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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte
Autoren: Robin Cook
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Logan Airport ansetzte. Er nahm die nordwestliche Einflugschneise, so daß Sean von seinem Fensterplatz aus einen guten Blick auf Boston hatte. Neben ihm saß Brian, der seine Nase jedoch in eine juristische Fachzeitschrift steckte. Sie überflogen die Kennedy Library am Columbus Point und die Südspitze von Boston mit seiner von zweistöckigen Schindelhäusern gesäumten Küste.
    Als nächstes bot sich Sean ein fantastisches Panorama der Skyline von Downtown Boston mit dem Inner Harbour im Vordergrund. Kurz vor dem Aufsetzen sah er auch noch ein paar Häuser von Charlestown und den Bunker-Hill-Obelisken, der steil in den Nachmittagshimmel ragte.
    Sean tat einen Seufzer der Erleichterung. Er war zu Hause.
    Weder Brian noch er hatten Gepäck aufgegeben, so daß sie nach Verlassen des Flugzeugs direkt zum Taxistand gingen und in einen wartenden Wagen stiegen. Zuerst fuhren sie zu Brians Büro in der Old City Hall an der School Street. Sean bat den Fahrer zu warten und stieg mit Brian aus. Seit ihrem Abflug aus Miami hatten sie kaum miteinander gesprochen, wegen der großen Anspannung und weil sie in den vorangegangenen drei Tagen ohne Ende geredet hatten. Sie waren nach Miami geflogen, damit Sean vor einem Geschworenengericht in der Sache Der Staat Florida gegen das Forbes-Krebszentrum aussagen konnte.
    Sean betrachtete seinen Bruder. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit und der häufigen Dispute empfand er auf einmal eine große Zuneigung für Brian. Er streckte seine Hand aus. Brian ergriff und schüttelte sie. Aber das war nicht genug. Sean ließ Brians Hand los und umarmte ihn fest und lange. Als sie sich voneinander lösten, waren beide verlegen. Es kam selten vor daß sie ihre Zuneigung auch körperlich zeigten. Normalerweise berührten sie sich nie, von gelegentlichem Schulterknuffen und -klopfen einmal abgesehen.
    »Danke für alles, was du für mich getan hast«, sagte Sean.
    »Das ist nichts im Vergleich zu dem, was du für unzählige potentielle Opfer des Forbes-Zentrums getan hast«, erwiderte Brian.
    »Aber ohne deine juristische Hartnäckigkeit würde die Forbes-Klinik heute noch immer florieren«, sagte Sean.
    »Die Sache ist noch nicht ausgestanden«, warnte Brian. »Das war nur der erste Schritt.«
    »Wie auch immer«, sagte Sean. »Wir sollten unsere Anstrengungen wieder auf Onkogen konzentrieren. Der Fall des Forbes-Zentrums liegt jetzt in den Händen des Staatsanwalts von Florida und des Distriktstaatsanwalts der Bundesbehörden. Was meinst du, wer von beiden die Anklage führen wird?«
    »Vielleicht beide gemeinsam«, sagte Brian. »Bei dem Medienrummel haben natürlich beide ihre politischen Ambitionen im Auge.«
    Sean nickte. »Na, bis dann«, sagte er, »ich melde mich«, und stieg wieder in das Taxi.
    Brian faßte die Tür, bevor Sean sie zuziehen konnte. »Ich will ja nicht pedantisch klingen«, sagte er, »aber als dein älterer Bruder möchte ich dir einen Rat geben. Du würdest dir das Leben so unendlich viel leichter machen, wenn du diese rebellische Seite deiner Persönlichkeit ein bißchen zügeln könntest. Und ich meine gar nicht, daß du dich von Grund auf ändern sollst. Wenn du nur deine Ghetto-Aggressivität ein wenig ablegen könntest. Du klammerst dich viel zu sehr an die Vergangenheit.«
    »Ach, komm schon«, sagte Sean mit einem trockenen Lächeln. »Nun sei doch nicht so ernst.«
    »Das ist aber mein Ernst«, erwiderte Brian. »Du machst dir alle Menschen, die weniger intelligent sind als du, zum Feind, was leider der überwiegende Teil der Bevölkerung ist.«
    »Das ist so ungefähr das zweifelhafteste Kompliment, das mir je einer gemacht hat«, sagte Sean.
    »Es war auch nicht als Kompliment gemeint«, sagte Brian. »Du bist wie ein weiser Tor. So klug du auf manchen Gebieten bist, so zurückgeblieben bist du auf anderen, beispielsweise, was deine Umgangsformen angeht. Entweder du nimmst die Gefühle anderer Menschen nicht wahr, oder sie sind dir egal. Der Effekt ist jedenfalls so oder so derselbe.«
    »Du bist ja völlig außer Fassung!« sagte Sean lachend.
    »Denk mal drüber nach, Bruderherz«, sagte Brian und knuffte Seans Schulter.
    Sean sagte dem Taxifahrer, er solle ihn zum Boston Memorial Hospital fahren. Es war kurz vor drei, und Sean wollte Janet unbedingt noch vor Schichtende erwischen. Er lehnte sich zurück, dachte darüber nach, was Brian gesagt hatte, und mußte lächeln. So liebenswert sein Bruder auch war, so lästig konnte er bisweilen werden.
    Im Krankenhaus
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