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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen
Autoren: Léo Malet
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fabriziert wurden, gelangt sein? Die Polizei hatte
herausgekriegt, daß jede Kugel einzeln vergiftet worden war...
    „Also, dann weiß ich’s auch nicht“, seufzte
Galzat. „Es sei denn, Pablo Somosa ist ein Komplize von Dr. Blouvette-Targuy.“
    „Oder von Landru.“
    Er zuckte die Achseln.
    Am Abend des zweiten Tages unserer
Gefangenschaft brachte uns der Galgen-Butler den Crépuscule und Paris — Vingt Heures. Dann bat er mich, ihm zu folgen. Er führte mich ins
Erdgeschoß. Einer der Leibwächter hielt mir einen Telefonhörer hin.
    „Der Große Manitu“, sagte er. „Sie können bald
abhauen. Der Boß will’s Ihnen selbst kundtun.“
    Paoli teilte mir mit, daß uns im Laufe des
Vormittags ein Wagen abholen und an der Porte d’Orléans absetzen würde. Er
entschuldigte sich noch einmal für den erzwungenen Aufenthalt in Malabry und
sagte, er hoffe, uns in Zukunft nicht noch einmal so behandeln zu müssen. Zum
großen Teil werde das von unserem Verhalten abhängen, denn...
    „Jaja, schon gut“, knurrte ich.
    Wieder zurück im Zimmer, hatte ich das
unbestimmte Gefühl, daß irgend etwas fehlte. Ich überbrachte Galzat die Frohe
Botschaft von unserer baldigen Freilassung.
    „Besser, wir bewahren über unser gemeinsames
Abenteuer Stillschweigen“, fügte ich hinzu. „Haben uns sowieso nicht grade mit
Ruhm bekleckert. Nein, als Held taugen Sie genausowenig wie ich.“
    Er erklärte sich einverstanden. Schien mir mit
seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Ich setzte mich auf das Sofa. Plötzlich
konkretisierte sich mein unbestimmtes Gefühl von eben: Die Zeitungen fehlten!
Im Kamin lag ein Häufchen Asche, das vorher noch nicht dagewesen war.
    „Sie haben die Zeitungen verbrannt“, stellte ich
fest. „Wahrscheinlich stand was drin, was Sie mir vorenthalten wollten.“
    Er grinste.
    „Jeder kämpft mit seinen eigenen Waffen“, sagte
er nur. „Werd schon noch rauskriegen, was drinstand!“
    Ich trommelte gegen die Eichentür. Ein
Leibwächter erschien. Ich bat ihn, uns die gleichen Ausgaben noch einmal zu
besorgen. Er schickte mich zum Teufel. Ob er etwa mein Butler sei?
    Galzat lächelte immer noch. Ein ganz seltsames
Lächeln.
     
    * * *
     
    Die Standuhr an der Porte d’Orléans zeigte 14
Uhr. Unser Wagen hielt.
    „Endstation, meine Herren“, sagte Paolis
Chauffeur grinsend. „Einen recht schönen Tag noch.“
    Galzat und ich stiegen aus und rannten zum
Taxistand. Der Journalist sprang in den ersten Wagen. Die Adresse, die er dem
Fahrer nannte, konnte ich nicht verstehen. Ich stieg in das zweite Taxi und
ließ mich zu Gutt und Lambert in die Avenue de l’Opéra bringen.
    Vor unserer Abfahrt in Malabry hatte ich Galzat
geraten, vor irgendwelchen Aktionen sein Gehirn einzuschalten und nachzudenken.
Er hatte nur gelacht und gemeint, meine Tricks seien zu durchsichtig. Na schön,
ich wollte ihn seinem Schicksal überlassen. Jetzt war er wohl gerade auf dem
Weg zu Dr. Blouvette-Targuy, um ihm einfach so, rundheraus, ohne wasserdichte
Beweise, auf den Kopf zuzusagen, daß er der Mörder sei. Oder er fuhr zu
Catherine Larcher und informierte sie über die Untaten ihres Schwagers. Besser
gesagt: darüber, daß er zu wissen meinte, wer die Untaten begangen hatte...
    In der Firma Gutt und Lambert verlangte ich, mit
Alfred Bonnier zu sprechen, dem Generaldirektor. Man überbrachte der würdigen
Persönlichkeit meine Visitenkarte, und kurz darauf wurde ich vorgelassen. Der
Herr Direktor ging in seinem Büro auf und ab. Offensichtlich war er sehr
erregt.
    „Schön, daß Sie hier sind, Monsieur Burma“, rief
er mir entgegen. „Haben Sie so etwas wie den sechsten Sinn? Ich wollte Sie
nämlich gerade anrufen. Wir haben schon viel zu lange gewartet. Inzwischen
steht unser guter Name auf dem Spiel. Die Konkurrenz setzt uns zu, und die
Öffentlichkeit redet über uns. Wenn man sich auf die Kriminalpolizei verläßt,
ist man verlassen. Private Interessen... äh... interessieren die Herren von der Tour Pointue nicht... Sie haben doch sicher den Paris-Midi gelesen?“
    „Nein.“
    „Eine neue Tragödie! Diesmal in Billancourt.
Hier!“
    Er reichte mir die Zeitung, in der ein Artikel
rotangestrichen war. In Billancourt war ein junger Mann nach dem Verzehr von
Schokolade, die er bei einem ausländischen Händler gekauft hatte, gestorben.
Der Verfasser des Artikels betonte, daß der Händler bei demselben Grossisten
einkaufte wie Pablo Somosa. Die Ware stammte aus dem Hause G & L.
    „Monsieur Burma“, begann
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