Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
Vom Netzwerk:
sie nichts gefunden, was sie Lenny zur Last legen konnten, abgesehen von der Aussage eines Auftragskillers. Aber Davis hatte andere Pläne gehabt.
    »Haben Sie selbst mit Giradello gesprochen?«
    »Nein, mit seinem Assistenten.«
    »Haben Sie Ihren Namen genannt?«
    »Ich konnte nicht.«
    Und wie ernst würde Anthony Giradello einen anonymen Hinweis in einem Fall nehmen, bei dem eine Verurteilung außer Frage stand und der ihm den Weg zu einer politischen Karriere öffnete? Nicht sehr ernst. Er hatte ein starkes Interesse daran, Rob Cole ins Gefängnis zu schicken. Es war ein Wunder, dass er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, Kyle und Roddick auf die Sache anzusetzen und ein bisschen herumschnüffeln zu lassen.
    Parker sah Abby Lowell an, wie sie da im Bett lag, jung und voll Angst und Kummer wegen des Verlusts, den sie erlitten hatte. Und er konnte sie mit fünf oder sechs vor sich sehen, wie sie mit demselben Ausdruck in den Augen in der Ecke irgendeines Wettbüros saß, von ihrem Vater dort abgestellt, als wäre sie ein Gepäckstück, das er auf dem Weg nach draußen wieder mitnehmen würde.
    Sie schloss die Augen. Die Schwester sah Parker finster an. Er murmelte einen Abschiedsgruß und verließ das Zimmer.

55
    »Ich glaube, das Arbeitsamt befindet sich in einem anderen Gebäude«, sagte Andi Kelly, als Parker durch die Menge auf sie zukam, die sich vor dem Gerichtsgebäude versammelt hatte, wo in Kürze Rob Cole mit seinem Gefolge erscheinen und der Welt verkünden würde, dass er ein freier Mann war.
    Parker hatte seine Krawatte abgenommen und den Kragen seines Hemdes aufgeknöpft. Sein Anzug war nach der zweistündigen Sitzung in einem Konferenzraum des Parker Centers leicht zerknittert. »Suspendiert«, sagte er. »Dreißig Tage ohne Gehalt.«
    »Ist ja auch egal, dass du in einem Aufwasch so ungefähr drei Fälle für sie aufgeklärt hast.«
    »Ich hab nicht schön bitte, bitte gemacht und gefragt, ob ich darf.«
    Tatsächlich hatten in dem Konferenzraum der Chief-Detective, der Leiter des Raub- und Morddezernats und Bradley Kyle (der zwei prächtige Veilchen hatte und damit aussah wie ein Waschbär, nachdem Parker ihm auf der Olvera Street Plaza das Nasenbein gebrochen hatte) unter anderem Begriffe wie Insub ordination, Gefährdung von Zivilpersonen, Eigenmächtigkeit
    fallen lassen.
    Parker hatte die zweifelhafte Einmischung des Raub- und Morddezernats in die Ermittlungen im Mordfall Lowell zur Sprache gebracht und war damit abgeblitzt. Er hatte darauf hingewiesen, dass am Pershing Square eine Menge Leute hätten getötet werden können. Keiner wollte etwas davon hören. Er erwähnte, dass Kyle eine Frau in den Rücken geschossen hatte. Internal Affairs würde sich mit der Schießerei befassen. Kyle würde Schreibtischarbeit machen, bis das Ergebnis der Untersuchung vorlag, und hinterher vermutlich suspendiert werden.
    Zumindest war Parker die Genugtuung vergönnt, dass Bradley Kyle seine Karriere vergessen konnte. Wahrscheinlich würde man ihn strafversetzen oder sogar feuern, falls die da oben sich gegen die Gewerkschaft durchsetzen konnten. Und dann würden die Klagen folgen, von Abby Lowell und von jedem Passanten, der sich am Pershing Square aufgehalten hatte, als die Schießerei begann.
    Nachdem das Urteil verkündet worden war, hatte der Chief Parker gefragt, ob er irgendetwas zu sagen hätte. Parker stand auf und fragte Bradley Kyle, warum Giradello, obwohl er allen Grund hatte, Eddie Davis als Verdächtigen im Mordfall Crowne zu betrachten, nicht die Anweisung gegeben hatte, Davis festzunehmen und zu verhören, bevor er noch jemanden umbringen konnte.
    Die Versammelten hatten untereinander Blicke gewechselt, als versuchten sie, auf telekinetischem Weg eine heiße Kartoffel weiterzugeben.
    Sie hatten die Sache mit Eddie Davis nicht wirklich ernst genommen, weil es nur ein anonymer Hinweis gewesen war. Und Tony Giradello hätte ganz gewiss nicht gewollt, dass praktisch unmittelbar vor seinem Eröffnungsplädoyer, in dem er den Geschworenen erklärte, Rob Cole sei ohne jeden Zweifel ein brutaler Mörder, bekannt wurde, dass man einen weiteren Verdächtigen verhörte.
    Also hatten Kyle und Roddick sich Zeit gelassen, und eine ganze Reihe Leute hatte einen hohen Preis dafür zahlen müssen.
    »Ich habe gekündigt«, sagte er zu Andi. »Ich habe meine Dienstwaffe und meinen Ausweis auf den Tisch gelegt und bin gegangen.«
    Kelly sah ihn mit großen Augen an. »Donnerwetter. Starker
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher