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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen
Autoren: Léo Malet
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Unschuld erwiesen. Madame Blouvette-Targuy und ihre Schwester sind
überglücklich.“ Ich stellte mich vor den gefesselten und geknebelten Arzt. „Entschuldigen
Sie, daß ich Sie noch nicht befreie. Aber sobald ich Ihnen den Knebel aus dem
Mund nehme, werden Sie uns eine längere Rede halten. Das ist aber noch nicht
der richtige Augenblick! Wir haben uns noch soviel zu sagen, Monsieur Galzat
und ich, und wenn Sie sich auch noch einmischen, werden wir nie fertig. Auch
wenn es jemanden unter uns gibt, der die Diskussion gerne bis ans Ende aller
Zeiten fortführen würde... Antworten Sie mir bitte durch Zeichen! Sie haben
heute eingesehen, daß Catherine Larcher niemals vorhatte, Ihre Frau zu
vergiften, nicht wahr?“
    Er nickte.
    „Schön. Wie finden Sie das, Galzat?“
    „Das könnte man als stillschweigendes Geständnis
bezeichnen“, lachte der Journalist hämisch.
    „Stillschweigend, genau! Apropos Geständnis: Hat
Ihr Täter bereits gestanden, seine Frau, halb Paris und schließlich Catherine
umgebracht zu haben beziehungsweise umbringen zu wollen?“
    „Ich habe mit der Demonstration extra auf Sie
gewartet, Burma!“
    „Tja, dann... Hören Sie, Doktor, werden Sie
alles gestehen, wenn der Moment gekommen ist? Ich möchte Sie persönlich darum
bitten.“
    Das Auge des Gefesselten starrte mich an. Dann
nickte der Mann wieder.
    „Prima. Jetzt fahren Sie bitte fort, Galzat. Und
Sie, Covet, wachen Sie auf!“
    „Ich schlafe doch gar nicht, verdammt nochmal!“
protestierte mein Freund. „Dafür seh ich mir viel zu gerne Stierkämpfe an.“
    René Galzat hüstelte. Mein Verhalten verwirrte
ihn. Und das unserer Zuschauer flößte ihm auch kein großes Vertrauen ein.
Irgendwie hatte sich die Atmosphäre nach und nach verändert. Marc Covet wirkte
wie der berühmte Engländer, der dem Dompteur von Ort zu Ort hinterherreist, nur
um dabeizusein, wenn der Tiger ihn — den Dompteur! — in Stücke reißt. Und
Hélène, die mich zuerst eher böse angesehen hatte, bekam so ein verdächtiges
Zucken um die Mundwinkel, das nur darauf wartete, in ein Grinsen auszuarten.
Der junge Mann hielt sich aber dennoch ganz tapfer. Würde Blouvette-Targuy am
Ende der Vorstellung nicht alles gestehen?
    „Nachdem ich also die Geschichte mit den beiden
Mordanschlägen überprüft hatte“, fuhr er schließlich fort, „war ich meiner
Sache natürlich endgültig sicher. Ich beschloß, mit dem Mann das entscheidende
Gespräch zu führen. In Saint-Ouen erfuhr ich von seiner Frau, daß er sich hier
bei Catherine aufhielt. Mich befiel eine seltsame Ahnung. Wie ein Verrückter
raste ich hierher. Er selbst öffnete.“
    „Die Haushälterin war nicht da?“
    „Nein, sie ist übrigens bis jetzt noch nicht
zurückgekehrt. Sie ist einkaufen gegangen oder hat ihren freien Tag, was weiß
ich... War mir übrigens auch lieber so. Was sich hier abgespielt hat, wär für sie
ziemlich starker Tobak gewesen.“
    „Ich dagegen bedaure die Abwesenheit der
Haushälterin außerordentlich“, sagte ich. „Hätte sie gerne etwas gefragt.
Schade... Nun, der Doktor öffnete Ihnen die Tür...“
    „Ja, und er war gar nicht glücklich, mich zu
sehen. ,Was machst du denn hier?’ herrscht er mich an. Ich stoße ihn zur Seite
und betrete das Haus. Ich befürchte das Schlimmste. Gott sei Dank ist Catherine
da, bleich wie ein Gespenst, aber sie lebt! Sie muß die Gefahr, in der sie
schwebte, geahnt haben. Ich sehe die Gläser auf dem Tisch. ,Haben Sie was
getrunken?’ frage ich sie. Ich weiß nicht mehr, was sie mir geantwortet hat,
als er auf mich zukam. Drohend wie jemand, dem man sein verbrecherisches
Handwerk legt. Ich schicke ihn mit einem Aufwärtshaken zu Boden. Wir prügeln
uns. Ich behalte die Oberhand, fessle den Kerl und entdecke das Fläschchen
Digitoxin. Catherine wird ohnmächtig. Ich trage sie nach oben, wo sie wieder zu
sich kommt. Jetzt ruht sie sich aus. Ich möchte meinen Triumph auskosten und
rufe Covet an. Sie konnte ich leider nicht erreichen, Burma, wie gesagt.
Wahrscheinlich ist er auf dem Weg hierher, dachte ich.“
    „Sehr wahrscheinlich, ja. Und was haben Sie
jetzt mit Ihrem Gefangenen vor?“
    „Ihn in Widersprüche zu verwickeln, ein
komplettes Geständnis zu erzwingen und ihn dazuzubringen, sich selbst zu
vergiften. So erspart er Catherine den Skandal. Entschuldigen Sie diese
minutiöse Inszenierung, aber ich wollte, daß Sie, lieber Burma, endlich
einsehen, daß ich mindestens so geschickt bin wie Sie!“
    „Ein strammes
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