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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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dabei.«
    Er war also kein Staatsanwalt, der sich hinter seinem Schreibtisch verbarrikadierte und von Anrufen und Berichten lebte, bis er einen für das Gericht fertig zusammengezimmerten Fall auf den Tisch bekam. Er wollte sich nicht wie die meisten seiner Kollegen darauf beschränken, die Ermittlungen mit dem einen oder anderen Antrag bei Gericht zu unterstützen.
    Eigentlich war ihr diese Sorte sympathisch, doch das bedeutete auch, dass er regelmäßiger und stetiger Begleiter ihrer Arbeitstage werden würde, und zwar in Person. Und ob sie damit leben konnte, musste sich erst noch herausstellen.
    Sie ersparte ihnen beiden eine Antwort und öffnete die Tür, hinter der der Obduktionssaal lag. Sofort schlug ihnen penetranter Verwesungsgestank entgegen.
    Professor Meurer hatte gerade mit der Sektion begonnen. Er hatte den ersten der beiden Leichensäcke mit Hilfe seines Assistenten auf den Untersuchungstisch gehievt und den Reißverschluss geöffnet.
    Jennifer winkte Jarik zu, der gerade scharf einatmete. Er war mit zwei Koffern angerückt und würde während der Obduktion jedes mögliche Beweisstück sichern.
    Sie nahm ihren angestammten Platz ein, der es ihr erlaubte, die Obduktion zu verfolgen, ohne Leander Meurer und seinem Assistenten im Weg zu stehen. Ihr Blick streifte nur kurz den Lichtkasten, an dem ansonsten zu diesem Zeitpunkt bereits einige Röntgenaufnahmen hingen. Diesmal war er dunkel und leer.
    Professor Meurer bemerkte ihren Blick und antwortete auf ihre unausgesprochene Frage in seiner ruhigen, höflichen Art: »Die Verwesung ist so weit fortgeschritten, dass Röntgenaufnahmen keinen Sinn mehr machen. Wenn wir irgendwelche Brüche oder andere Spuren von Gewalteinwirkung finden, können wir im Zweifel immer noch die gesäuberten Knochen unter die Maschine legen.«
    Das hatte sie sich schon gedacht, daher nickte sie nur.
    Leander Meurer war ein jung gebliebener Endfünfziger, der sehr viel Wert auf äußerst sorgfältige, penible Arbeit legte und jeden einzelnen seiner Schritte nicht nur akkurat aufzeichnete, sondern auch dazu neigte, den Anwesenden ausführlich zu erklären, welche Feststellungen er machte.
    Er unterzog jetzt den Inhalt des Leichensacks einer ersten kurzen Begutachtung und entschied dann, den Sack aufzuschneiden, um den Inhalt gänzlich freizulegen. Der Gestank schien ein bis dahin ungekanntes Ausmaß anzunehmen.
    Mithilfe seines Assistenten begann Meurer schließlich, Knochen und noch nicht gänzlich verflüssigte Überreste aus der Verwesungsbrühe zu fischen und zu erfassen. Bei seiner gründlichen Arbeitsweise würde die Prozedur ein paar Stunden in Anspruch nehmen.
    »Wo ist eigentlich Ihr Partner?«, fragte Grohmann im Flüsterton.
    Jennifer hatte gar nicht bemerkt, dass er neben ihr Position bezogen hatte. Mit einem leichten Kopfschütteln versuchte sie, ihm zu verstehen zu geben, dass es nicht der richtige Augenblick für eine Unterhaltung war.
    Doch Grohmann schien das Zeichen entweder nicht wahrzunehmen oder bewusst zu ignorieren. » KOK Marcel Meyer, wenn ich mich recht entsinne?«
    »Ich habe ihn nicht erreicht«, antwortete sie knapp und hoffte, dass das Thema damit erledigt war.
    Das war es nicht. »Wie bitte? Nicht erreicht?«
    »Ich hatte nur seine Frau am Telefon.« Sie zögerte, entschied dann aber, dass es keinen Sinn hatte, Grohmann anzulügen. Früher oder später würde er so oder so mitbekommen, was los war. »Sie hat ihn gestern Abend vor die Tür gesetzt und keine Ahnung, in welchem Hotel er abgestiegen ist. Sein Handy liegt noch bei ihr auf der Kommode.«
    »Nette Frau«, kommentierte Grohmann. »Aber auch gegen die Vorschriften.«
    Jennifer sah ihn von der Seite an und versuchte einzuschätzen, wie er die Tatsache, dass kein zweiter Kripobeamter bei der Obduktion zugegen war, tatsächlich bewertete. Doch sein Gesichtsausdruck verriet nichts.
    Sie entschied sich für ein Schulterzucken. »Es ist das fünfte Mal, dass sie Marcel rausgeschmissen hat. Sie ist Italienerin. Sizilianerin, um genau zu sein … Er steckt da in einem ziemlichen Schlamassel, was seine Ehe angeht.« Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich hoffe, Sie werden wegen dieser Bagatelle keinen Aufstand anzetteln.«
    Grohmann schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass die Dinge manchmal nicht so laufen, wie es irgendjemand auf ein Stück Papier geschrieben hat.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Übrigens hat man mich vor Ihnen gewarnt.«
    »Gewarnt?«
    Er grinste. »Ja. Es heißt,
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