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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal
Autoren: Simon R. Green
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der Menschheit zu gewährleisten. Vielleicht den ganzen Weg zurück durch all die Jahrtausende und
Jahrmilliarden bis zum Urknall … damit er und die Neugeschaffenen gemeinsam in diesem Uraugenblick sterben konnten, um der Menschheit die Zukunft zu retten. Das war ein langer Weg, der sein Vorstellungsvermögen überstieg, aber er
hatte das Gefühl, so weit laufen zu können. Falls es nötig wurde.
Nein. Dazu würde es nicht kommen. Owen hatte Vertrauen
zum Baby. Wie jung der Kleine auch war, er war trotzdem ein
Todtsteltzer.
Weiter flüchtete er, und vertraute Gesichter und Orte traten
aus dem endlosen Regenbogen hervor, der sich in Spiralen um
ihn zog. Wohin immer Owen blickte, sah er Menschen, die er
kannte. Orte, an denen er gelebt oder gekämpft hatte, einige
wichtig, andere nicht. Es war, als ginge er mit dem Schleppnetz
durch sein Gedächtnis und könnte zwar alles sehen, aber nichts
verändern. Bis er ein Gesicht sah, das zu wichtig war, um es
einfach vorbeiziehen zu lassen. Owen stoppte ruckartig, fiel
zurück in die Gegenwart und materialisierte in einem kleinen
kahlen Raum. Und in diesem Zimmer hielt sich Kit SommerEiland auf, genannt Kid Death, der Mörder von Owens Vater.
Der Sommer-Eiland blickte sich um und entdeckte Owen,
und der Schrecken riss ihn beinahe aus der üblichen Selbstgefälligkeit. »Todtsteltzer! Das ist aber eine Überraschung. Alle
dachten, Ihr wärt tot. Ich fürchte, die königliche Hochzeit hat
schon ohne Euch ihren Lauf genommen.«
»Ich bin nicht wegen einer Hochzeit hier«, sagte Owen mit
einer so tiefen und dunklen Stimme, dass sie beinahe nicht
nach ihm klang. »Ich bin zu einem Begräbnis erschienen. Eurem Begräbnis. Mein Vater war ein guter Mann, und Ihr habt
ihn getötet. Dafür nehme ich Euer Herzblut!«
Kit Sommer-Eiland lächelte breit und zog sein Schwert.
»Wie schön, einem altmodischen Aristokraten zu begegnen!
Einem, der den alten Ehrenkodex der Fehde und der Blutrache
nicht vergessen hat. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es
sein würde, gegen Euch zu kämpfen – den legendären Krieger
persönlich. Man erzählt, Ihr wärt inzwischen übermenschlich,
aber andererseits gibt es auch nicht viele, die mich als normalen Menschen bezeichnen würden. Zweifellos werde ich
Schwierigkeiten bekommen, weil ich Euch getötet habe, aber
ich überlebe. Das tue ich immer. Ich bin eine zu nützliche Waffe, um sie wegzuwerfen. Im Grunde kann man sagen, dass es
zu diesem Augenblick kommen musste. Der letzte SommerEiland gegen den letzten Todtsteltzer. Oh, was für ein glücklicher Tag!«
»Ihr habt schon immer zu viel geredet«, sagte Owen und zog
sein Schwert.
»Dann lasst uns kämpfen, mit allen Mitteln! Euretwegen ist
mein geliebter David tot. Brennt in der Hölle, Todtsteltzer!«
Ihre Schwerter knallten in einem Funkenregen zusammen
und prallten wieder voneinander ab. Die beiden Kämpfer umkreisten einander für einen Moment, ehe sie sich gegenseitig an
die Gurgel fuhren. Keiner hatte die Zeit oder die Geduld für ein
langwieriges Duell. Es kam nur auf den Tod des Gegners an,
auf das Ende eines langen Blutvergießens, das über Jahrhunderte zurückreichte.
Im Hinterkopf hörte Owen die gemurmelte Prophezeiung eines hellseherisch begabten Espers auf Nebelwelt: Der lächelnde Mörder, der Hai im flachen Gewässer, der Mann, den nur
die eigene Hand aufhalten kann – Kid Death …
Beide waren sie meisterhafte Schwertkämpfer, erfahrene
Krieger, geübte Killer, und ihre Klingen fuhren rascher durch
die stille Luft, als dass ein normales Auge ihnen hätte folgen
können. Owen verfügte über den Zorn, Kit über die Triebkraft,
und sie waren beide inzwischen schon ein bisschen verrückt.
Sie stampften und stießen zu und hackten und schnitten, machten Ausfälle und parierten und wichen zurück, landeten potenziell mörderische Treffer, die dann um Millimeter daneben
gingen oder im letzten Augenblick durch schiere Wendigkeit
oder Wagemut abgelenkt wurden. Beide Männer verletzten
einander hier und da, aber nie entscheidend, denn keiner konnte eine Öffnung in der gegnerischen Abwehr lange genug erzwingen, um sie auszunutzen. Sie atmeten schwer; die Luft
brannte in den angestrengt arbeitenden Lungen, und die
Schwerter wurden schwerer, während Arme und Rücken zunehmend ermüdeten. Niemand konnte so viel Schnelligkeit und
Heftigkeit lange aufrechterhalten, ohne seine Kräfte zu verheizen. Die Wunde, die der Wolfling in Owens Flanke
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