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Tödliche Grenze im All

Tödliche Grenze im All

Titel: Tödliche Grenze im All
Autoren: Bryan Berry
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können? Wenn die Geschichte durch den Newscreen gegangen war und jeder auf der Erde sie kannte – würden dann die anderen wie früher mit den gleichen Gedanken zu den Sternen aufsehen können?
    Und er mußte an die Neurotiker denken und an all die nervösen Menschen und an die einsamen … Nachts, im dunklen Zimmer, würden sie im Besitz des gefährlichen neuen Wissens vor sich hinbrüten, aus dem Fenster starren und mit ihren Gedanken nicht zur Ruhe kommen …
    Und seine eigenen Gedanken? Das alles führte ja zu nichts. Er riß sich los vom Anblick des Himmels und trat mit raschen Schritten an seinen Tisch.
    Er schaltete sein Diktaphon ein, räusperte sich und begann zu sprechen. Das Dröhnen seiner Stimme füllte den Raum. Die größte Story, die die weite Welt je gehört hatte – vielleicht die größte, die sie je hören würde …
    Nach einer Viertelstunde Sprechzeit hielt er das Gerät und spielte zurück. Er mußte lachen. Wie albern es klang, wie völlig unüberzeugend.
    Er löschte und begann von neuem. Diesmal sprach er eine halbe Stunde.
    Er unternahm noch vier weitere Versuche, dann war er heiser. Er war todmüde und saß zusammengesunken da, während seine Stimme aus dem Gerät ertönte. Es war mehr als eine körperliche Müdigkeit, sie legte sich wie eine Decke über sein Gehirn.
    Die Wiedergabe war zu Ende, und aus dem Schlitz des Schreiber-Zusatzes zum Diktaphon rutschte die geschriebene Fassung seiner Worte. Sie glitt auf seinen Schreibtisch.
    Da war sie. Die Einführung. Oder wenigstens der erste Entwurf dazu.
    Er legte Band und Schriftstück in seine Schreibtischlade, verschloß sie und zog den Schlüssel ab.
    Dann verließ er sein Büro, fuhr mit dem Fahrstuhl hinab und trat hinaus in die sternhelle Nacht.
     
    *                     *
    *
     
    Van Carlsberg und Waring saßen in einer Bar.
    Getränke standen vor ihnen. Ihre Gesichter waren melancholisch. Sie hatten schon viel getrunken. Außer ihnen war niemand in der Bar, und es war bald Lokalschluß.
    Van Carlsberg starrte in sein Glas und drehte es hin und her. Er sah zu, wie der Spiegel der Flüssigkeit schwankte.
    „Ich kriege meine Gedanken nicht davon los!“ sagte er. „Ich komme nicht dagegen an. Außer dieser Sache scheint es nichts in der Welt zu geben, an das zu denken sich lohnt. Nichts außer diesen Robotern, wie sie dauernd auf uns herabsehen. Dauernd verfolgt uns ihr Blick.“
    „Ja, ja.“
    „Ich werde wohl immer dieses Gefühl im Nacken haben, daß mich was ansieht. Auch wenn ich draußen auf Fahrt bin. Ich bin ziemlich weit herumgekommen, so ziemlich in jeden Winkel unseres Sonnensystems. Ich weiß, wie man sich dort fühlt, und wie dort, und wie noch woanders.“
    „Hm.“
    „Aber jetzt wird das ganz anders sein überall, ganz anders, als ich’s gewohnt bin.“
    „Und ich muß dauernd an Nolan denken. Ich hab’ ihn ganz gut gekannt.“
    „Ich weiß.“
    „Richtig gut gekannt. Und ich muß immer daran denken, was Sie Wade erzählt haben – davon, wer die Fahrt mitgemacht hätte, wenn Nolan nicht gewesen wäre. Hätte genausogut ich sein können. Ich hätte Nolans Schicksal gehabt.“
    Van Carlsberg schauderte, und sein Getränk schwappte über. Er stellte das Glas ab und beugte sich über die Lache auf der polierten Tischplatte. Er sah sein Gesicht ihn aus der dunklen Lache anstarren. „Ich bin blau“, sagte er. „Nicht wie’n Marsmann, sondern innerlich. Und ich werde noch eine ganze Menge trinken.“
    Waring lachte. „Das wird Ihnen nicht helfen. Diese Erinnerungen lassen sich nicht ertränken. Sie bleiben immer in Ihnen wach, genau wie auch in mir.“
    Hinten schlug eine Tür auf. Zwei Männer kamen herein. Einer davon war schlank, groß und braun. Er sah zu ihnen herüber.
    „Was – das ist ja van Carlsberg!“
    „Hallo, Slade!“
    „Na, das ist ja eine Überraschung. Darf ich vorstellen: Martin Amery – Kapitän van Carlsberg!“
    Auch Waring wurde vorgestellt, und dann setzten sich die beiden anderen mit an den Tisch.
    „Ich habe gehört, Sie seien wegen einer großen Sache unterwegs gewesen. Stimmt das?“
    Van Carlsberg schüttelte den Kopf. „Urlaub gehabt. Wer hat das mit der großen Sache erzählt?“
    „Keine Ahnung mehr. Bin gerade von der Venus gekommen. Vielleicht habe ich’s dort gehört. Meine Güte – dieser Planet hat Reichtümer! Mr. Amery arbeitet an einem neuen Treibstoff für Raketenantrieb. Habe ihn zur Venus ’rübergebracht, Bodenschätze untersuchen.
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