig zu wuchtig, also entschied ich mich für das kleinere Gladius, wie es in der Arena verwendet wird. Ich fuhr mit dem Finger über die Schneiden und fand ein paar stumpfe Stellen, die ich mit einem kleinen Wetzstein bearbeitete. Dann tat ich dasselbe mit meinem Dolch.
    Als das geregelt war, lehnte ich mich zurück und blickte aus meinem nach Westen liegenden Fenster. Sturmwolken ballten sich über dem Capitol, schwarz und bedrohlich. Ich legte mich eine Weile hin, um meine Kräfte zu sammeln, und schlief trotz meiner inneren Anspannung ein.
    Ich erwachte, als Hermes zurückkam. Am Himmel hielt sich ein trübes Dämmerlicht, und von ferne war dumpfes Donnergrollen zu hören. Rundum erholt und auf merkwürdige Art im Frieden mit mir selbst stand ich auf. Ich hatte mein weiteres Vorgehen entschieden und wollte die Sache um jeden Preis zu Ende bringen.
    »Er hat den Brief bekommen«, berichtete Hermes. »Der Türsteher sagte, sein Herr wäre zu Hause, und er würde ihm deine Nachricht sofort überbringen.« Er warf einen Blick auf die auf meinem Tisch aufgereihten Waffen. »Was hast du vor?«
    »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest«, erklärte ich ihm, während ich meine Jagdstiefel schnürte. »Bring mir meinen dicken Umhang.« Ich legte meinen Militärgürtel an und hakte die Schneiden samt Klingen in die dafür vorgesehenen Halteringe. Dann steckte ich noch meinen Caestus unter den Gürtel. Hermes reichte mir den Umhang, und ich warf ihn über meine Schulter, so daß meine Waffen verborgen waren. An der linken Schulter befestigte er ihn mit einer gallischen Fibula.
    »Du solltest mich lieber mitnehmen«, meinte Hermes.
    »Das wäre sinnlos«, erwiderte ich. »Bleib hier und halte dich bereit, mir am späteren Abend die Tür zu öffnen.«
    »Und wenn du nicht zurückkommst?« fragte er ungewöhnlich ernst.
    »Dann wird man sich um dich kümmern«, erklärte ich ihm.
    »Laß mich dein anderes Schwert tragen«, drängte er.
    »Deine Loyalität rührt mich, aber bisher habe ich dich noch nicht an einer ludus ausbilden lassen. Entweder die Dinge werden heute abend wie geplant verlaufen oder nicht. So oder so würde deine Anwesenheit mir nicht helfen und dich nur unnötigen Gefahren aussetzen. Und jetzt muß ich los.«
    Hermes hatte Tränen in den Augen, als er mir die Tür
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