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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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und zog mit von den Küchendämpfen gerötetem Gesicht ihren Mann hinter der Theke hervor. Auf eine Gigue folgte ein Reel, nach dem Reel kam ein Hornpipe, und Maggie wirbelte mit verschiedenen Partnern herum, bis ihr schließlich die Beine weh taten.
    Angezogen von der Musik oder von der Aussicht auf Gesellschaft kamen weitere Gäste in den Pub, und die Nachricht von Maggies erstem Verkaufserfolg breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Bis zum Abend, das wußte sie, wüßte im Umkreis von zwanzig Kilometern jeder darüber Bescheid. Dies war der von ihr erhoffte Ruhm, auch wenn sie heimlich davon träumte, daß er sich vielleicht eines Tages noch steigern ließ.
    »Oh, es reicht.« Sie sank auf ihren Stuhl und trank ihren inzwischen kalt gewordenen Tee. »Mein Herz zerspringt.«
    »Genau wie meins. Vor Stolz.« Toms Mund zeigte ein strahlendes Lächeln, doch seine Augen waren ein wenig trüb. »Wir sollten es deiner Mutter erzählen, Maggie. Und deiner Schwester ebenfalls.«
    »Ich erzähle es Brianna heute abend.« Ihre Mutter erwähnte sie nicht.
    »Also gut dann.« Er beugte sich zu ihr hinab und strich ihr sanft über das Gesicht. »Dies ist dein Tag, Maggie Mae, und ich hoffe, daß du ihn dir durch nichts verderben läßt.«
    »Nein, es ist unser Tag. Denn ich hätte niemals auch nur ein Stück Glas geblasen ohne dich.«
    »Dann teilen wir uns das Vergnügen, wenn auch nur für einen Augenblick.« Einen Moment lang bekam er keine Luft, fühlte sich schwindlig und erhitzt. Er meinte, ein leichtes Klicken hinter den Augen zu spüren, doch schon war es vorbei. Luft, dachte er. Er brauchte nur ein wenig Luft. »Mir wäre nach einer kleinen Spazierfahrt. Ich würde gern ein bißchen Seeluft atmen. Kommst du mit?«
    »Natürlich.« Sofort erhob sie sich. »Aber draußen ist es eisig kalt, und es weht ein teuflischer Wind. Bist du sicher, daß du ausgerechnet heute auf die Klippen willst?«
    »Es ist mir wirklich ein Bedürfnis.« Er griff nach seiner Jacke, warf sich einen dicken Schal um den Hals und wandte sich den anderen Gästen zu. Er hatte das Gefühl, als würden sich die dunklen, rauchigen Farben des Pubs vor seinen Augen drehen. Reumütig dachte er, daß er offenbar ein wenig angetrunken war. Aber warum auch nicht. Schließlich hatte er heute allen Grund dazu. »Morgen abend feiern wir dem Erfolg meiner Tochter zu Ehren ein Fest. Mit gutem Essen, feinen Getränken und schöner Musik. Ich hoffe, daß jeder meiner Freunde erscheinen wird.«
    Maggie wartete, bis sie mit ihm draußen in der Kälte stand. »Ein Fest? Dad, du weißt genau, daß sie das nicht zulassen wird.«
    »Noch bin ich ja wohl der Herr in meinem eigenen Haus.« Genau wie seine Tochter, wenn sie trotzig war, reckte er das Kinn. »Und ich sage, daß es bei uns ein Fest geben wird, Maggie. Das mache ich deiner Mutter schon klar. Würdest du jetzt bitte fahren?«
    »Also gut.« Hatte Tom Concannon erst einmal einen Entschluß gefaßt, war es zwecklos, daß man noch länger über die Sache sprach. Er besaß einen Starrsinn, für den sie geradezu dankbar war, denn ohne ihn wäre sie niemals nach Venedig gereist und hätte niemals die Ausbildung zur Glasbläserin absolviert. Sie hätte das Gelernte und Erträumte niemals in die Tat umgesetzt und niemals ihre eigene Werkstatt gebaut. Sie wußte, ihre Mutter hatte Tom wegen der Kosten für die Ausbildung das Leben zur Hölle gemacht, aber dennoch hatte er nicht eine Sekunde lang geschwankt.
    »Erzähl mir, woran du gerade arbeitest.«
    »Tja, an einer Art Flasche. Sehr groß und sehr schlank. Weißt du, sie soll nach oben spitz zulaufen, und dann soll sie
sich wieder öffnen. Ein bißchen wie eine Lilie vielleicht. Und ich versuche, ihr eine ganz zarte Farbe, wie das Innere eines Pfirsichs, zu verleihen.«
    Sie sah das Kunstwerk bereits vor sich, so deutlich wie die Hand, mit der sie die Konturen beschrieb.
    »Du siehst wunderbare Dinge in deinem Kopf.«
    »Es ist leicht, sie dort zu sehen.« Sie lächelte. »Die Schwierigkeit besteht darin, dafür zu sorgen, daß es sie wirklich einmal gibt.«
    »Du wirst es schaffen.« Er verstummte und tätschelte ihr liebevoll die Hand.
    Maggie fuhr die schmale, gewundene Straße in Richtung der See. Vom Westen her segelten vom Wind gepeitschte und vom Sturm verdüsterte Wolken herein. Hellere Flecken Himmel wurden von ihnen verschluckt, doch tapfer kämpften sie sich wieder hervor und lugten wie schimmernde Diamanten durch den bleiernen Vorhang hindurch.
    In ihrem
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