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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
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nicht sicher, ob er wirklich bei Bewusstsein war oder nicht. Immerhin atmete er noch.
    Metheny sah zu ihm hoch. »Ich komme mir vor wie der kleine Holländer, der das Loch im Deich zuhält. Wenn ich meine Daumen wegnehme, läuft das Hirn von dem Kerl raus.«
    »Eddie, können Sie mich hören?«, fragte Parker und beugte sich über ihn. Davis gab keine Antwort. »Scheiße.«
    »Die Lady war ja 'ne echte Überraschung, Mann«, sagte Metheny. »Hast du mit so etwas gerechnet?«
    »Nein«, sagte Parker.
    »Ich konnte sie nicht besonders gut sehen. Weißt du, wer sie ist?«
    Parker schwieg. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Er stieg über Davis hinweg und ging zu Jace Damon. Der Junge lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel.
    »Hat es dich umgehauen?«, fragte Parker.
    Der Junge nickte.
    Parker kniete sich neben ihn und half ihm, sich aufzurichten. Jace hockte sich auf seine Fersen und holte keuchend Luft.
    »Du hättest nicht so nah an ihn herangehen sollen«, sagte Parker. »Ich habe dir doch gesagt, dass du ihm nicht zu nahe kommen sollst. Ich habe dir die Pistole gegeben, damit du einen sicheren Abstand zu ihm halten kannst. Sie war natürlich nicht geladen…«
    Damon drehte den Kopf und starrte ihn an, seine Lippen formten ein lautloses » Was? «.
    »Mein Gott, ich würde doch niemals einem Zivilisten eine geladene Pistole in die Hand drücken. Die würden mich sofort feuern«, murmelte Parker. »Nicht dass sie das nicht sowieso tun werden. Metheny hat deine Deckung übernommen.«
    Der Junge fand endlich seine Sprache wieder. »Wer zum Teufel ist Metheny?«
    Parker deutete mit dem Kopf in Richtung seines ehemaligen Partners. »Ich wollte nicht, dass du weißt, dass er hier ist. Ich wollte nicht, dass du unwillkürlich zu ihm hinsiehst und Davis Verdacht schöpft.«
    »Vielen Dank, dass Sie sich so viele Gedanken um mich gemacht haben«, sagte Damon. Er versuchte, tief Luft zu holen. »Ich glaube, ich habe mir eine Rippe gebrochen.«
    Er richtete sich etwas höher auf und öffnete seinen Parka, unter dem die helle, kugelsichere Weste zum Vorschein kam, die Parker ihn hatte anziehen lassen. Gott sei Dank, dachte Parker. Davis hatte mit voller Wucht mit seinem Messer zugestoßen, und es war gut möglich, dass der Junge eine gebrochene Rippe hatte, aber die Klinge war nicht durch die Weste gedrungen, deren Material fünfmal härter war als Stahl.
    »Bleib einfach sitzen, und versuch dich zu entspannen«, sagte Parker, als der Krankenwagen in Sichtweite kam. »Ich sorge dafür, dass einer der Sanitäter zu dir kommt, wenn sie mit deinem Freund da drüben fertig sind.«
    Er legte Damon eine Hand auf die Schulter. »Das war wirklich sehr mutig, was du da getan hast, Jace.«
    »Ich hab's für Eta getan«, sagte Jace. »Wenigstens zum Teil.«
    Parker nickte. »Ich weiß. Aber es ist nicht deine Schuld, dass sie sterben musste, sondern die von Davis. Das hat er zu verantworten.«
    »Aber wenn ich mich gestellt hätte…«
    »Was wäre, wenn Davis und Lowell überhaupt nicht auf die Idee mit der Erpressung gekommen wären? Was wäre, wenn nichts von alledem geschehen wäre? Was wäre, wenn wir alle zum Mars fliegen und noch mal von vorn anfangen könnten? Es gibt eine Menge Was-wäre-Wenns auf der Liste, bevor du an die Reihe kommst.«
    Der Junge nickte, aber er hielt den Blick dabei auf den Boden gerichtet, seine Schuldgefühle lasteten zu schwer auf ihm.
    »Jace«, sagte Parker. »Du kennst mich nicht. Du weißt nicht, ob ich nicht ununterbrochen irgendwelchen Unsinn erzähle. Aber ich will dir mal was sagen, du hast immer nur das getan, was du geglaubt hast tun zu müssen. Nicht das, was am einfachsten oder am besten für dich war. Du hast getan, was du getan hast, und du stehst dazu. Und ich kenne keine zehn Männer, die den Mut hätten, genauso zu handeln.«
    »Jace!«
    Der aufgeregte Schrei ertönte den Bruchteil einer Sekunde bevor sich Tyler in die Arme seines Bruders warf.
    Parker beugte sich vor und fuhr dem Jungen durch die Haare. »Gute Arbeit, Scout.«
    Tyler strahlte ihn an. »Ich und Andi haben die Luft aus den Reifen von diesem Lexus gelassen!«
    Parker drehte sich zu Andi um, die mit den Schultern zuckte und eine Grimasse schnitt, in der Erwartung, dass er sie anmeckern würde. Stattdessen ging er ein paar Schritte von den beiden Jungen weg und schob die Hände in die Hosentaschen.
    »Mein Gott, was für eine grauenhafte Geschichte«, sagte er.
    Kelly musterte prüfend sein Gesicht wie ein Richter.
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