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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit
Autoren: Jennifer Handford
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war, innerhalb kürzester Zeit schwanger zu werden. Ich setzte mich auf den Bettrand und gab der Schwerkraft nach. Mit angezogenen Knien auf meiner Seite liegend und einem Teddybär im Arm ließ ich meinen Tränen freien Lauf. In letzter Zeit war ich sehr nah am Wasser gebaut.
    War es denn falsch, sich nichts sehnlicher als eine eigene Familie zu wünschen? Dem Traum nachzuhängen, dass wir wie eine amerikanische Bilderbuchfamilie abends zu dritt am Esstisch sitzen, zusammen essen und lachen und aufgekratzt durcheinanderreden würden. Dass wir vor dem Zubettgehen eine Runde Candy Land spielen und unserer Tochter endlos viele Gutenachtgeschichten vorlesen würden. Nur noch eine!, würde sie betteln, dabei auf Tims Brust klettern und sein Gesicht mit ihren kleinen Händchen fassen, während ich ihr Kissen aufschüttelte und die Bettdecke zurechtstreichen würde, um ihr ein heimeliges Nest für einen ruhigen Schlaf zu richten.Und wenn Tim und ich uns später in unserem Bett aneinanderkuschelten, würden wir uns die schönen Momente des Abends noch einmal vor Augen halten und zusammen über sie lachen. »Sie ist so witzig«, würde Tim sagen, »eine echte Komikerin.« Und ich würde ihm zustimmen und mich noch ein bisschen enger an ihn schmiegen.
    Vor drei Jahren, nach den ersten zwölf Monaten enttäuschter Hoffnungen, hatte ich mich ärztlich untersuchen lassen. Die Diagnose lautete Endometriose, eine gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, die nach Ansicht der Ärzte für meine Unfruchtbarkeit und die schmerzhaften Monatsblutungen verantwortlich war. Ich unterzog mich einem operativen Eingriff, doch der erhoffte Erfolg war auch in den darauf folgenden zwei Jahren ausgeblieben. Die diesjährige Theorie war, dass das Problem an meinen Eizellen lag. »Es werden zwar Eizellen gebildet«, hatte unser Fertilitätsspezialist Dr. Patel gesagt, »aber mit dem Eisprung klappt es einfach nicht, und deshalb werden sie einfach nicht befruchtet.«
    Träges, nichtsnutziges Pack!
    Dr. Patel verschrieb mir Medikamente, die den Eisprung auslösen sollten. Hormone in erschreckend hoher Dosis sollten meinen Eiern einen sanften Tritt in den Allerwertesten verpassen. Monat für Monat fuhren Tim und ich in die Fertilitätsklinik, an der ich jeden Monat aufs Neue die erniedrigende Prozedur einer künstlichen Befruchtung über mich ergehen ließ. Ich lag mit weit gespreizten Beinen im gynäkologischen Stuhl, während Dr. Patel versuchte, das Sperma meines Mannes mit einer Art Bratenspitze an die richtige Stelle zu injizieren. Dort schwammen sie eine Weile herum, immer auf der Suche nach einem Ei, das sie befruchten könnten.
Hallo! Ist da wer?
Sie hatten ja keinen Schimmer, dass meine Eier faule Schmarotzer waren, die ohne jegliche Gegenleistung das System für sich ausnutzten.
    »Ich fasse es einfach nicht!«, heulte ich Claire die Ohren voll, nachdem ich wieder einmal meine Tage bekommen hatte. »Weshalb in aller Welt kann ich nicht schwanger werden?«
    »Du kannst und du wirst!«, beharrte sie, obwohl ich das Gefühl hatte, dass mittlerweile auch sie daran zu zweifeln begann.
    »Ich wusste, dass es dieses Mal nicht klappen würde«, entgegnete ich. »Dr. Patel war mit einem Notfall beschäftigt, weshalb ein Assistenzarzt die Insemination übernahm. Dieser Idiot hat noch nicht einmal meinen Uterus gefunden. Er hat das Sperma in die Cervix geschossen! In meine Cervix! Das hätte sogar
Tim
gekonnt!«
    »Alles passiert aus einem guten Grund«, sagte meine Schwester. »Vielleicht will Gott dir damit sagen, dass du einfach keine Kinder in die Welt setzen solltest.«
    »Na, besten Dank, Claire! Gott findet also, dass Cracknutten und Teenager als Mütter taugen, und ich nicht?«
    »Das habe ich nicht gemeint. Aber vielleicht solltest du über Alternativen nachdenken.«
    »Alternativen?«
    »Zum Beispiel eine Adoption.«
    Entschlossen schüttelte ich den Kopf. »Adoption ist eine tolle Sache. Ich
bewundere
alle Menschen, die ein Kind adoptieren. Aber ich will mein eigenes Kind.«
    »Aber wenn du kein eigenes bekommen kannst, dann ist Adoption eine Alternative. Ein Baby ist nun mal ein Baby, und du wirst es lieben, keine Frage.«
    »Es wäre aber nicht dasselbe«, antwortete ich trotzig.
    »Weshalb willst du unbedingt unsere Gene unters Volk bringen? Was ist denn so toll an der DNA unserer Familie? Denk doch nur an unsere Mom. Schon mit vierzig musste sie sterben.«
    »Du hast gut reden, Claire, du
hast j
a ein Kind«, erwiderte ich und
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