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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald
Autoren: Ritta Jacobsson
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Lernen?“
    „Na ja, wir haben uns einen Film angeguckt.“
    „War er gut?“
    „Es geht so.“
    Nach der Kiesgrube ging es bergab, er bremste und bog nach links ab, in einen holprigen, schmalen Schotterweg, einen Schleichweg, der zu Mikaelas Wohnviertel führte. Na, wenn er sein schönes Auto zu Schrott fahren will, ist das seine Sache, dachte Mikaela.
    Er lächelte sie an. Für sein Alter sah er gar nicht schlecht aus.
    Erst jetzt bemerkte sie den süßlichen Geruch seines Atems. Er hatte getrunken! Das war der Grund, warum er schon hier abbog. Er wollte natürlich nicht riskieren, von der Polizei gestoppt zu werden, die den Autofahrern weiter vorne hinter dem Fünfzig-Schild manchmal auflauerte. Aber bei diesem Unwetter standen die wohl kaum hier draußen herum.
    Sie lehnte sich zurück, versuchte sich zu entspannen. Vielleicht hatte er ja gar nicht so viel getrunken. Er wirkte jedenfalls nüchtern.
    Auf diesem Holperweg gab es keine Straßenbeleuchtung mehr. Die Dunkelheit vor ihnen war kompakt.
    Keine Autos kamen ihnen entgegen. Er gab Gas und der Wagen schoss wie durch einen Tunnel zwischen dichten Baumreihen hindurch.
    Jetzt wurde es ihr doch etwas mulmig.
    „Nicht so schnell!“
    Ihre Stimme klang schrill.
    „Keine Angst. Bin ein alter Rallyefahrer.“
    Plötzlich tauchte etwas Schwarzes im Licht der Scheinwerfer vor ihnen auf. In der nächsten Sekunde krachte es.
    „Verdammt! Was war das denn?“
    Die Bremsen kreischten und das Auto schlingerte heftig, als der Fahrer anzuhalten versuchte.
    Mikaela wurde im Gurt vor und zurück geschleudert und schlug mit dem Kopf ans Seitenfenster. Das tat weh, fürchterlich weh.
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis das Auto endlich zum Stehen kam.
    Während der Motor weiterschnurrte, blieben beide wie erstarrt sitzen.
    Sie hatten etwas überfahren. Etwas Großes. Ein Tier? Oder einen … Menschen?
    Der Fahrer hätte hinausstürzen und nachschauen müssen, blieb aber stattdessen einfach weiter neben ihr sitzen, schweißglänzend und blass, und starrte vor sich hin.
    Der pulsierende Schmerz im Kopf war quälend, gereizt fragte Mikaela:
    „Wollen Sie nicht aussteigen und nachschauen?“
    Er blieb sitzen.
    Sie riss die Tür auf, rannte in den Regen hinaus.
    Auf dem Weg lag etwas Schwarzes. Es regnete so heftig, dass sie kaum erkennen konnte, was es war. Sie machte noch ein paar zittrigeSchritte. Es könnte etwas Gefährliches sein. Angeblich gab es hier in der Gegend Wildschweine.
    Als Schutz vor dem Regen hob sie die eine Hand vor die Augen und starrte angespannt auf den Weg.
    „Es ist ein Hund!“, schrie sie.
    Endlich ging die Tür an der Fahrerseite auf.
    Sie beugte sich vor, war aber auf der Hut. Ein Riesenvieh, ein Rottweiler.
    War er etwa …?
    In diesem Moment gab der Hund ein Winseln von sich.
    „Er lebt!“, schrie sie. „Wir müssen ihn zum Tierarzt bringen!“
    Der Fahrer blieb stehen und musterte sie mit einem seltsamen Blick, als sie zurückkam.
    „Los! Schnell! Wenn Sie rückwärts herfahren, können wir ihn einladen!“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Das ist keine gute Idee, glaube ich“, sagte er schließlich.
    Sie verstand. Er hatte getrunken und das sollte niemand erfahren.
    „Aber dann stirbt er doch!“
    Er starrte sie bloß stumm an.
    „So was Fieses!“ Sie angelte ihr Handy aus der Tasche.
    „Was machst du da?“, fragte er beunruhigt.
    „Die Polizei anrufen.“
    Jetzt stand er neben ihr.
    „Tu das nicht!“
    „Wie kann man sich nur betrunken ins Auto setzen!“
    „Ich bin nicht betrunken.“
    Er versuchte sie zu hindern, hielt sie fest.
    „Lassen Sie mich gefälligst los!“
    Sie schlug seine Hände beiseite, aber er bekam sie erneut zu fassen. Sie wand sich und stemmte sich dagegen und wäre seinem Griff schon fast entschlüpft, als sie auf dem glitschigen Laub ausrutschte und nach hinten fiel. Ihr Kopf schlug auf, dann wurde alles schwarz.

KAPITEL 1
    Ich lag im Bett mit einem Buch von Moa Martinson, ein Klassiker, über den ich in der Schule ein Referat halten sollte. Ich hatte noch nicht einmal das erste Kapitel geschafft.
    Aber man darf die Hoffnung nie aufgeben. Ich versuche das Leben meistens von der guten Seite zu sehen. Das muss man, wenn man Afrodite Svea Andersson heißt.
    Also, ich sage nur … Afrodite!
    Ich werde auch Nisse genannt, zumindest von Papa. Mama und alle anderen nennen mich zum Glück nur Svea.
    Meine Mutter ist Künstlerin. Sie lässt sich von Griechenland und der griechischen Mythologie inspirieren und
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