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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Duft, der ihm in die Nase stieg, sorgte dafür, daß ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Sicher war es der Duft des Essens und nicht der Anblick der Frau in der züchtigen weißen Schürze, der ihn schlucken ließ.
    In diesem Augenblick drehte sie sich um. Sie hielt eine riesige Schüssel im Arm und rührte mit einem Holzlöffel darin herum. Als sie ihn sah, blinzelte sie überrascht, doch dann setzte sie ein beinahe schüchternes Lächeln auf. »Guten Morgen. Sie möchten sicher frühstücken.«
    »Ich nehme an, was da so verlockend riecht.«
    »Nein, das tun Sie nicht.« Mit einer Geschicklichkeit, die er unweigerlich bewunderte, goß sie den Inhalt der Schüssel in eine Backform. »Es ist ein Kuchen für den Nachmittagstee. Außerdem ist er noch nicht fertig«, sagte sie.
    »Apfel.« Er schnupperte. »Zimt.«
    »Sie haben eine gute Nase. Meinen Sie, daß Sie mit einem irischen Frühstück fertig werden, oder hätten Sie lieber etwas Leichteres?«
    »An etwas Leichtes hatte ich nicht unbedingt gedacht.«
    »Also gut, dann. Das Eßzimmer liegt hinter dieser Tür. Ich bringe Ihnen Kaffee und Brötchen, damit Sie nicht verhungern, bis der Rest fertig ist.«
    »Kann ich vielleicht hier in der Küche essen?« Er lehnte sich gegen den Türrahmen und setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Oder stört es Sie, wenn man Sie beim Kochen beobachtet?« Oder wenn man sie selbst beobachtete, dachte er.
    »Nicht im geringsten.« Einige ihrer Gäste frühstückten gern in der Küche, obgleich der Großteil von ihnen sich lieber bedienen ließ. Sie schenkte ihm den bereits aufgebrühten Kaffee ein. »Sie trinken ihn schwarz, nicht wahr?«
    »Stimmt genau.« Immer noch stehend und ohne den Blick von ihr abzuwenden, nippte er daran. »Sind Sie in diesem Haus aufgewachsen?«
    »Ja.« Sie legte fette Würstchen in die Pfanne.
    »Es wirkt mehr wie ein Zuhause als wie eine Pension.«
    »Das soll es auch. Wissen Sie, wir hatten eine Farm, aber das Land haben wir größtenteils verkauft, so daß uns heute nur noch das Haus und das kleine Cottage weiter unten gehören. Hin und wieder leben dort meine Schwester und ihr Mann.«
    »Hin und wieder?«
    »Er hat ein Haus in Dublin, wo auch eine seiner Galerien ist. Sie ist Künstlerin.«
    »Oh, was für eine Künstlerin, wenn man fragen darf?«
    Lächelnd fuhr sie mit dem Kochen fort. Die meisten Menschen verbanden mit dem Begriff Künstlerin automatisch Malerei, worüber Maggie immer wütend war. »Sie ist Glasbläserin. Das da ist zum Beispiel von ihr.« Brianna wies auf die Schale auf dem Küchentisch. Mit den miteinander verschmelzenden Pastelltönen und dem glatt geschwungenen Rand sah das Gefäß wie eine von sanftem Regen gebleichte Blüte aus.
    »Beeindruckend.« Neugierig trat er näher an die Schale
heran und fuhr mit einem Finger über den gewellten Rand. »Concannon«, murmelte er und lachte still in sich hinein. »Verdammt, M. M. Concannon, die irische Sensation.«
    Briannas Augen blitzten freudig auf. »Nennt man sie wirklich so? Oh, das wird ihr gefallen.« Stolz mischte sich in ihre Stimme, als sie sagte: »Und Sie haben ihre Arbeit erkannt.«
    »Zumindest hätte ich sie erkennen sollen. Schließlich habe ich selbst gerade vor zwei Wochen in London eine – tja, was? –, ich schätze, es ist eine Skulptur – von ihr gekauft. Worldwide Galleries.«
    »Rogans Galerie. Rogan ist ihr Ehemann.«
    »Wie praktisch.« Er ging zum Herd und schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein. Die Würstchen in der Pfanne verströmten einen verführerischen Duft. »Ein erstaunliches Stück. Schneeweißes Glas mit einem Funken Feuer drin. Ich fand, es sah aus wie die Festung der Einsamkeit.« Als er ihrem verständnislosen Blick begegnete, lachte er. »Ich nehme an, daß Sie kein Fan amerikanischer Comics sind. Supermans privates Heiligtum, in der Arktis, glaube ich.«
    »Das wird ihr gefallen. Maggie hat eine Vorliebe für private Heiligtümer.« Unbewußt schob sie eine lose Strähne hinter die Nadeln zurück. Sie zitterte ein wenig, was wohl an der unverhohlenen und auf beunruhigende Weise intimen Musterung lag, der er sie unterzog. Sicher war es der Schriftsteller in ihm, der sie so eingehend maß, sagte sie sich und warf Kartoffeln in das spritzende Fett.
    »Im Augenblick richten sie eine Galerie hier in Clare ein«, fuhr sie fort. »Die Eröffnung findet im Frühjahr statt. Hier, nehmen Sie sich schon mal etwas Porridge, solange der Rest noch kocht.«
    Porridge. Das war einfach perfekt.
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