Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Schiff
rings um ihn starb. Trotzdem wahrte er durch das eigene Beispiel Ruhe und Disziplin, auch wenn die halbe Brückenbesatzung inzwischen tot war und Brände in den Innereien der verwüsteten Arbeitsstationen wüteten. Überall lagen Leichen, und
niemand hatte die Zeit oder brachte die Kraft auf, in dieser
Hinsicht etwas zu unternehmen. Schwejksam lenkte das Schiff
weiterhin frontal gegen den Feind, zog ihre Angriffe auf sich
und provozierte sie zum Äußersten. Tat seine Pflicht. Starb
zentimeterweise, zusammen mit seinem Schiff. Und dachte
manchmal ein bisschen wehmütig, dass Frost mit Begeisterung
mitgemacht hätte.
    Draußen im All starben die Ashrai zu Tausenden, aber die
Mehrheit warf sich weiter auf den Feind, Welle auf Welle. Zu
Anfang waren es Millionen gewesen, nach der Wiedergeburt
des ganzen großen Volkes, aber obwohl sie jetzt grausam dezimiert wurden, setzten sie den Kampf fort, flogen wie gefallene Engel durchs All, hart und unerbittlich, unerschüttert von
der schieren Größe und der schrecklichen Natur ihres Feindes.
    Und am hellsten von allen strahlte der Mensch Carrion, der
hell wie eine Sonne durchs All brauste, während gewaltige
Energien prasselnd von seiner Lanze schossen und Schiffe attackierten, die groß waren wie Berge oder gar Monde. Er
tauchte durch die Flanke eines Schiffes ein und kam an der
anderen Seite wieder hervor, geschützt von der Kraft, die ungehindert in ihm tobte, erweckt von den Ashrai und bestätigt
vom Labyrinth. Er war inzwischen müde an Körper und Geist,
ungeachtet der Kräfte, die er zum Einsatz brachte, und nur seine Willenskraft verhinderte, dass er von ihnen verzehrt wurde.
Er war mächtig und so stark, aber zugleich so klein im Angesicht der Neugeschaffenen.
    Hazel D’Ark und Kapitän Schwejksam und der Mann, der
Carrion hieß, kämpften mit ganzer Willenskraft und ganzem
Herzen für die gute Sache und dachten nicht ein einziges Mal
an Rückzug. Und falls sie an die Zeit dachten, die sie jetzt nur
noch in Minuten erkauften und nicht mehr in Stunden, so
schreckte es sie nicht. Sie blickten dem Tod ins Auge und wollten verdammt sein, wenn sie zuerst blinzelten. Und so waren
sie doch alle nicht wenig erstaunt, als ausnahmslos sämtliche
Neugeschaffenen auf einmal verschwanden und die Schlacht
vorüber war.
Owen Todtsteltzer flüchtete in die Vergangenheit, die Neugeschaffenen auf den Fersen.
    Immer weiter zurück reiste er, dieser tapfere und ehrenvolle
Mann, durch alle Zeiten und Orte seines Lebens, und er erblickte erneut all die Veränderungen, für die er selbst verantwortlich war. Es war, als liefe er durch einen Regenbogen, in
dem alle Farben der Welt zusammenflossen und vor dem ein
gewaltiger Chor von Stimmen toste, die alle gleichzeitig redeten. Owen hörte, wie die Neugeschaffenen hinter ihm vor Wut
und Angst schrien, und es schien ihm doch aus recht großer
Entfernung zu stammen. Er flüchtete weiter, wurde immer
schneller, und die Zeit brauste immer rascher an ihm vorbei.
    Kurz hielt er inne auf der Brücke der Sonnenschreiter , die
nach wie vor die Wolflingswelt umkreiste. Die Schlacht gegen
die Neugeschaffenen hatte gerade begonnen. Er sah Hazel, wie
sie unzählige Feinde abwehrte, mit begrenzten Waffen, aber
grenzenlosem Mut, und bei diesem Anblick wurde ihm warm
ums Herz. Gern hätte er eine Zeit lang verweilt, gerade lange
genug, um Abschied zu nehmen, aber die Neugeschaffenen
waren ihm dicht auf den Fersen, und er konnte keine Zeit erübrigen.
    Immer schneller eilte er in der Zeit rückwärts, und die Tage
verschwammen vor seinem Blick. Er fühlte sich stark und entschlossen. Er hatte das Gefühl, ewig so dahineilen zu können.
Sollten ihn die Neugeschaffenen ruhig verfolgen! Sie würden
ihn nie fangen. Er spürte ihre Wut und ihren Hass hinter sich,
wie ein großes Feuer, dessen Flammenzungen nach seinem
Rücken leckten, und er lachte nur über sie und wahrte nun eine
konstante Geschwindigkeit. Er wollte nicht riskieren, dass die
Neugeschaffenen den Mut verloren und die Verfolgung abbrachen. Er musste sie bei sich halten, dafür sorgen, dass sie sich
nur mit ihm befassten, und das für jeden Zeitraum, den das
Baby benötigte, um die Antworten zu finden, die es suchte.
    Wie schon so oft, hing alles von ihm ab, von Owen Todtsteltzer, dem letzten Helden.
Er fragte sich vage, ob er je wieder würde anhalten können.
Ob er vielleicht ewig weiter in die Vergangenheit reisen musste, um die Sicherheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher