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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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übrig war, war von Wind und Frost geschwärzt und lag jämmerlich an den schlammigen Boden gedrückt.
    Die Pflanzen taten ihr leid, aber die Neuigkeit, die sie herführte, war so dermaßen wunderbar, daß sie sich fragte, ob die Blumen nicht allein ihrer Glückseligkeit wegen vielleicht doch noch einmal die Köpfe heben würden, um in den Frühling hineinzublühen.
    Sobald sie durch die Tür von O’Malley’s trat, wurde sie von wohliger Wärme begrüßt. Sie roch den im Kamin brennenden Torf, dessen rotglühendes Herz fröhlich vor sich hinzuglimmen schien, und den Eintopf, der von O’Malleys Frau, Deirdre, zum Mittagessen serviert worden war. Außerdem war die Luft vom Geruch von Tabak, Bier und vom Dunstschleier fritierter Kartoffeln erfüllt.
    Zuerst entdeckte sie Murphy, der, die Füße ausgestreckt, an einem der winzigen Tische saß und einem irischen Akkordeon eine Melodie entlockte, die der Süße seiner Stimme entsprach. Die anderen Gäste hörten ihm zu und träumten über ihrem Bier vor sich hin. Es war eine traurige Melodie, wie sie Irland am besten entsprach, melancholisch und lieblich wie die Tränen, die ein unglücklich Liebender vergoß. Es war ein Lied, das ihren Namen trug und in dem es um das Älterwerden ging.
    Als Murphy sie erblickte, lächelte er sanft. Sein schwarzes Haar fiel ihm unordentlich über die Brauen, so daß er den
Kopf, um besser zu sehen, in den Nacken warf. Tim O’Malley stand hinter der Theke, ein Faß von einem Mann, um dessen Leibesfülle sich kaum noch eine Schürze binden ließ. Er hatte ein breites, runzliges Gesicht und Augen, die man, wenn er lachte, kaum noch zwischen den dicken Fleischpolstern sah.
    Er war dabei, Gläser zu polieren, und obgleich er Maggie entdeckt hatte, unterbrach er sich nicht, da er wußte, sie wäre zu höflich, um sich mit einer Bestellung an ihn zu wenden, solange Murphys Lied nicht beendet war.
    Sie sah David Ryan, der eine der amerikanischen Zigaretten paffte, die er allmonatlich von seinem Bruder aus Boston bekam, und die schmucke Mrs. Logan, die, während ihr Fuß den Rhythmus des Liedes klopfte, mit dem Stricken von etwas Pinkfarbenem beschäftigt war. Außerdem war da noch der alte Johnny Conroy mit seinem zahnlosen Grinsen, dessen knorrige Hand die ebenfalls vom Alter gezeichnete Hand seiner seit fünfzig Jahren Angetrauten hielt. Sie saßen wie zwei Frischverheiratete auf ihrer Bank, ganz verloren in Murphys Melodie.
    Der Fernseher über der Theke lief ohne Ton, aber auf dem Bildschirm war eine in grellen, leuchtenden Farben inszenierte britische Seifenoper zu sehen. Menschen in prächtigen Kleidern und mit schimmerndem Haar saßen an einem massiven Tisch mit silbernen Kerzenständern und elegantem Kristall und stritten miteinander herum.
    Der Glamour der Geschichte war viel, viel weiter als bloß ein Land von dem kleinen Pub mit der verkratzten Theke und den rauchgedunkelten Wänden entfernt.
    Der Zorn, den Maggie angesichts der streitenden Gestalten in diesem von ungeheurem Reichtum zeugenden Raum empfand, traf sie so plötzlich, als hätte ihr jemand sein Knie in die Magengegend gerammt. Doch außer Zorn empfand sie, wenn sie ehrlich war, wohl auch eine Spur von Neid.
    Wäre sie jemals so reich, dachte sie – obwohl es ihr eigentlich
nicht allzu wichtig war – dann fände sie mit Sicherheit eine sinnvolle Verwendung für ihr Geld.
    Dann sah sie ihn, wie er ganz allein in einer Ecke saß. Nicht isoliert, o nein. Er war ebensosehr Teil des Raumes wie der Stuhl, auf dem er saß. Er hatte einen Arm über die Rückenlehne des Stuhls gelegt, und in der anderen hielt er einen Becher, von dem sie wußte, daß er starken Tee mit einem guten Schuß irischen Whiskeys enthielt.
    Vielleicht war er unberechenbar, voller Überraschungen und voller verrückter Ideen, aber sie kannte ihn. Von allen Männern, denen sie je begegnet war, liebte sie keinen so wie Tom Concannon.
    Ohne ein Wort zu sagen, ging sie zu ihm hinüber, setzte sich und ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen.
    Ihre Liebe zu ihm glich einem Feuer, das, ohne je niederzubrennen, ihr tiefstes Inneres zu wärmen schien. Er nahm den Arm von der Stuhllehne, zog sie dichter an sich heran und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn.
    Als das Lied vorüber war, nahm sie seine Hand und küßte sie. »Ich wußte, daß du hier sein würdest«, sagte sie.
    »Aber woher wußtest du, daß ich gerade an dich dachte, Maggie-Schatz?«
    »Ich habe eben in genau demselben Augenblick an dich
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