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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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gedacht.« Sie lehnte sich zurück und lächelte ihn an. Er war ein kleiner Mann, aber kräftig gebaut. Wie ein Zwergochse, sagte er oft mit seinem stöhnenden Lachen über sich. Seine Augen waren von kleinen Fältchen umgeben, die sich vertieften und ausweiteten, wenn er das Gesicht zu einem Grinsen verzog. Was ihn in Maggies Augen noch attraktiver werden ließ. Sein einst leuchtendrotes, volles Haar war mit der Zeit ein wenig schütter geworden, doch die grauen Strähnen wirkten in dem Feuerrot wie sanfter Rauch. Maggie fand, ihr Vater war der schneidigste Mann der Welt.
    »Dad«, sagte sie. »Ich habe Neuigkeiten für dich.«
    »Aber sicher doch, das habe ich dir sofort angesehen.«
    Er zwinkerte und zog ihr die Mütze vom Kopf, so daß ihr Haar in wilden roten Locken über ihre Schultern fiel. Er hatte ihre blitzende, knisternde Mähne schon immer gern gesehen, und er erinnerte sich noch genau daran, als er sie zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte, das Gesichtchen zu einer zornigen Grimasse verzerrt, die winzigen Fäuste geballt, mit Haaren, die gleich einer frisch geprägten Münze schimmerten.
    Statt daß er enttäuscht gewesen wäre, daß sie kein Sohn geworden war, hatte ihn das Geschenk einer Tochter mit demütiger Dankbarkeit erfüllt.
    »Bring meinem Mädchen was zu trinken, Tim.«
    »Ich nehme einen Tee«, rief sie. »Draußen ist es eisig kalt.« Nun, da sie hier war, wollte sie das Vergnügen, ihm die Neuigkeit zu unterbreiten, genußvoll in die Länge ziehen. »Ist das nicht auch der Grund, weshalb du hier sitzt und singst und trinkts, Murphy? Aber wer wärmt deine Kühe, solange du nicht bei ihnen bist?«
    »Sie wärmen einander«, rief er zurück. »Und wenn das Wetter so bleibt, habe ich im Frühjahr bestimmt mehr Kälber, als ich bewältigen kann, denn die Rindviecher tun das, was auch jeder andere an einem langen Winterabend tut.«
    »Oh, setzen sie sich mit einem guten Buch an den Kamin?« fragte Maggie, und die übrige Gästeschar brach in fröhliches Gelächter aus. Es war kein Geheimnis und schien Murphy auch nicht sonderlich peinlich zu sein, daß er eine regelrechte Leseratte war.
    »Ich habe versucht, sie für Literatur zu interessieren, aber diese blöden Viecher sehen lieber fern.« Er tippte gegen sein leeres Glas. »Und was den Grund für mein Hiersein betrifft, so bin ich wegen der Ruhe gekommen, da mir dein verfluchter Ofen Tag und Nacht in den Ohren dröhnt. Warum bist du eigentlich nicht zu Hause und spielst mit deinem Glas herum?«
    »Dad.« Als Murphy an die Theke ging, nahm Maggie ihren Vater erneut bei der Hand. »Ich wollte es dir als erstem erzählen. Weißt du, daß ich heute morgen mit ein paar von meinen Stücken in McGuinness’ Laden in Ennis war?«
    »Ach ja?« Er zog seine Pfeife hervor und klopfte damit auf den Tisch. »Das hättest du mir vorher sagen sollen. Dann hätte ich dir Gesellschaft leisten können auf der Fahrt.«
    »Ich wollte das alleine machen.«
    »Meine kleine Einsiedlerin«, sagte er und stupste sanft ihre Nase an.
    »Dad, er hat sie tatsächlich gekauft.« Ihre Augen, so grün wie die ihres Vaters, schienen Funken zu sprühen. »Vier Stücke, mehr hatte ich nicht mit. Und er hat sie an Ort und Stelle bezahlt.«
    »Was du nicht sagst, Maggie, was du nicht sagst!« Er sprang auf, zog sie mit sich hoch und wirbelte sie übermütig im Kreis herum. »Ladies und Gentlemen, hören Sie sich das an. Meine Tochter, meine Margaret Mary, mein eigen Fleisch und Blut, hat ihr Glas in Ennis verkauft.«
    Es ertönte spontaner Applaus, und dann prasselte eine Reihe von Fragen auf sie herab.
    »Bei McGuinness«, antwortete sie allen zugleich. »Vier Stück, und er will sich die anderen Sachen auch ansehen. Zwei Vasen, eine Schale und einen… ich nehme an, daß man es einen Briefbeschwerer nennen kann.« Sie lachte, als Tim ihr und ihrem Vater einen Whiskey über den Tresen schob.
    »Also gut dann.« Sie hob ihr Glas zu einem Toast. »Auf Tom Concannon, denn er hat an mich geglaubt.«
    »O nein, Maggie.« Ihr Vater schüttelte den Kopf und sah sie mit tränenfeuchten Augen an. »Auf dich. Ganz allein auf dich.« Er stieß mit ihr an und leerte das Glas in einem Zug. »Setz die Quetschkommode in Gang, Murphy, damit ich mit meiner Tochter tanzen kann.«
    Murphy erfüllte ihm den Wunsch, und unter den Rufen und
dem rhythmischen Klatschen der anderen führte Tom seine Tochter auf die Tanzfläche. Deirdre kam aus der Küche, wischte sich die Hände an der Schürze ab
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